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Geimpft in den Herbst – Vivantes schützt Mitarbeitende

Der leitenden Vivantes Betriebsarzt Dr. Oliver Schad steht durch die Pandemie vor großen Herausforderungen und organisiert derzeit die nächste große Impfkampagne zum Schutz gegen Covid.

Seit Anfang des Jahres ist Dr. Oliver Schad leitender Betriebsarzt bei Vivantes und setzt sich für Gesundheitsprävention und ein gesundes Arbeitsumfeld der Kolleg*innen aus allen Bereichen ein – von Reinigungs- bis Pflege-Teams und Ärzt*innen. Gleich zum Dienstantritt stand er durch die Pandemie vor großen Herausforderungen und organisiert derzeit die nächste große Impfkampagne zum Schutz gegen Covid.

Wie war Ihr Start bei Vivantes Herr Dr. Schad?

Ich bin sehr herzlich aufgenommen worden – sowohl von meinem eigenen Team, als auch den Nachbarbereichen mit denen wir viele Schnittstellen haben, wie beispielsweise der Hygiene. Der Teamspirit, den ich bei Vivantes erlebe, ist viel größer, als man von außen wahrnimmt – das bestärkt mich in meiner Arbeit.

Für den Herbst planen Sie die nächste Impfkampagne. Ist die Impfquote unter den Mitarbeitenden nicht bereits sehr hoch?

Das stimmt, rund 98 Prozent der Beschäftigten bei Vivantes sind zwei Mal geimpft. Ab Oktober gibt es allerdings eine neue Gesetzeslage: Dann gilt man mit zwei Impfungen nicht mehr als ausreichend immunisiert und eine dritte Impfung oder nachgewiesene Genesung sind für eine vollständige Immunisierung vorzuweisen. Die Immunisierungsquote fällt dann also zunächst wieder auf ca. 90 Prozent ab.

Wie schätzen Sie die Bedeutung der Impfung grundsätzlich ein?

Zunächst einmal möchte ich deutlich sagen, dass Covid-Impfungen grundsätzlich zu empfehlen sind. Im British Medical Journal – das mit unserem Ärzteblatt vergleichbar ist – zeigten kürzlich Daten, dass ohne eine Impfung zu Beginn der Pandemie, ca. zehn Prozent aller Mitarbeiter*innen (mit Patient*innenkontakt) – zeitgleich – und nur durch Covid19 erkrankt und somit arbeitsunfähig gewesen wären. Das Chaos und die „Opferzahlen“ zu dieser Zeit wären noch viel größer gewesen. Ohne die Impfungen wären die Personalausfälle auch in der zweiten Pandemiewelle (jedenfalls in England) um 69 Prozent höher gewesen. Wir können also sehr dankbar sein, dass die Impfung so schnell möglich war. Diese Erkenntnis ist natürlich auch für die nächsten Erkrankungswellen wichtig.

Empfehlen Sie den Mitarbeitenden also eine vierte Impfung?

Wer möchte, kann sich ein viertes Mal impfen lassen – das geht auch bereits heute, sofern sich jeweils mehrere Kolleg*innen finden, damit keine Ampullen mit Impfstoff verworfen werden müssen. Die StiKo empfiehlt die vierte Impfung ja bei Tätigkeiten mit direktem Patientenkontakt in jeder (erwachsenen) Altersgruppe. Außer, es wurde nach oder zwischen den drei Impfungen auch eine Infektion (PCR-Nachweis!) durchlebt.

Zunächst aber gilt es, epidemiologisch vorrangig, die bekannten Impflücken zu schließen, denn eine große Anzahl von Mitarbeitenden haben noch keine zweite oder dritte Impfung bzw. Zweitimpfung plus überstandene Erkrankung. Das heißt, wir empfehlen zunächst die Lücken beim ersten Booster zu schließen.

Wie erreichen Sie die Kolleg*innen?

Wir sensibilisieren unsere Teams über unsere Kommunikationskanäle wie die internen News und informieren im Spätsommer über das Impfangebot mit einem zweiten Booster. Wer noch nicht ausreichend geschützt ist, erhält außerdem eine Erinnerung über den Personalbereich.

Wie stemmen sie die logistische Herausforderung so viele Mitarbeitende zu impfen?

Wir machen an allen acht Vivantes Standorten, an zwei Medizinischen Versorgungszentren sowie in der Unternehmenszentrale Impfangebote. Schwangere werden in den Gynäkologien geimpft. Es gibt natürlich auch viele Kolleg*innen, die sich andernorts impfen lassen.

Oft war von verworfenen Impfdosen zu lesen. Wie disponieren Sie die Mengen?

Stimmt, die bestellte Menge muss zur Nachfrage passen. Wir schätzen die benötigten Dosen derzeit noch, erwägen aber auch eine Befragung der Mitarbeiter*innen zum Bedarf.

Welche Wirkstoffe werden verwendet?

Bisher setzen wir nach wie vor auf die mRNA-Impfstoffe Biontech und Moderna. Sollten neue Impfstoffe zugelassen – und von der StiKo auch empfohlen – werden, zudem dann auch beschaffbar sein, werden wir versuchen diese auch anzubieten.

Für welchen Zeitraum ist die Kampagne angesetzt?

Das hängt von der Entwicklung der Pandemie ab. Wir starten im September, setzen die Kampagne nötigenfalls im Oktober und November fort – auch wenn ein neuer Impfstoff oder eine neue Virusvariante das erfordern, passen wir uns an und bauen das Angebot aus.

Kolleg*innen die nicht geimpft oder genesen sind, werden dem Gesundheitsamt gemeldet – wie erhält man einen Genesenennachweis?

Gesetzlich sind ab Oktober drei „Ereignisse“ nachzuweisen, davon min. zwei Impfungen. Die Impfungen erfassen wir in unserem System und wer nach zwei Impfungen erkrankt, braucht einen negativen PCR-Test um seine Genesung geltend zu machen.

Noch ein Wort zu Ihnen selbst: Waren Sie immer schon Betriebsarzt?

Ich arbeite seit 35 Jahren im Gesundheitswesen. 1987 habe ich als Zivi im Krankenhaus angefangen, dann eine Ausbildung als Pfleger angehängt, Medizin studiert, Fachärzte absolviert, im In- und Ausland gearbeitet, als Allgemeinmediziner, aber auch chirurgisch und in der Notfallmedizin. Seit 2008 bin ich schließlich im jetzigen Bereich Arbeitsmedizin tätig. Ich habe aber auch Erfahrungen in der Industrie gesammelt. Jedes Jahr versuche ich in verschiedenen Abteilungen einer Klinik zu hospitieren, um immer zu wissen, wie es dort derzeit läuft und die teils dramatischen Veränderungen mitzuerleben und beurteilen zu können. Ich bin immer wieder beeindruckt, was dort geleistet wird!

Vielen Dank für das Gespräch!