Hausapotheke: Diese Medikamente sollte man immer zuhause haben

Frau Martens, welche Medikamente gehören in die Hausapotheke?
Das sind Schmerz- und Fiebermittel wie Ibuprofen oder Paracetamol, Medikamente gegen Erkältungssymptome wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen. Wichtig sind auch ein Mittel gegen Durchfall, ein Wundspray, Pflaster, Verbandszeug, ein Fieberthermometer und eine Pinzette.
Die Auswahl an Erkältungsmitteln ist groß. Gibt es auch Erkältungsmittel, die unnötig sind?
Ja, viele dieser Präparate haben keine nachgewiesene Wirksamkeit. Was wirklich Sinn macht, ist Nasenspray. Durch die abschwellende Wirkung kann der Schnupfen abfließen und sich die Nasennebenhöhlen nicht entzünden. In der Regel sollte man das Nasenspray aber nicht länger als eine Woche verwenden.

Kombi-Präparate haben oft zu viele Wirkstoffe, die nicht immer nötig sind. Es ist besser, gezielt einzelne Medikamente zu nehmen und vor allem auch nur über einen kurzen Zeitraum.
Worauf ist bei Erkältungsmitteln noch zu achten?
Bei Halsschmerzen machen Tabletten oder Lutschpastillen mit lokal betäubenden Stoffen oder einfach auch Ibuprofen Sinn. Bei Husten gibt es Hustenstiller und Hustenlöser zur Auswahl. Hier ist es wichtig, dass nicht beide Arten gleichzeitig eingenommen werden. Das wäre kontraproduktiv.
Sind so genannte Kombi-Präparate sinnvoll?
In der Regel nicht. Sie haben oft zu viele Wirkstoffe, die nicht immer nötig sind. Es ist besser, gezielt einzelne Medikamente zu nehmen und vor allem auch nur über einen kurzen Zeitraum. Wenn sich die Beschwerden nach zwei bis drei Tagen nicht deutlich bessern, sollten sie ärztlich abgeklärt werden. Auch ist wichtig: Informieren Sie vor dem Kauf Ihre*n Apotheker*in oder Hausärzt*in über mögliche Vorerkrankungen und welche Medikamente Sie regelmäßig einnehmen. Denn ob verschreibungspflichtig oder nicht: Medikamente können auch Neben- und Wechselwirkungen haben.
Welche Mittel helfen bei Durchfall?
Es gibt verschiede Wirkstoffe, die bei Durchfall helfen, zum Beispiel:
- Medizinische Hefen binden Toxine und sind gut verträglich.
- Loperamid hemmt die Darmbewegung. Genau deshalb sollte man Medikamente mit diesem Wirkstoff nicht länger als zwei Tage ohne ärztliche Rücksprache einnehmen. Denn die Darmbewegung kann auch zu sehr gehemmt werden.
- Racecadotril hemmt die übermäßige Wasserausscheidung, aber nicht die Darmbewegung.
Was ist bei Wunden wichtig?
Die meisten Wunden, die im Alltag entstehen, müssen in der Regel nicht groß desinfiziert werden. Meistens reicht es mit sauberem Wasser, also Leitungswasser, die Wunde zu reinigen. Auch bei einer stark blutenden Wunde, beispielsweise einer Schnittwunde, sind meistens die Erreger bereits ausgespült. Sollte die Wunde stark verschmutzt sein, ist ein Wundspray mit den Wirkstoffen Polyhexanid oder Octenidin gut geeignet. Das ist antibakteriell.
Kann auch eine Wund- und Heilsalbe bei offenen Wunden helfen?
Eine fettige Salbe hat auf einer frischen nässenden Wunde nichts zu suchen. Eine Wundsalbe kann man später für verschlossene verschorfte Stellen nehmen – aber nicht für frische Wunden. Für frische Wunden gilt: säubern und Pflaster drüber.
Gehört eine Salbe zur Behandlung von Sportverletzungen in die Hausapotheke, beispielsweise mit dem Wirkstoff Diclofenac?
Die äußere Anwendung von Diclofenac in Form von Gelen oder Salben ist sehr verbreitet, die Wirkung aber fraglich. Nachgewiesen ist aber eine große Belastung für die Umwelt, die durch Diclofenac besteht. Der Wirkstoff kann von den Kläranlagen nicht herausgefiltert werden und gelangt so in die Natur und Nahrungskette und schädigt die Organe vieler Tierarten. Alternativ können Salben mit Pflanzenextrakten wie Beinwell, Arnika oder ätherischen Ölen eingesetzt werden.
Wie lagert man Medikamente richtig?
Nicht in der Küche oder im Bad, sondern an einem kühlen trockenen Ort wie dem Schlafzimmer. Wichtig ist auch die Medikamente lichtgeschützt, also im Schrank, und außer Reichweite von Kindern aufzubewahren.
Können abgelaufene oder angebrochene Medikamente im Hausmüll entsorgt werden?
In Berlin können Medikamente im Hausmüll entsorgt werden, da dieser verbrannt wird.
Checkliste für die Hausapotheke
- Schmerz- und Fiebermittel (z.B. Ibuprofen oder Paracetamol)
- Medikamente gegen Erkältungssymptome wie Schnupfen, Husten, Halsschmerzen (in erster Linie Nasenspray, zusätzlich eventuell lokal betäubende Halstabletten, Hustenlöser oder Hustenstiller)
- Mittel gegen Durchfall
- Wundspray, Pflaster, Verbandszeug
- Fieberthermometer
- Pinzette (eventuell Zeckenkarte/Zeckenpinzette)
2300 verschiedene Arten von Arzneimitteln und Medizinprodukten hält die Vivantes Krankenhausapotheke vor – vom Massenprodukt bis zum Exoten.
Das Apotheken-Team stellt auch Arzneimittel selbst her. Das sind vor allem:
- Krebsmedikamente
- Salben vor allem für die Dermatologie, aber auch für andere Fachbereiche
- Ernährungslösungen zur Infusionen für Frühchen
- Medikamente für Kinder – Für die kleinen Patient*innen gibt es sehr oft keine Medikamente in passender Stärke am Markt.
Jederzeit bereit für das passende Medikament: In der Regel bestellen die Stationen elektronisch ihren Arzneimittel-Bedarf bei der Vivantes Krankenhaus-Apotheke. Die Bestellung wird von Mitarbeiter*innen der Apotheke geprüft und freigeben. Dann wird die Bestellung halbautomatisch mit Hilfe der Packanlage zusammengestellt und verschickt. Außerhalb der regulären Dienstzeiten steht eine Rufbereitschaft der Klinik-Apotheke bereit, um bei Bedarf auch nachts das passende Medikament herstellen und bereitstellen zu können.
Die Vivantes Krankenhausapotheke ist auf zwei Standorte aufgeteilt und versorgt neben den Vivantes Häusern auch andere Krankenhäuser in der Stadt.
Fotos: adobestock_New Africa_ErsteHilfe-Kit; Vivantes