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Hautkrebs – was von hier aus sichtbar ist

Wir wissen, wie gefährlich die Sonne unserer Haut werden kann. Gerade die keltischen Hauttypen mit heller Haut haben ein hohes Hautkrebsrisiko. Aber auch der sogenannte europäische Typ sollte sich nicht zu starker Sonneneinstrahlung aussetzen. Doch auch genetische Veranlagungen können Hautkrebs begünstigen. Dr. Martin Schomaker ist Oberarzt in der Dermatologie des Klinikums Spandau, die Teil des Vivantes Hauttumorzentrums ist und operiert als ausgewiesener Experte dort täglich Hauttumore.

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Mit welchen Hautkrebsarten haben Sie zu tun?

Dr. Martin Schomaker: Der mit Abstand gefährlichste ist der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom), außerdem gibt es das Basalzellkarzinom, das auch weißer Hautkrebs genannt wird und den Stachelzellkrebs. Letzterer kommt vor allem auf den sogenannten „Sonnenterassen“ vor, also den Hautstellen, die der Sonne besonders stark ausgesetzt sind wie die Unterlippe, das Ohr oder die Nase.

Warum ist der schwarze Hautkrebs so gefährlich?

Der schwarze Hautkrebs kann zum Tod führen, weil er Tochtergeschwüre aussendet, zum Beispiel in die Leber, die Lunge, die Knochen, oder das Gehirn. Hautkrebs kommt heutzutage häufiger vor als früher, verläuft aber seltener tödlich. Inzwischen sind die Menschen besser informiert, der Krebs wird früher entdeckt, auch durch Vorsorge-Screenings, es gibt Medikamente, die die Ausbreitung eines Tumors aufhalten können – dennoch gibt es keine Heilungsgarantien.

Kann man einen entstehenden Hautkrebs auch als Laie erkennen?

Ja, wenn sich Muttermale innerhalb von wenigen Monaten verändern, sollte man das abklären lassen. Es können unterschiedlichste Veränderungen sein: schwarze Flecken bilden sich, es blutet, das Muttermal wächst, oder die Ränder verändern sich, es wird dunkler, nimmt an Volumen zu, beginnt zu jucken – oder verschwindet sogar völlig.

Wie gehen Sie vor, wenn ein Patient mit schwarzem Hautkrebs zu Ihnen kommt?

Patienten kommen entweder voroperiert von einem niedergelassenen Dermatologen, Chirurgen oder Hausarzt zu uns die die Gewebeproben bereits haben untersuchen lassen, oder werden bei uns operiert. Die vollständige, knappe Exzision des verdächtigen Muttermals nennen wir Exzisionsbiopsie.

Was passiert mit diesem knapp herausgeschnittenen Gewebe?

Wir schicken es in unsere Pathologie, wo ein histologischer Befund gestellt wird. Danach wissen wir, ob es sich tatsächlich um einen Hautkrebs handelt und wie tief er bereits ins Gewebe eingedrungen ist, also wie „dick“ er ist.

Was bedeutet es, wenn der Hautkrebs „dünn“ oder „dick“ ist?

Ist er dünn, also  unter einem Millimeter groß ist er in der Regel noch nicht so weit  fortgeschritten, und zur weiteren Ausbreitungsdiagnostik (Staging) reicht die klinische Untersuchung und eine Lymphknotensonographie aus, das Melanom wird dann nachgeschnitten mit einem Sicherheitsabstand von einem Zentimeter. Ist er aber fortgeschrittener, wird eine weitreichendere Ausbreitungsdiagnostik durchgeführt – . Dazu gehören Untersuchungen wie ein Ganzkörper-CT, ein Schädel-MRT und eine sog. Schildwächter-Lymphknoten-Biopsie bei der der dem Melanom nachgeschaltete Lymphknoten mit entfernt wird. Der Sicherheitsabstand bei der Nachexzision von dickeren Melanomen ist dann immer zwei Zentimeter.

Welche Ergebnisse erhält man durch dieses „Staging“?

Es lässt sich herausfinden, ob der Tumor bereits gestreut und Metastasen in anderen Organen gebildet hat. Der Patient wird dann in einer interdisziplinären Tumorkonferenz vorgestellt. Dort besprechen Spezialisten auch aus anderen Fachgebieten, ob eine bestimmte Metastase operativ entfernt werden kann oder ob andere moderne Therapien zum Einsatz kommen. 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, wenn nicht mehr operiert werden kann?

Neben der Immuntherapie, bei der Tumore mithilfe des eigenen Immunsystems bekämpft werden, bieten wir auch die zielgerichtete Therapie an, die das Wachstum des Tumors hemmt sowie die bekannte Chemotherapie und natürlich alle modernen radiologischen Therapien. Diese Therapien werden auch häufig adjuvant d.h. unterstützend eingesetzt, wenn aktuell zwar keine Metastasen vorhanden sind, bei dem Patienten aber aufgrund der Tumordicke eine erhöhte Metastasierungswahrscheinlichkeit besteht. 

Wieviele Operationen führen Sie im Jahr durch?

Im standortübergreifenden Vivantes Hauttumorzentrum werden jedes Jahr mehr als 1000 Patient*innen mit Basaliomen und mehr als 800 Patient*innen mit Stachelzellkrebs operiert. Der schwarze Hautkrebs ist seltener. Mit dieser Diagnose werden jährlich ungefähr 400 Patienten operiert.

Die Behandlung ist ja interdisziplinär, wird sie in der Onkologie durchgeführt?

Als Hauttumorzentrum und damit onkologische Dermatologie sind wir von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert worden und führen das gesamte Spektrum der notwendigen Operationen und Behandlungen hier in der Klinik und in enger Zusammenarbeit mit unseren internistischen Onkologen durch. Angefangen mit den Operationen, über die systemische Therapie bis hin zur Nachsorge. In einem ganzheitlichen Ansatz begleiten wir die Patientinnen und Patienten aber sowohl psychoonkologisch, sozialmedizinisch als auch palliativ.