Erstes Bonding beim Stillen - der Beginn einer lebenslangen Bindung

Gabriele Schrader ist Stillberaterin in der Geburtsklinik im Vivantes Klinikum Am Urban. Sie ist für alle frisch entbundenen Mütter da, aber auch für jene, die keine Nachsorge-Hebamme haben und sich auch nach dem Klinikaufenthalt noch Unterstützung für’s Stillen wünschen.
Die Empfehlungen für Mütter und den Umgang mit dem Stillen haben sich immer wieder verändert. Wo stehen wir heute?
Es gibt keine bessere, dem menschlichen Säugling angepasste Nahrung, mit lebensnotwendigen Bausteinen, die das Immunsystem fördern, aufbauen und schützen.
Muttermilch ist in den Fokus der Forschung gerückt, wir wissen heute mehr denn je über diese kostbare Nahrung und ihren Benefit für Mutter und Kind.
Ich bin Still- und Laktationsberaterin und natürlich freue ich mich, wenn die kleinen Menschenkinder mit Muttermilch ernährt werden.
Und doch stelle ich die Frage den Müttern und Eltern-Paaren: Wollen Sie stillen? Wie ist Ihre Vorstellung davon?
Was bekommen Sie als Antwort?
Manche sagen „ich weiß, dass Stillen gut für mein Kind ist und für sein späteres Leben, also mache ich das“, andere sagen „ich freue mich unheimlich drauf!“, wieder andere „ich möchte höchstens sechs Wochen stillen und dann abpumpen, um mir die Aufgabe mit meiner/meinem Partner*in zu teilen“, oder „ich stille, wenn es klappt.“ Es gibt keine „richtige“ Antwort.
Woran liegt es, wenn es mit dem Stillen nicht klappt?
Die Sorge, es könnte nicht klappen, ist auch historisch begründet – Stillen war nicht immer populär, die Neugeborenen wurden noch bis in die neunziger Jahre von ihren Müttern in der Klinik separiert, es gab kein Rooming-In, häufig gab es feste Fütterungszeiten, was dazu führte, dass die Mütter nicht gut in die Milchbildung kamen. Die Ursachen für Stillprobleme sind oft nicht monokausal; die neugeborenen Babys können zwar saugen, an der Brust müssen sie es jedoch erst lernen.
Die Gründe dafür, dass das Stillen anfänglich nicht, oder auch danach gar nicht klappt sind vielfältig und haben sehr unterschiedliche Ursachen.
Wie unterstützen Sie, wenn es Probleme gibt?
Zuerst versuchen wir die Ursachen zu ergründen. Manchmal hilft einfach eine Korrektur der Stillposition. Manche Kinder können nach der Geburt den Mund nicht weit öffnen. Sie haben Verspannungen im Nacken oder Kiefer. In diesen Fällen hilft es oft, die Stillposition zu ändern bzw. anzupassen.
Auch Schmerzen und Verspannungen seitens der Mütter verursachen Stillprobleme.
Woher weiß eine Mutter, dass das Baby genug Milch bekommt und satt wird?
Wenn mein Kind trinkt, schluckt, regelmäßig Urin und Stuhlgang hat, also acht bis zehn nasse Windeln in 24 Stunden, dann brauche ich mir keine Sorgen zu machen und benötige auch keine Waage. Die ersten Wochen sollte nach Bedarf gestillt werden. Ein Tag-Nachtrhythmus und längere Schlafphasen entwickeln sich von allein.
Es gibt keine bessere, dem menschlichen Säugling angepasste Nahrung, mit lebensnotwendigen Bausteinen, die das Immunsystem fördern, aufbauen und schützen

Wie lange stillen Mütter durchschnittlich?
In Deutschland liegt der Durchschnitt bei ungefähr drei Monaten, weltweit bei vier Jahren. Mütter, die ich begleite, stillen meist ungefähr ein Jahr lang. Aber ich begleite auch Familien, in denen Frauen nicht stillen oder früh abstillen möchten.
Die Stillphase ist für viele Eltern eine große Umstellung mit Blick auf Logistik und Intimität, oder?
Das stimmt, manche Mütter stellen fest, wie schwierig das Zeitmanagement und die Taktung mit dem Baby ist. Wann gehen wir raus? Was tun, wenn das Baby schreit? Wo können Windeln gewechselt werden? Dann klingelt das Telefon. Manche können sich vorstellen, draußen zu stillen, andere nicht. Wie hält man das Kind? Brauche ich ein Kissen? Ein Tuch als Sichtschutz? Ich nenne diese Phase die „zeitlose Zeit“. Viele Menschen brauchen eine Weile, um wirklich dort anzukommen und sich wieder sicher zu fühlen.
Stillen kann sehr herausfordernd sein, aber es lohnt sich !
Muttermilch schenkt uns Müttern und unseren Kindern Gesundheit !
Stillambulanz im Vivantes Krankenhaus Am Urban
Geburtsmedizin
Für besondere Stillprobleme mit oder ohne Hebamme, wir unterstützen gern!
Antje Siebenborn, IBCLC, Lena Kaiser, IBCLC, Gabriele Schrader, IBCLC