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Neue Heimat Vivantes

Ein tunesischer Pfleger erzählt von seinem ersten Jahr in Deutschland

Louay Mhamdi ist 24, kommt aus Tunesien, lebt seit einem Jahr in Deutschland und arbeitet als Gesundheits- und Krankenpfleger im Vivantes Klinikum Spandau. In seiner Heimat gibt es genug Fachkräfte, während sie hierzulande gesucht werden. Im Gespräch erzählt er, warum er zu Vivantes gekommen ist.

Herr Mhamdi, warum wollten Sie nach ihrem Pflegestudium nach Deutschland auswandern?

In der Stadt, aus der ich komme, Gafsa, im Süd-Westen von Tunesien, muss man nach dem Pflegestudium drei Jahre warten, bis man eine Arbeit in einem städtischen Krankenhaus anfangen kann. Ich hatte auch schon viele Freunde in Deutschland, die ihre guten Erfahrungen hier genossen haben.

In Tunesien wird Französisch gesprochen – kam Frankreich nicht in Frage?

In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten zur Weiterbildung und Entwicklung. Meine berufliche Zukunft liegt mir am Herzen. Ich würde gerne mein Deutsch verbessern und bei Vivantes Management im Gesundheitswesen studieren.

Hatten Sie schon Deutschkenntnisse, bevor sie hergekommen sind?

Ja, in Tunesien hatte ich in 6 Monaten das Niveau B1 erreicht und die Prüfung danach auch in Deutschland bestanden. Dann habe ich 11 Monate lang meine Anerkennung gemacht, mit der Bürokratie dauerte es noch länger, bis ich meine Urkunde hatte. Jetzt habe ich einen Aufenthaltstitel, um als Gesundheits- und Krankenpfleger zu arbeiten.

Wie war Ihr Start bei Vivantes?

Am Anfang hatte ich mit Schwierigkeiten zu kämpfen aber ich würde sagen, dass ich mich rasch anpassen kann. Einige Kollegen unterstützen mich beim Lernen und sind stets freundlich. Bei der Anerkennung gab es auch einen Kurs für Fachsprache, denn ich habe sofort gearbeitet und habe erst nicht alle Begriffe verstanden, die ich im Krankenhaus brauche. Natürlich gibt es auch eine Sprachbarriere und der Berliner Dialekt ist schwer und manchmal verstehe ich alte Leute nicht gut.

Haben Sie sich den Fachbereich Viszeralchirurgie ausgesucht?

Ich wollte auf jeden Fall in die Chirurgie. Da habe ich in Tunesien auch gearbeitet und in der Rettungsstelle. Jetzt kann ich entscheiden, ob ich mich weiterentwickeln möchte zur Intensivpflege, oder in Richtung Management. Das will ich machen und dann Ausländern helfen, wenn sie hier eingesetzt werden. Ich sehe schon an den Gesichtszügen, ob jemand verstanden hat, was gesagt wurde.

Gibt es viele Unterschiede bei der Arbeit in der Pflege zwischen beiden Ländern?

In Tunesien geben auch Pflegekräfte Spritzen, legen Zugänge, machen Blutabnahme. Hier machen das Ärzt*innen und entscheiden. In Deutschland finde ich die Dokumentation besser und die Technologie. Im Orbis-Programm sehe ich genau, was die Patient*innen haben und was passiert ist  – das ist wichtig und hilft sehr nach einer Übergabe.

Haben Sie manchmal Heimweh?

Ich war einmal zu Hause für zwölf Tage und vermisse meine Mutter, wir haben eine enge Beziehung. Und es ist schwer alles allein zu machen, kochen zum Beispiel. Weil ich muslimisch bin, muss ich etwas weiter fahren, um Fleisch zu kaufen, das halal ist.

Wie sind Ihre Zukunftspläne?

Erst wollte ich 10 oder 15 Jahre bleiben. Dann habe ich mich an die Arbeit gewöhnt und den Rhythmus und würde gerne länger hier sein. Ich habe eine Verlobte in Tunesien, sie ist auch Krankenschwester, vielleicht kann sie herkommen und wir können beide bei Vivantes arbeiten.