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Chirurgie – Minimal-Invasive Chirurgie und Viszeralchirurgie

Bauchspeicheldrüsenkrebs

Krebs an der Bauchspeicheldrüse oder Pankreas

Bauchspeichelkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung des Bauchspeicheldrüse auch Pankreas genannt. In Deutschland erkranken jährlich ca. 18.000 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Derzeit liegt der Bauchspeicheldrüsenkrebs bei Frauen an sechster Stelle, bei Männern an zehnter Stelle in der Häufigkeit aller Krebserkrankungen.

Das mittlere Erkrankungsalter bei Bauchspeichelkrebs ist bei Frauen 75 Jahre und bei Männern 71 Jahre. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt nur bei 7–8 % und führt dazu, dass der Bauchspeicheldrüsenkrebs an vierter Stelle der krebsbedingten Todesfällen in Deutschland steht. Die Sterblichkeit  hat sich in den letzten Jahren leider nicht wesentlich verbessert. Etwa 70 % der Tumore entstehen im Bauchspeicheldrüsenkopf.

Ursachen & Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs

Der Bauchspeicheldrüsenkrebs entsteht wahrscheinlich auf dem Boden von gutartigen Vorstufen von Krebs, wie

  • der pankreatischen intraepithelialen Neoplasie (PanIN),
  • der intraduktalen papillären muzinösen Neoplasie (IPMN) oder
  • der muzinösen zystischen Neoplasie (MCN).

Diese Vorstufen können sich dann über einen längeren Zeitraum zu einer bösartigen Geschwulst weiter entwickeln. Folgende Risikofaktoren tragen zu einem erhöhtem Krankheitsrisiko bei:

  • familiäre Belastung (2–3 % der Neuerkrankungen),
  • Rauchen,
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus Typ II),
  • Fettsucht (Adipositas),
  • chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Chronische Pankreatitis).

Gibt es Früherkennungsmöglichkeiten?

Die Früherkennung (Screening), wie es sie zum Beispiel beim Darmkrebs gibt, spielt im klinischen Alltag keine Rolle. Ein Screening asymptomatischer Personen wird deshalb derzeit nicht empfohlen.


Welche Symptome verursacht Bauchspeicheldrüsenkrebs?

Der Bauchspeicheldrüsenkrebs kann eine Reihe von Beschwerden verursachen, wie Schmerzen im Oberbauch mit teilweise Ausstrahlung in den Rücken.

Durch die Blockade des Abflusses von Gallenflüssigkeit aus der Leber verursacht durch einen Tumor im Bauchspeicheldrüsenkopf, kann es zu Gelbfärbung der Haut und Skleren, sowie zu braunem Urin kommen.

Weitere Symptome können Juckreiz und Durchfall, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Blähungen und ungewolltem Gewichtsverlust sein. Gelegentlich verschlechtert sich eine vorbestehende Zuckerkrankheit oder diese tritt neu auf. Im Rahmen einer fortgeschrittenen Erkrankung können auch Thrombosen oder bei Absiedlungen von Tumorzellen in anderen Organen kann es zu Leberfunktionsstörungen, Husten und Atemnot, Bildung von Bauchwasser oder Knochenschmerzen kommen.


Kann Bauchspeicheldrüsenkrebs Metastasen bilden?

Ja! Bauchspeicheldrüsenkrebs kann Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, bilden. Vorrangig metastasieren diese Tumore in die Lymphknoten und Lymphbahnen, aber auch in Nervenfaserscheiden und entlang der Blutgefäße.

Leider liegt die Bauchspeicheldrüse in unmittelbarer Nachbarschaft von all diesen Gefäßen. Deshalb metastasieren auch kleine Tumoren schon frühzeitig.

Des Weiteren können Metastasen in der Leber, im Bauchfell, der Lunge und Knochen entstehen. Diese sogenannten Fernmetastasen stellen eine besondere Herausforderung in der Tumorbehandlung dar.

Sollte diese Situation bei Ihnen vorliegen, werden wir am Vivantes Klinikum Neukölln individuelle Therapiekonzepte für Sie erstellen. Die Erarbeitung dieser Konzepte erfolgt interdisziplinär im Rahmen der Tumorkonferenz. Das gesamte Behandlungsteam aus der Onkologie, der Strahlentherapie, der Radiologie, der Gastroenterologie, der Nuklearmedizin und der Chirurgie wird dabei für Sie gemäß der Leitlinie zum Bauchspeicheldrüsenkrebs das bestmögliche Therapiekonzept erarbeiten. Eine Operation ist in diesem Stadium der Erkrankung jedoch häufig nicht mehr sinnvoll.


