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Winterblues und ernste Winterdepression: Was Sie tun können

Wer kennt das nicht? Wenn die Tage kürzer, dunkler und kälter werden, wollen wir morgens am liebsten gar nicht aufstehen, sind antriebslos und niedergeschlagen. Was tun gegen Winterdepression?

Wann hört der Winterblues auf und fängt eine ernste Depression an?

Wer kennt das nicht? Wenn die Tage kürzer, dunkler und kälter werden, wollen wir morgens am liebsten gar nicht aufstehen, sind antriebslos und niedergeschlagen. Dr. Walter de Millas erklärt, wann das unbedenklich ist und wann wir uns Sorgen machen sollten. Der Psychiater ist Chefarzt der Kliniken für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum (Schöneberg) und im Vivantes Wenckebach-Klinikum (Tempelhof).

Herr Dr. de Millas, gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der Jahreszeit (Winter) und dem Erkranken an einer Depression?

Ganz wichtig vorab: Wir müssen unterscheiden zwischen Wetterfühligkeit,  schwerer Depression und der wiederkehrenden, ebenfalls durchaus sehr belastenden Winterdepression. Zu beachten ist, dass die allermeisten Depressionen im Winter „klassische“ Depressionen sind. Nur 1-2 Prozent der Bevölkerung leiden tatsächlich an einer saisonal abhängigen Depression (SAD).

Wie zeigt sie sich?

Bei einer saisonal abhängigen Depression kommt es zu regelmäßig wiederkehrenden depressiven Phasen im Herbst und Winter. Neben den bekannten Zeichen einer Depression mit gedrückter, depressiver Stimmung, Interesse- oder Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit kommt es zu zwei Besonderheiten. Wo bei der Depression eher Appetitverlust vorliegt, berichten die Menschen mit einer SAD von Heißhunger auf Süßes und Gewichtszunahme. Außerdem schlafen Betroffene deutlich länger und sind trotzdem den ganzen Tag müde.

Also gibt es tatsächlich einen Zusammenhang mit der Jahreszeit? Wie ist er zu erklären?

Das Licht, auch als Rhythmusgeber für unsere Aktivitäten im Alltag, scheint die Hauptrolle zu spielen. Andere Faktoren wurden zwar diskutiert, ohne, dass die theoretischen Überlegungen tatsächlich in Untersuchungen hätten sicher bestätigt werden können.

Was kann man dagegen tun? Es ist nun mal dunkel im Winter..

Auch wenn es vielleicht banal klingt: viel Zeit tagsüber im Freien verbringen! Selbst an einem dunklen Wintertag ist die Beleuchtungsstärke draußen mit 3000-5000 Lux etwa zehnmal so hoch, wie in Innenräumen.  Liegt tatsächlich eine saisonal abhängige Depression vor, ist die Lichttherapie das erste Mittel der Wahl, hier arbeitet man mit 10.000 Lux-Lampen für 30 Minuten pro Tag. Sollte die Lichttherapie nicht ausreichen, muss man auch an medikamentöse oder psychotherapeutische Verfahren denken. Unbedingt sollte man auch regelmäßig körperlich aktiv sein. Sport! – Am besten eben bei Tageslicht draußen.

Woran merke ich, ob ich einfach in schlechter Stimmung bin, oder schon in eine Depression rutsche?

Ein bisschen Rückzug und Winterblues sind noch keine Depression. Wenn man aber merkt, dass man nichts mehr genießen kann, die Tage immer schwerer werden und man auch bei Ereignissen die eigentlich Freude bereiten, nicht mehr in der Lage ist, diese zu empfinden, dann sollten die Alarmglocken angehen, insbesondere, wenn dieser Zustand über mehr als zwei Wochen anhält.

Wer ist besonders von Winterdepressionen betroffen?

Einfache Faustformel: je nördlicher der Breitengrad, desto mehr Betroffene. Die höchsten Zahlen werden aus Alaska berichtet. Dabei ist der Anteil von Frauen fünfmal höher als der von Männern.