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Geflüchtete aus der Ukraine ziehen in die Hauptstadtpflege

Geflüchtete aus der Ukraine ziehen in die Hauptstadtpflege

Seit März 2022 erreichten viele Geflüchtete aus der Ukraine das Aufnahmezentrum in Tegel, darunter Familien, aber auch alte Menschen denen es gesundheitlich sehr schlecht ging. Helma Diesfeld arbeitet als Überleitungskoordinatorin in der Vivantes Hauptstadtpflege. Dank Ihres Engagements konnte vielen Menschen geholfen werden, die in Berlin ein neues Zuhause gefunden haben.

Frau Diesfeld, wie haben Sie davon erfahren, dass Ihre Hilfe in Tegel gebraucht wurde?

Helma Diesfeld: Ein ehemaliger ärztlicher Kollege aus dem Vivantes Humboldt-Klinikum war vor Ort und hatte das große Leid gesehen, pflegebedürftige Männer auf Feldbetten angetroffen, Frauen mit Demenz, die eine vierzigstündige Fahrt hinter sich hatten. Über unser Netzwerk kam der Kontakt zu mir zustande. Als ich die desolaten Zustände sah, Menschen mit offenen Wunden, mit Druckgeschwüren, unterernährt, in kaputten Rollstühlen, betende und weinende Frauen, musste ich sofort handeln.

War eine direkte Aufnahme in die Seniorenpflegeeinrichtungen überhaupt möglich?

Helma Diesfeld: In vielen Fällen mussten die Geflüchteten zuerst ins Krankenhaus. Eine Frau wollte ihren Mann erst gar nicht loslassen, wir mussten uns verständlich machen und erklären, dass er dringend eine Klinikbehandlung brauchte. Aber eine Aufnahme war erst möglich nachdem wir grundlegende Fragen geklärt hatten – Impfungen, ein Screening möglicher Erkrankungen wie HIV oder TBC – viele Menschen kamen aus ländlichen Regionen mit schlechter medizinischer Versorgung und auch die Registrierung musste erst mit dem LAF geregelt werden. 

Beeindruckend, was Sie auf die Beine gestellt haben!

Helma Diesfeld: Ja, aber mit meinen Kolleginnen Frau Dr. Barbara Naumann und Frau Dr. Eugenia Chares aus dem Klinikum Kaulsdorf, die perfekt russisch spricht, hatten wir großartige und beherzte Unterstützerinnen. Wir organisierten Krankentransporte, bestimmten den Pflegegrad, begutachteten den Gesundheitszustand. In der Klinik wurden Röntgenaufnahmen der Lunge gemacht und weitere ärztliche Erstuntersuchungen.

Und nach der Erstversorgung konnten die Ukrainer*innen in die Hauptstadtpflege wechseln?

Helma Diesfeld: Genau, nach einigen Tagen haben wir sie ins Haus Rhinstraße übernommen, dort waren noch Plätze in einem Wohnbereich frei. Viele Kolleg*innen sprechen dort russisch und wurden von uns als Übersetzer*innen hinzugezogen – vom Pflegepersonal, über die Sozialarbeiterin bis zum Hausmeister und Kolleg*innen aus der Hauswirtschaft.

Die Sprache hat bestimmt die Eingewöhnung erleichtert, oder?

Helma Diesfeld: Auf jeden Fall. Die Frau, die sich erst von ihrem Mann nicht trennen wollte, war selbst nicht pflegebedürftig, zog aber auch bei uns mit ein. Als es ihm nach einigen Monaten guter Pflege besser ging, haben wir ein betreutes Wohnen für das Ehepaar organisiert.

Sind viele von den Familien und Ehepaaren in der Hauptstadtpflege geblieben?

Helma Diesfeld: Wir haben eine kleine ukrainische Community, mit der wir auch ein ukrainisches Weihnachtsfest gefeiert haben. Von den rund fünfzig Menschen ist noch ungefähr die Hälfte bei uns. Manche sind aber weiter gereist zu Angehörigen in anderen Städten, oder leben in ihren eigenen Wohnungen. Andere bleiben uns weiterhin durch ehrenamtliches Engagement verbunden.

Sie sind mit Ihrem Engagement auch für „Vivantes ausgezeichnet“ nominiert worden, herzlichen Glückwunsch!

Helma Diesfeld: Vielen Dank, das hat uns sehr gefreut und ist natürlich ein gemeinschaftliches Verdienst! Das Preisgeld werden wir übrigens der Ukraine-Hilfe spenden.

 
Vivantes ausgezeichnet!

Der Ideenwettbewerb „Vivantes ausgezeichnet!“ ist ein Ideenwettbewerb für besonderes Engagement der Vivantes Mitarbeiter*innen. Seit 2016 wird der Preis jährlich in den Kategorien Forschung und Lehre, Soziales, Qualität sowie als Jurypreis verliehen.

Alle Nominierten:

Auszeichnung 2022 | Vivantes

Mehr über die Vivantes Hauptstadtpflege:

https://hauptstadtpflege.vivantes.de/