Wie ist der Bauchspeicheldrüse aufgebaut?

Die Bauchspeicheldrüse liegt quer im mittleren Oberbauch, zwischen dem Magen und der Wirbelsäule. An ihrer Vorderseite ist sie von Bauchfell überzogen. Sie ist zwischen 15 und 20cm lang und 3cm dick. Ihr dünneres Ende wird als Schwanz bezeichnet und liegt der Milz an.

Der so genannte Kopf der Bauchspeicheldrüse zeigt hingegen zur Leber. Sie ist aus kleinen Drüsenläppchen aufgebaut. Aus den Läppchen wird das Drüsensekret in feine Gänge abgegeben, die sich in der Mitte der Bauchspeicheldrüse zu einem großen Hauptausführungsgang vereinigen. Dieser Ausführungsgang erstreckt sich vom Pankreasschwanz bis zum Kopf der Bauchspeicheldrüse und mündet dort in den Dünndarm.

Die Bauchspeicheldrüse hat zwei wesentliche Funktionen: Zum einen produziert sie den Bauchspeichel, den sie an den Dünndarm abgibt und der bei der Fettverdauung hilft. Außerdem bildet sie Hormone, wie zum Beispiel Insulin, die ins Blut abgegeben werden, die im Wesentlichen den Zuckerstoffwechsel steuern.


Wie geht es jetzt weiter? Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs

In diesem Fall wird Ihr Gastroenterologe oder Gastrentologin oder Ihr Hausarzt bzw. Hausärztin Sie an ein Krankenhaus mit großer Erfahrung in der Behandlung des Bauchspeicheldrüsenkrebs überweisen.

Zunächst sind mehrere Untersuchungen notwendig, sogenannte Staging-Untersuchungen. Diese Untersuchungen sind nötig, um Fernmetastasen auszuschließen und die Beziehung des Tumors zu den Blutgefäßen des Magendarmtraktes zu klären. Dann wird für Sie ein Therapiekonzept geplant.

Folgende Untersuchungen sind nötig:

Wenn alle Befunde vorliegen, wird entschieden, ob der Tumor operiert werden kann oder eine Chemotherapie empfehlenswert ist. 

Wie wird Bauchspeicheldrüsenkrebs operiert?

Das wichtigste Therapieverfahren bei Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die Operation. Nur sie ermöglicht eine Chance auf ein langfristiges Überleben. Die Art der Operation hängt von der Lage des Tumors in der Bauchspeicheldrüse ab. Für jede Operation gilt den Tumor komplett mit Sicherheitsabstand zu entfernen. Befindet sich der Tumor im Bauchspeicheldrüsenkopf wird der tumortragende rechte Teil der Bauchspeicheldrüse, die Gallenblase, der untere Teil des Gallengangs, der Zwölffingerdarm und manchmal auch ein Teil des Magens entfernt (Whipple-Operation). In vielen Fällen kann jedoch der gesamte Magen einschließlich Magenpförtner erhalten bleibt (Traverso-Longmire).

Durch die Operationen kommt es zu einer Unterbrechung der Verbindung zwischen Magen und Dünndarm, Gallengang und Dünndarm und Bauchspeicheldrüse und Dünndarm. Im zweiten Teil der Operation müssen deshalb diese Verbindung wiederhergestellt werden. Dies erfolgt durch Anbringen einer Dünndarmschlinge

  • am Magen (Gastroenterostomie),
  • am Gallengang (bilio-digestive Anastomose) und
  • an der Bauchspeicheldrüse (Pankreatiko-Jejunostomie).

Befindet sich der Tumor im Schwanz der Bauchspeicheldrüse, werden in der Regel nur der tumortragende Organteil (so genannte Linksresektion der Bauchspeicheldrüse) und die Milz entfernt. Umfangreichere Wiederherstellungsmaßnahmen sind in diesem Fall nicht erforderlich.

Operationen an der Bauchspeicheldrüse sind insbesondere wenn die Darmgefäße vom Tumor infiltriert werden kompliziert, jedoch heutzutage in Zentren mit entsprechender Erfahrung sicher durchführbar.


Können Komplikationen bei einer Bauchspeicheldrüsen-Operation auftreten?

