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"Beckenendlagen-Dreamteam" – Hebamme Annette feiert 40jähriges Dienstjubiläum

Seit 40 Jahren arbeitet Hebamme Annette Müller im Kreißsaal des Vivantes Klinikum Kaulsdorf. Rund 3800 Babys hat sie in dieser Zeit auf die Welt geholfen – und trotzdem wird ihr der Job nie langweilig.

Was begeistert Sie so am Beruf der Hebamme, Frau Müller?

Jede Geburt ist einzigartig, jede Geburt hat etwas Magisches und jede Frau ist anders - die unterschiedlichen Charaktere und Temperamente der Mütter zeigen sich gerade in solchen besonderen Momenten, aber immer ist es emotional. Ich habe Mütter jeden Alters begleitet von 13jährigen Schülerinnen und Frauen mit 45 Jahren. Geburten sind kleine Wunder. Manchmal habe ich stille Geburten betreut, es gibt also auch traurige Momente, aber das gehört dazu. Wir begegnen Frauen aller Nationen und Kulturen, in den 80ern zum Beispiel kamen viele kubanische und vietnamesische Gastfamilien.

Klappt dann die Verständigung?

Ich sage immer, die Kinder kommen auf jeden Fall – egal welche Sprache die Eltern sprechen. Wenn wir uns sprachlich nicht austauschen können, haben wir immer noch Mimik und Gestik. Und wir sind zu zweit: Eine Kollegin leitet die Mutter an, die andere entbindet das Baby.  

Gibt es nach so vielen Jahren Routine bei den Abläufen?

Ich würde sagen, wir wissen genau, was wir tun, aber Routine im Sinne einer Gewohnheit darf es nicht geben, um mit den unterschiedlichen Herausforderungen einer Geburt umzugehen. Eine große Sicherheit habe ich durch das enge Verhältnis mit meinen Kolleginnen entwickelt. Die Klinik ist zu meinem dienstlichen Zuhause geworden, deshalb habe ich auch nie den Arbeitgeber gewechselt.

Eine langjährige Kollegin ist z.B. die Oberärztin Angelika Reinl. Seit 1987 arbeiten Sie zusammen. Frau Reinl, wie erleben sie die Zusammenarbeit?

Wir vertrauen und verstehen uns blind und wissen, was die andere denkt, ohne darüber reden zu müssen. Davon profitieren auch die Frauen. Inzwischen werden wir das „Beckenendlagen-Dreamteam“ genannt, da wir beide viele schwierige Geburten gemeinsam betreut und begleitet haben, auch aus dem Freundes-Kolleg*innen und Bekanntenkreis.

 

 

Frau Müller, Sie haben mit 16 Jahren ihre Ausbildung begonnen. Wussten Sie schon immer, dass sie Hebamme werden wollten?

Ja! Meine Mutter hat 1960 den Hebammenberuf gelernt, bekam dann vier Kinder und konnte ihn nicht ausüben. Ich habe sozusagen weitergeführt, was sie angefangen hat. Ich bin in Kaulsdorf tief verwurzelt und habe zu vielen Kolleg*innen eine enge Bindung, auch aus den anderen Fachbereichen. 

Hat sich im Laufe Ihrer Arbeitsjahre etwas verändert?

Die Eltern googeln heutzutage ehrlich gesagt zu viel. So kommt es manchmal zu Missverständnissen, falschen Selbstdiagnosen oder Interpretationen. Was mich selbst betrifft, wird die Schichtarbeit mit dem Alter beschwerlicher, aber die Liebe zu diesem so wunderschönen Beruf und das Lächeln der glücklichen Eltern überwiegen.

Gibt es Geburten, die Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben sind?

Eine Mutter bekam ihr erstes Kind. Alle dachten, es sei ein Junge… als sich dann herausstellte, dass es ein Mädchen war, hatten die Eltern noch keinen Vornamen ausgesucht. Kurzerhand wurde das Baby nach mir „Annette“ genannt, das hat mich gefreut und berührt. Inzwischen hat diese Annette selbst schon ihr zweites Kind bei mir zur Welt gebracht…

 

Fotos: Kevin Kuka/ Vivantes