Hilfe für die Psyche – gerade in der Pandemie

Folge von Corona: Mehr Menschen leiden psychisch unter Belastungen
Infolge der Corona-Pandemie, die von Kontakt- und Ausgangssperren sowie Quarantänezeiten begleitet ist, leiden mehr Menschen unter psychischen Belastungsstörungen und anderen mentalen Erkrankungen: Bei bisher Gesunden brechen Ängste, Schlafstörungen, depressive Gefühle und soziale Konflikte auf, bei bereits psychisch Erkrankten verstärkt sich die Einsamkeit, depressive und posttraumatische Belastungssymptome nehmen zu.
Mehr als jeder vierte Erwachsene in Deutschland erfüllt aktuell die Kriterien einer psychischen Erkrankung – sagt die Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Bei jungen Erwachsenen ist der riskante, abhängige Suchtkonsum gestiegen, etwa von Alkohol oder Medikamenten, bei Kindern und Jugendlichen die Mediensucht. Eine weitere Erschwernis: Entsprechende Hilfs- und Versorgungsangebote fehlen oder stehen nur eingeschränkt zur Verfügung, Behandlungen finden zum Teil nicht persönlich, sondern nur digital statt.
EMMA, FRITZ und PIT: 51 neue Behandlungsplätze
Das Tagesklinikzentrum Helle Mitte der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Vivantes Klinikum Kaulsdorf unterstützt seit Mitte Juni2021 die Behandlung psychischer und psychosomatischer Probleme. In den drei Therapieeinrichtungen EMMA, FRITZ und PIT mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten stehen insgesamt 51 Behandlungsplätze zur Verfügung. Die Patient*innen durchlaufen vor dem Behandlungsstart intensive Diagnostikverfahren und führen Vorgespräche. Anschließend entwickeln Ärzt*innen und Therapeut*innen im jeweiligen Team individuelle Therapiekonzepte, um das Behandlungsziel bestmöglich zu fördern.

Während der Coronapandemie haben psychische Belastungsstörungen und andere mentale Erkrankungen deutlich zugenommen. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir Patient*innen ab sofort ein umfangreiches und spezialisiertes Therapieangebot ermöglichen können, das auch nach Abebben der Pandemie ein wichtiger Baustein unserer Klinik bleiben wird.
Chefarzt Dr. Christoph Richter betont die Bedeutung der Einrichtung für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf: „Wir können jetzt Patient*innen aus dem Osten Berlins ein umfangreiches und spezialisiertes Therapieangebot machen – niedrigschwellig, leicht zugänglich. Der Bezirk wächst kontinuierlich, und bisher war der Bedarf an Unterstützungsmöglichkeiten bei psychischen Erkrankungen kaum differenziert und nicht vollständig, für Psychotherapie sogar nur zu 50 Prozent erfüllt. Unsere drei unterschiedlichen Angebote stoßen schon jetzt auf große Resonanz.“
Tagesklinik EMMA
Bei Menschen mit tiefgreifender Störung der Emotionsregulation sowie psychischen Traumata hat sich das Psychotherapieverfahren der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) als besonders wirksam erwiesen: Die DBT wendet verschiedene Strategien und Techniken an und nutzt eine besondere therapeutische Grundhaltung.
Das Behandlungsteam der Tagesklinik EMMA integriert sowohl Akzeptanz als auch Veränderung als Wegweiser in den therapeutischen Prozess, trainiert mit den Patient*innen den Umgang mit Stress, intensiven Gefühlen, Selbstzweifeln und zwischenmenschlichen Konfliktsituationen. Basis für die Umsetzung von Veränderungen im Therapieprozess sind Achtsamkeit, Werte- und Zielerarbeitung sowie konkrete Planungen von Aktivitäten. Die vorangehende zweiwöchige Diagnostikphase dient dem gegenseitigen Kennenlernen, der Diagnose- und Indikationsstellung sowie der Abklärung der Behandlungsmotivation. Für die anschließende Behandlung in der Tagesklinik sind zehn Wochen eingeplant.
Junge Erwachsene suchen nicht immer sofort psychologische Hilfe auf, ziehen sich häufig erst einmal zurück und warten viel zu lange.
Tagesklinik FRITZ
Junge Erwachsene mit neu aufgetretenen psychiatrischen Erkrankungen werden im Frühinterventions- und Therapiezentrum behandelt. Dr. Christoph Richter: „Sie suchen nicht immer sofort psychologische Hilfe auf, ziehen sich häufig erst einmal zurück und warten viel zu lange. Daher sind die ersten Erfahrungen im Rahmen einer Behandlung für junge Menschen besonders wichtig, um die Erkrankung zu bewältigen. Sie sollen sich gut aufgehoben fühlen.“
Ärztliche, psychologische Diagnostik und Therapie, Kunst-, Ergo- und Bewegungstherapie sowie Sozialdienst werden im FRITZ niederschwellig angeboten. In enger Abstimmung mit dem Behandlungsteam entscheiden die jungen Patient*innen über den Behandlungsweg und das -ziel. Gemeinsame Gespräche mit Angehörigen unterstützen den Gesundungsprozess.
Tagesklinik PIT
Schwerpunkt bildet hier die Psychodynamische-interaktionelle Gruppentherapie für Patient*innen, die an psychischen und psychosomatischen Symptomen oder zwischenmenschlichen Problemen leiden. Über zwölf Wochen arbeitet das PIT-Team intensiv, gruppentherapeutisch und gezielt an den unbewussten Hintergründen der Symptome.
Kommunikative Bewegungs-, Kunst- und Ergotherapie und Psychoedukation – eine systematische und strukturierte Vermittlung von wissenschaftlich fundiertem Wissen über psychische Krankheiten – unterstützen die Therapie. Ebenso wie Übungsgruppen für an Angsterkrankungen leidende Patient*innen, konzentrative Entspannung und progressive Muskelentspannung, Sport, Arbeit mit den Angehörigen, Sozialberatung sowie medikamentöse Behandlungen. Die individuell formulierten Therapieziele erfordern eine aktive und engagierte Mitarbeit der zu Behandelnden.
Das PIT bietet zusätzlich eine sogenannte Orientierungsgruppe an, in der Betroffene, die sich akut in einer psychischen Krise befinden, kurzfristig und zeitlich begrenzt auf vier Wochen mit dem Behandlungsteam an ihrem akuten Problem arbeiten können. „Eine vollstationäre Therapie kann so in vielen Fällen vermieden werden“, erläutert Chefarzt Dr. Christoph Richter die Vorteile dieses besonderen Angebots der Tagesklinik.
Tagesklinik EMMA
Janusz-Korczak-Straße 4
12627 Berlin
Tel. 030 409 160 120
Tagesklinik FRITZ
Fritz-Lang-Straße 3
12627 Berlin
Tel. 030 409 160 210
Tagesklinik PIT
Janusz-Korczak-Straße 4
12627 Berlin
Tel. 030 409 160 115
Zur Webseite der Tageskliniken Helle Mitte

Dieser Artikel ist auch im Vivantes Magazin Ausgabe 3-2021 erschienen.