Ja, jede Operation kann Risiken und Komplikationen mit sich bringen. Deshalb werden vor einer Bauchspeicheldrüsenkrebs-Operation andere Nebenerkrankungen des Patienten oder der Patientin umfangreich geprüft, um Probleme in der Zeit nach der Operation vermeiden zu können.

Als spezielle Komplikationen nach einer Bauchspeicheldrüsenkrebs-Operation können Lecks insbesondere an den Neuverbindungen vom Darm zur Bauchspeicheldrüse oder auch an der Schnittkante der Bauchspeicheldrüse auftreten. In der Regel werden diese mit einer Drainage behandelt die CT gesteuert eingelegt wird. So kann in den meisten Fällen auf eine weitere Operation verzichtet werden.


Kann Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Schlüssellochtechnik operiert werden?

Ja, heutzutage wird Bauchspeicheldrüsenkrebs vor allem des Bauchspeicheldrüsenschwanzes und Körpers regelhaft in Schlüssellochtechnik operiert. Hierfür wird über eine Bauchspiegelung gearbeitet. Es gibt jedoch auch Patientinnen und Patienten, bei denen ist es nicht sinnvoll, in Schlüssellochtechnik zu operieren.

Zum Beispiel wenn der Tumor lokal soweit fortgeschritten ist, dass er mehrere Nachbarorgane infiltriert oder wenn schwere Nebenerkrankungen (z.B. Lungenerkrankungen) bei Ihnen vorhanden sind. Auch wenn Sie bereits größere Operationen der Bauchhöhle in der Vergangenheit hatten, kann eine Operation in Schlüssellochtechnik auf Grund von Verwachsungen erschwert sein.

Möglicherweise ist eine solche Situation mit Risiken für Verletzungen anderer Organe verbunden. Grundsätzlich kann bei jeder Operation in Schlüssellochtechnik die Notwendigkeit bestehen, auf einen offenen Bachschnitt umzustellen. Diese Umstellung, auch Konversion genannt, ist jedoch nur selten nötig.


Bauchspeicheldrüsenkrebs-OP: Ablauf in unserer chirurgischen Klinik

Nachdem Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie zu uns zur Operation überwiesen hat, erfolgt eine Erstvorstellung in unserer Spezialsprechstunde. Hier werden Sie alle weiteren Schritte in Ruhe und ausführlich durch unser Oberarztteam in in der Spezialsprechstunde für Bauchspeicheldrüsenerkrankungen erläutert bekommen.

Wir werden fehlende Untersuchungen organisieren und Ihre Befunde ggf. in unserer Tumorkonferenz besprechen. Wenn alle nötigen Staging-Untersuchungen vorliegen, besprechen wir Ihr Therapiekonzept. Anschließend erfolgen Blutabnahmen und Vorstellung bei unseren Narkoseärzten und -ärztinnen. Dann wird Ihr OP-Termin festgelegt. Sie erscheinen zur Operation am Morgen des Operationstages auf unserer Station nüchtern.

Nach der Operation werden Sie vielleicht für eine Nacht auf einer unserer Überwachungsstationen betreut. Bereits am Abend des Operationstages dürfen Sie trinken und werden mit Unterstützung durch das Pflegepersonal an der Bettkante für einige Zeit sitzen. In den Tagen nach der Operation wird der Kostaufbau Schritt für Schritt gesteigert, Sie werden durch ein Team der Physiotherapie unterstützt, zügig wieder mobil zu werden und werden zu Atemtraining angehalten. Bei problemlosem Verlauf ist eine Entlassung nach 10–14 Tagen möglich.

Das Ergebnis der pathologischen Untersuchung des Tumors dauert regelhaft 5–7 Werktage. Jede Tumorerkrankung wird vor und nach der Operation in unserer Tumorkonferenz besprochen und eine möglicherweise notwendige Weiterbehandlung geprüft. Anschließend erfolgt ein ausführliches Gespräch mit Ihnen. Sollten Sie zu diesem Zeitpunkt bereits entlassen sein, wird dieses Gespräch in der Spezialsprechstunde in unserer Ambulanz stattfinden.

Während des stationären Verlaufes wird außerdem unser Sozialdienst zur Organisation einer Rehabilitationsmaßnahme oder anderer sozialer Unterstützung informiert. In der Regel ist nach solchen Operationen eine mehrwöchige Erholungsphase notwendig. Bei Wunsch ist auch eine begleitende psychologische Betreuung möglich.

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