ASV-Teams: Wie sie bei seltenen oder komplexen Erkrankungen helfen
Wer eine schwierig zu behandelnde Krankheit hat, muss nicht unbedingt ins Krankenhausbett. Warum und wann die intersektorale Behandlung in einer ASV eine Alternative ist, erklärt Prof. Dr. Ulrich Böcker im Interview.
ASV im Krankenhaus - was steckt dahinter?
ASV steht für „ambulante spezialfachärztliche Versorgung“. In Berlin richtet Vivantes immer mehr solche ASV-Ambulanzen ein, in denen nachweislich qualifizierte Ärzt*innen aus Kliniken und Praxen eng zusammenarbeiten. Sie versorgen als ASV-Team mit Krankenhausanschluss gemeinsam Patient*innen mit bestimmten Krebsleiden oder mit anderen Erkrankungen.
Prof. Dr. Ulrich Böcker ist nicht nur Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Diabetologie und Hepatologie am Vivantes Klinikum Neukölln. Er ist auch Teamleiter von zwei ASVs – der ASV für chronisch entzündliche Darmerkrankungen und der ASV für seltene, ausgewählte Lebererkrankungen. Er berichtet von seinen Erfahrungen.
Prof. Dr. Ulrich Böcker, welche Erkrankungen behandeln Sie am häufigsten in ihren zwei ASV-Teams?
Wir behandeln einerseits chronisch entzündliche Darmerkrankungen, also Menschen, die an einem Morbus Crohn oder einer Colitis ulcerosa leiden, häufig sichtbar an Bauchschmerzen und anhaltenden Durchfällen. Erfreulicherweise stehen zur Behandlung inzwischen eine Reihe unterschiedlicher Medikamente zur Verfügung, die zu einer Verbesserung der Beschwerden oder einer Ruhephase der Erkrankungen führen. Zum ASV-Team gehört unter anderem auch die Viszeralchirurgie, falls eine Operation erwogen oder notwendig wird.
In der anderen Ambulanz versorgen wir Menschen mit autoimmunen Lebererkrankungen, die recht selten sind, zum Beispiel mit einer autoimmunen Hepatitis oder einer primär biliären Cholangitis. Nach sorgfältiger Prüfung des Zustands der Leber können wir den Betroffenen ebenfalls medikamentös helfen.
Verschiedene Fachgebiete, viel Erfahrung in ASV-Ambulanzen in der Klinik
Was ist der Vorteil für Patient*innen, die von einem ASV-Team versorgt werden?
Die betroffenen Patient*innen werden von Expert*innen versorgt, die viel Erfahrung bei der Behandlung der entsprechenden Erkrankungen haben. Zum anderen erlaubt die Zusammenstellung des Teams, aus Klinikärzt*innen und niedergelassenen Fachärzt*innen sowie Vertreter*innen verschiedener Fachgebiete, dass die Bedürfnisse der Betroffenen möglichst spezifisch und barrierearm adressiert werden. Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kann es zum Beispiel zu Krankheitserscheinungen außerhalb des Magen-Darm-Trakts kommen, an den Gelenken, der Haut oder den Augen, dann können die bereits benannten Fachärzt*innen der entsprechenden Gebiete direkt hinzugezogen werden.
Wie arbeiten Sie als Krankenhausarzt konkret mit niedergelassenen Kolleg*innen zusammen?
Auch unabhängig von der ASV gibt es ja eine enge Zusammenarbeit zwischen Kliniken und Praxen. Bei der ASV ist dieser Kontakt allerdings noch einmal intensiver, unter anderem gibt es Fallbesprechungen, bei denen komplizierte Situationen der Betroffenen im Team sorgfältig analysiert werden, unter Berücksichtigung aller vorliegenden Befunde und des bisherigen Krankheitsverlaufs.
Nur qualifizierte Ärzt*innen werden zugelassen
Kann jede*r Ärzt*in in einer ASV mitarbeiten oder eine anbieten?
Nur, wer die entsprechende Qualifikation nachweisen kann, wird zugelassen. Das entscheidet ein Gremium nach den Vorgaben, die der Gemeinsame Bundesauschuss festgelegt hat. Ich zum Beispiel habe die Facharztqualifikation Gastroenterologie - zudem muss immer auch nachgewiesen werden, dass man eine ausreichende Zahl von Patient*innen mit den entsprechenden Erkrankungen im Team behandelt hat.
Woher man eine Überweisung in eine ASV bekommen kann
Wie kann man Kontakt zu Ihren ASV-Teams aufnehmen? Woher bekommen Patient*innen eine Überweisung?
Kontakt kann man telefonisch, postalisch und per Email zu unserer ASV Sprechstunde herstellen. Patient*innen, die im Klinikum stationär behandelt wurden, können direkt in die ASV übernommen und dort weiterversorgt werden. Andere Patient*innen benötigen eine spezifische Überweisung ihrer Hausarzt*innen oder behandelnden Fachärzt*innen.
Neben unseren zwei ASV-Teams gibt es bei Vivantes an unseren Standorten in Berlin viele andere ASV-Ambulanzen, und zwar für verschiedene komplexe Erkrankungen – von bestimmten Tumorerkrankungen über Multiple Sklerose bis hin zu Tuberkulose und atypischer Mykobakteriose.
Die Vivantes ASV-Teams gewährleisten die ambulante, interdisziplinäre und sektorenübergreifende Versorgung gesetzlich versicherter Patient*innen durch erfahrene Fachärzt*innen.