Veröffentlicht am

Gesunde Ernährung: Tipps vom Chefarzt

Gänsebraten, Stollen, Plätzchen. Den meisten von uns ist klar, dass diese Lebensmittel nicht unbedingt zu einer gesunden Ernährung gehören – aber soll man auf die Leckereien ganz verzichten, auch in der Vorweihnachtszeit? Chefarzt Professor Dr. Jürgen Ordemann erklärt, wie man ganzjährig Fettnäpfchen und Zuckerfallen entgeht, das Bauchfett in Schach hält und den Blutzuckerspiegel stabilisiert.

Zu viel Körperfett: Wie falsche Ernährung krankmacht

„Viele von uns essen zu süß, zu fett und vor allem zu viel, und das nicht nur in der Zeit um Weihnachten herum“, sagt Prof. Dr. Ordemann, Leiter und Chefarzt des Berliner Adipositas Zentrums von Vivantes. Er warnt:Wer zu viel Zucker und zu viel Fett konsumiert, wird nicht nur übergewichtig, sondern leider auch adipös. Adipositas ist eine chronische Erkrankung, bei der das Körperfett über ein normales Maß hinausgeht.

Und wer zu viel Bauchfett hat, dem drohen ernste Folgeerkrankungen: Dazu gehören Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel der Diabetes mellitus, Kreislauferkrankungen wir der Bluthochdruck und der Herzinfarkt. Nicht außer Acht zu lassen ist auch das erhöhte Risiko an Tumoren zu erkranken.

Ernährungstipps nicht nur für Weihnachten: Bewusst genießen

Natürlich müssen wir in der Advents- und Weihnachtszeit nicht auf „Leckereien“ verzichten. „In Maßen darf man sich fast alles erlauben“, findet Chefarzt Jürgen Ordemann. „Die Weihnachtszeit ist eine wunderbare Gelegenheit, bewusst zu genießen. Statt sich nur auf üppige Mahlzeiten zu konzentrieren, kann man die Festtage nutzen, um gesunde Leckereien und maßvollen Genuss zu erleben. Bewegung an der frischen Winterluft, wie ein Spaziergang oder eine kleine Wanderung, können das festliche Wohlgefühl ergänzen und hält Körper und Geist in Balance.“ Weihnachten bedeutet also mehr als nur Schlemmen – es ist eine Zeit, um Körper und Seele mit Freude, Gemeinschaft und Leichtigkeit zu nähren.

Sport und Bewegung auch an Weihnachten

Besonders die Weihnachtszeit lade dazu ein, sich noch weniger zu bewegen, meint der Chefarzt: „Die Mentalität „ich gönne mir das“ führt dazu, dass viele Menschen die Auszeit vom Alltag auch mit einer Reduktion der Bewegung verbinden. Die Festtage könnten so zu einer „passiveren“ Lebensweise führen und dazu gehört auch weniger oder gar keinen Sport zu treiben.“

Die Kombination von zu viel Nahrung und zu wenig Bewegung tut dem Körper und auch der Seele nicht gut. „Aber es gibt wunderbare Möglichkeiten, Bewegung in den Feiertag zu integrieren, ohne den Genuss der Festtage zu beinträchtigen. Im Gegenteil, Weihnachtsspaziergänge sind wunderbar den Körper zu aktivieren. Am besten wären natürlich Schneespaziergänge - wenn er denn vorhanden ist“, sagt Prof. Dr. Ordemann. „Also – steigern Sie Ihre Bewegung und dabei können Sie fast sicher sein: Bewegung stimuliert unser Gehirn – und das ist die beste Medizin für fast alles!“

Zuckerfallen: Warum Fertiggerichte und Industrie-Lebensmittel ungesund sind

Sind Fertiggerichte und Softdrinks in Maßen zu empfehlen? „Nein, Fertiggerichte und Softdrinks sind tatsächlich eine Katastrophe für uns und keine Grundlage für eine ausgewogene Ernährung. Sie gehören definitiv nicht auf den Weihnachtstisch und sonst im Jahr auch nicht!“, fasst der Adipositas-Experte zusammen.

