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Der Demenz die Stirn bieten

Unsere Gesellschaft wird immer älter. Damit nimmt auch die Zahl von Alterserkrankungen zu, unter anderem Demenz. Doch bis zu welchem Moment handelt sich nur um eine simple Schusseligkeit und wann fängt eine echte Demenz an. Manchmal stecken hinter Sorgen, an Demenz erkrankt zu sein, auch ganz andere Ursachen: Eine Untersuchung in der so genannten Memory Clinic kann helfen.

Demenz gibt es in unterschiedlichen Varianten und Ausprägungen. Früh erkannt lässt sich Demenz bisher zwar nicht heilen, das Fortschreiten der Krankheit aber deutlich verzögern, sagt Dr. Christoph Richter, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Vivantes Klinikum Kaulsdorf. Im Interview erklärt er, wie eine Untersuchung in einer so genannten Memory Clinic helfen.

Herr Dr. Richter, wann sollte ich mich dieser Untersuchung stellen?

Wer sich an Namen oder Ereignisse nicht mehr erinnert, oft im Gespräch Worte nicht mehr leicht findet, sich im vertrauten Umfeld nicht mehr gut zurechtfindet oder Probleme hat, den Alltag zu bewältigen. Oft fallen auch Angehörigen eine Verhaltensänderung zuerst auf. Es kann in jedem Fall von Vorteil sein, sich früh auf eine mögliche Demenz untersuchen zu lassen. Je früher eine Demenz erkannt wird, desto besser kann das Fortschreiten der Erkrankung verzögert und das Leben nach der Diagnose geplant werden.

Was muss ich tun, damit ich oder ggf. mein Angehöriger so eine Untersuchung erhält?

Sie benötigen eine Überweisung zur teilstationären Behandlung durch die Hausärztin oder den Hausarzt. Dann können Sie in der Memory Clinic telefonisch einen Termin vereinbaren.

Wie läuft die Diagnostik ab?

Wir planen dafür drei Tage in unserer Tagesklinik. Am ersten Tag erfolgt ein Erstgespräch und ein ausführlicher neuropsychologischer Test, in dem unter anderem Fähigkeiten des Kurz- und Langzeitgedächtnisses, der Sprache und des Denkvermögens abgefragt werden. Wenn sich hier der Anfangsverdacht einer Demenz bestätigt, folgen an den darauffolgenden Tagen Untersuchungen des Blutes und des Kopfes mit einem MRT oder CT. Denn einige Demenzformen lassen sich auch physiologisch darstellen, beispielsweise in Form von geschädigten Gefäßen.

Das ist das Wichtigste, um mit Demenz zu leben: möglichst lange positive Erfahrungen aus sozialen Beziehungen, Tagesstruktur und Beschäftigung zu ziehen.

Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Vivantes Klinikum KaulsdorfDr. Christoph Richter

Was geschieht nach der bestätigten Diagnose?

Wir erstellen mit dem Patienten einen Therapieplan und bieten sozialmedizinische Beratung an. Hilfreich ist auch, wenn ein Angehöriger bei diesen Gesprächen dabei ist. So kann man gemeinsam überlegen, wie sich trotz der Diagnose „Demenz“ das Leben weiterhin lebenswert gestalten lässt. Denn das ist das Wichtigste, um mit Demenz zu leben: möglichst lange positive Erfahrungen aus sozialen Beziehungen, Tagesstruktur und Beschäftigung zu ziehen.

Wie können Angehörige unterstützen?

Zunächst geben sie dem Betroffenen Vertrautheit und Sicherheit. Das ist ein wichtiger Aspekt. Sie können den Demenz-Erkrankten motivieren, sich nicht zurückzuziehen, sondern weiterhin aktiv am Leben teilzunehmen. Gemeinsame Unternehmungen wie Spaziergänge, Ausflüge – aber auch regelmäßige Besuche von Sport- und Freizeitangeboten in der Nachbarschaft, wie zum Beispiel gemeinsames Singen, musikalisch-rhythmische Bewegungen oder ein Gymnastikkurs – wären gute Möglichkeiten. In den Beratungsgesprächen der Memory Clinic geben wir auch Hilfestellungen, was in der individuellen Situation geeignet sein könnte.

 

Memory Clinic an den Vivantes-Standorten

Vivantes Klinikum Kaulsdorf

Vivantes Klinikum Spandau

Fotos: 
Titelbild: Pixabay, family-gfd526ef7e
Portrait: Vivantes