Ausstellung "ZONDEK – Arzt Am Urban"

Im Foyer des Vivantes Klinikum Am Urban zeigt eine Ausstellung das Leben und Wirken von Herrmann Zondek. Am Standort war er Ärztlicher Direktor und zählte in den 1920er Jahren zu den renommiertesten Medizinern Deutschlands, bis er von den Nationalsozialisten verfolgt und vertrieben wurde.
Dort, wo heute Besucher, Patienten und Klinikmitarbeitende durch die Eingangshalle des Krankenhauses laufen oder auf einer der Bänke verweilen, hat Illustratorin Romy Blümel Glasvitrinen mit sieben Episoden aus dem Leben Herrmann Zondeks gestaltet: gemalt auf Glas in mehreren Schichten, dazu Zitate und kurze Erklärtexte.
Geschichte mitten im Klinikalltag, die auch den heutigen Ärztlichen Direktor des Vivantes Klinikum Am Urban, Prof. Ahmed Magheli, bewegt: „Hermann Zondek ist ein Vorbild für mich: ein hoch angesehener Arzt mit einem starken sozialen Bewusstsein. In vielerlei Hinsicht verkörpert er die Werte, für die Vivantes heute steht. Ich freue mich sehr, dass wir seine Geschichte auf so einfallsreiche und zugängliche Weise mit Patient*innen, Mitarbeiter*innen und Besucher*innen teilen können.“

Hermann Zondek war in den 1920er Jahren einer der angesehensten Ärzte Deutschlands. Der deutsche Außenminister Gustav Stresemann, Reichstagspräsident Paul Löbe und viele weitere Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kultur der damaligen Zeit zählten zu seinen Patientinnen und Patienten.
Herrmann Zondek: „Die ‚Urban-Jahre‘ darf ich wohl als die arbeitsreichsten, die körperlich und seelisch anstrengendsten, aber auch die befriedigendsten meines Lebens bezeichnen.“
Als Ärztlicher Direktor prägte er das Klinikum am Urban, bis er 1933 von den Nationalsozialisten Arbeitsverbot erhielt, weil er Jude war. Nach Zwischenstationen in der Schweiz und Großbritannien emigrierte er schließlich nach Jerusalem. Dort gelang es ihm, sich wieder einen Namen als Mediziner zu machen und unter anderem Mitglieder arabischer Königsfamilien zu behandeln. 1979 verstarb Hermann Zondek. Sein persönliches Erbe, darunter zahlreiche Dokumente und Gegenstände, wird heute in der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem aufbewahrt.
Doch es brauche auch neue Formen von Erinnerungskultur im öffentlichen Raum, ist die Kuratorin und Geschäftsführerin des Freundeskreises Yad Vashem, Ruth Ur, überzeugt: „In Deutschland wächst das Gefühl, dass die Erinnerungskultur gescheitert ist. Dem stimme ich nicht zu, aber wir müssen mit verschiedenen Formaten und Orten experimentieren. Die Installation im Klinikum Am Urban ist ein Beitrag, neue Ansätze der Erinnerung zu erproben und an eine bedeutende Berliner Persönlichkeit zu erinnern.“
Der Film zur Ausstellung hier.
Die Ausstellung "ZONDEK – Arzt Am Urban" ist im Foyer des Vivantes Klinikum Am Urban in Berlin-Kreuzberg, Dieffenbachstr. 1, 10967 Berlin, zu sehen, täglich von 9 bis 20 Uhr.
Freundeskreis Yad Vashem e.V.
Eine der zentralen Aufgaben des 1997 gegründeten deutschen Freundeskreises von Yad Vashem ist, die Arbeit der internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Dafür stärkt der Verein nicht nur die Beziehungen zwischen der Holocaust Gedenkstätte und deutschen Institutionen, sondern bietet zahlreiche Bildungs- und Gedenkprogramme in Zusammenarbeit mit Yad Vashem an. Mehr Informationen über die Arbeit des Freundeskreises Yad Vashem und die Ausstellung lesen Sie unter https://www.yad-vashem.de