Zu viel Zucker auf einmal: Wie Blutzuckerspiegelspitzen entstehen

Natürlich sind Fertigprodukte eine praktische Lösung für unsere hektische Zeit, aber das macht sie auch so gefährlich. Denn Fertiggerichte enthalten viel zu viel Zucker und auch weitere problematische Inhaltsstoffe, die langfristig unsern Körper schädigen, wie der Chefarzt zu bedenken gibt. Selbst eine herzhafte Speise enthält viel Zucker und das führt zu Blutzuckerspitzen, die wiederum Heißhunger fördern. Insbesondere nach dem Verzehr von Lebensmitteln mit hohem Zuckergehalt kommt es zu Blutzuckerspitzen. Der Körper setzt stark Insulin frei und der Zucker sinkt dann abrupt wieder ab. Was dann passieren kann: Eine Spirale der Adipositas-Erkrankung beginnt. „Wenn der Zuckergehalt dann wieder rasch sinkt, kommt es zu Heißhungerattacken und der Teufelskreis von der Einnahme von Zucker beginnt von neuem. Eine tickende Zeitbombe, vor allem auch nach dem Konsum von Energie-Drinks, Softdrinks und Süßigkeiten“, erklärt der Mediziner den Zusammenhang.

Warum es wichtig ist, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren

„Starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels sind tatsächlich auf Dauer sehr gesundheitsschädlich und lösen eine Reihe von Problemen im Körper aus. Das bedeutet Stress für die Bauchspeicheldrüse und dieser Stress kann zu einer Insulinresistenz führen – ein zentraler Mechanismus bei der Entwicklung von Diabetes Typ 2“, erläutert so der Experte. „Auch ungesunde Fette und ein hoher Salzgehalt der Fertiggerichte schädigen unseren Körper. Von den Konservierungsmitteln und Geschmacksverstärker möchte ich gar nicht sprechen.“ Sie beeinträchtigen die Bakterien in unserem Darm, das so genannte Mikrobiom - und das wiederum kann zu Verdauungsstörungen und Allergien führen. „

Wie kann ich den Blutzuckerspiegel senken?

„Die einzige Lösung ist eine ausgewogene Ernährung: Die Kombination von Ballaststoffen und Makronährstoffen wie Proteinen führen zu einer Stabilisierung oder Senkung des Blutzuckers. Dabei spielt auch die Bewegung eine wichtige Rolle, um die Insulinempfindlichkeit zu steigern und den Blutzucker zu stabilisieren oder zu senken“, erklärt Prof. Dr. Ordemann. „Bitte nicht nur an Weihnachten an eine ausgewogene und gute Ernährung denken. Am besten ist es tatsächlich selbst zu kochen, dabei die Zutatenliste checken und vorher bewusst einkaufen.“

Übrigens: Auch die Reduzierung von Stress hilft den Blutzuckerspiegel zu verbessern. Eine   ausgewogene Ernährung und ein stabiler Lebensstil sind der Schlüssel, um die Blutzucker-Achterbahn zu stoppen.

Mehr Diabetes weltweit: Ursachen sind ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel

Aktuelle Studien zeigen einen alarmierenden Anstieg der Diabetesfälle weltweit. Laut einer kürzlich in „The Lancet“ veröffentlichten Untersuchung hat sich die Zahl der Erwachsenen mit Diabetes weltweit von 1990 bis 2022 verdoppelt, von 7% auf 14%. Als Hauptursachen für diesen Anstieg werden ungesunde Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel genannt. Besonders dramatisch ist die Zunahme der Diabeteserkrankung in Entwicklungsländern. Es wird angenommen, dass mittlerweile insgesamt mehr als 800 Millionen Menschen an Diabetes leiden. Viele der Betroffenen wissen gar nicht, dass sie an Diabetes erkrankt sind und können auch nicht behandelt werden. Die Gefahr an lebenslangen Komplikationen zu entwickeln ist somit sehr hoch.

70 % aller Diabeteserkrankungen könnten laut WHO durch eine richtige Ernährung vermieden werden. Dazu gehören frische Lebensmittel, die nicht industriell verarbeitet wurden, um versteckte Kalorien zu vermeiden.

Fotos: Gänsekeulen - sarsmis / fotolia.com – 45361006; Stollen (Header) und Getränk: jennifer-pallian-unsplash