Speiseröhrenkrebs
Ösophaguskarzinom oder Krebs der Speiseröhre
Der Krebs der Speiseröhre ist eine bösartige Tumorerkrankung. Wir nennen diese Tumorerkrankung auch Ösophaguskarzinom. In Deutschland ist dieser Tumor eher selten und es erkranken jährlich ca. 6500 Menschen daran. Dabei sind Männer etwa viermal häufiger betroffen als Frauen. Die Erkrankung tritt hauptsächlich bei älteren Menschen auf.
Beim Krebs der Speiseröhre unterscheidet man zwei Krebsarten, je nachdem ob der Krebs aus den Zellen der obersten Schleimhautschicht oder der Drüsenzellschicht entsteht. Entarten Zellen der Schleimhautschicht, handelt es sich um ein Plattenepithelkarzinom, bei Zellen der Drüsenschleimhaut um ein Adenokarzinom. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn beide Krebsarten werden teilweise verschieden behandelt.
Ursachen & Diagnose von Speiseröhrenkrebs
Krebs entsteht durch veränderte Erbinformation einzelner Zellen, die sich ungebremst teilen und sich so schneller als normale Körperzellen vermehren. Eine so entstandene Geschwulst nennt man Tumor. Bei einer bösartigen Tumorerkrankung wachsen die Tumorzellen unkontrolliert, brechen in gesundes Nachbargewebe ein und können sich aus dem Tumorverband lösen und in andere Organe streuen und dort neue Geschwulste bilden, sogenannte Metastasen.
Die genauen Ursachen von Speiseröhrenkrebs sind unklar. Bestimmte Lebensgewohnheiten, der Kontakt mit Schadstoffen und einige besondere Erkrankungen können ein Entstehen begünstigen. Dazu gehören unter anderem Rauchen, Übergewicht, Alkoholkonsum, Reflux, Verengung der Speiseröhre nach Verletzung mit Säuren oder Laugen und eine seltene Erkrankung des unteren Speiseröhrenschließmuskels, Achalasie genannt.
Welche Symptome verursacht Krebs der Speiseröhre?
In frühen Stadien verursacht Speiseröhrenkrebs in der Regel keine Symptome, die dem Betroffenen Beschwerden bereiten. Zunächst sind die Beschwerden oft nicht besorgniserregend und von harmlosen Verdauungsbeschwerden nicht zu unterscheiden. Dazu gehören Schluckbeschwerden, Sodbrennen, Völlegefühl oder Appetitverlust.
Bei bestimmten Anzeichen wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt jedoch frühzeitig eine Spiegelung der Speiseröhre veranlassen. Dies geschieht bei neuaufgetretenen Schwierigkeiten oder Schmerzen beim Schlucken von fester oder flüssiger Nahrung, bei Blutungen im Verdauungstrakt, häufigem Verschlucken oder Würgen, häufigem Erbrechen, auffälligen Verdauungsbeschwerden und auffälligem Gewichtsverlust.
Wie ist die Speiseröhre aufgebaut?
Die Speiseröhre gehört zum Verdauungstrakt. Sie transportiert die Nahrung nach dem Schlucken vom Rachen in den Magen. Die Nahrung wird dabei durch wellenförmige Muskelbewegungen von oben nach unten transportiert.
Die Speiseröhre ist ca. 25 cm lang und hat einen Durchmesser von 2 cm. Im Inneren liegt eine Schleimhautschicht, außen liegt eine Muskelschicht. Man unterscheidet einen Halsteil, einen Brustteil und einen Übergangsbereich Speiseröhre-Magen.
Wie geht es jetzt weiter? Therapie von Speiseröhrenkrebs
In diesem Fall wird Ihr Gastroenterologe oder Ihr Hausarzt Sie an ein Krankenhaus mit großer Erfahrung in der Behandlung des Speiseröhrenkrebses überweisen. Zunächst sind mehrere Untersuchungen notwendig, sogenannte Staging-Untersuchungen. Diese Untersuchungen sind wichtig, um Fernmetastasen auszuschließen und ein Therapiekonzept für Sie zu planen. Folgende Untersuchungen sind nötig:
- Eine Spiegelung der Speiseröhre mit Probenentnahme aus dem Tumor
- Eine Computertomografie des Brustkorbes und des Bauchraumes, ggf. des Halses
- Ein Ultraschall von innen (Endosonographie) der Speiseröhre und des Magens
- Ggf. eine Spiegelung der Atemwege (Bronchoskopie)
Bestätigt sich bei Ihnen der Verdacht auf Speiseröhrenkrebs, so folgen noch weitere Untersuchungen, um die Behandlung zu planen. Dabei wird der Ernährungszustand untersucht und ob zusätzliche Krankheiten vorliegen, die ein Risiko für die Operation darstellen könnten, wie schwere Herz-, Lungen- oder Lebererkrankungen.
Eine gründliche Diagnostik ist die wichtigste Voraussetzung um die Behandlung zu planen. Bis alle Untersuchungen abgeschlossen sind und alle Ergebnisse vorliegen, können Tage, manchmal auch Wochen vergehen.
Wenn alle Befunde vorliegen, muss über die sinnvollste Behandlung entschieden werden. Dabei stehen verschiedene Behandlungsverfahren zur Verfügung, je nachdem, wie ausgedehnt der Tumorbefall ist und ob Fernmetastasen vorliegen. Zu den Behandlungsmöglichkeiten bei weniger weit fortgeschrittener und prinzipiell heilbarer Krebserkrankung gehört die lokale Entfernung des Tumors von innen, die Operation und die Strahlentherapie, meistens in Kombination mit der Chemotherapie. Bei weit fortgeschrittener und nicht mehr heilbarer Erkrankung erfolgt eine Therapie zur Linderung von Symptomen.
Wie wird Krebs der Speiseröhre operiert?
Die Art der Operation hängt von der Lage des Tumors in der Speiseröhre ab. Für jede Operation gilt, dass alle Lymphknoten des tumortragenden Abschnittes mitentfernt werden müssen. Um weiter Nahrung vom Rachen zum Magen transportieren zu können, muss ein Ersatz der Speiseröhre geschaffen werden. Hierzu wird meistens der Magen verwendet, der dazu in einen Schlauch umgewandelt wird. Ist das nicht möglich, kann auch der Dickdarm oder Dünndarm verwendet werden. Je nach Lage des Tumors muss der Bauch, der Brustkorb und gelegentlich auch der Hals eröffnet werden.
Bei jeder Operation wird zusätzlich ein Ernährungskatheter in den Dünndarm eingelegt. Über diesen Katheter kann Nahrung verabreicht werden, falls eine Nahrungsaufnahme über den Mund für die erste Zeit nach der Operation nicht möglich ist.
Können Komplikationen bei einer Operation an der Speiseröhre auftreten?
Ja, jede Operation kann Risiken und Komplikationen mit sich bringen. Deshalb werden vor einer Operation der Speiseröhre ihre andere Nebenerkrankungen umfangreich geprüft, um Probleme in der Zeit nach der Operation vermeiden zu können. Außerdem bekommen Sie vor der Operation eine besondere Zusatzernährung und einen Atemtrainer, um sich auf die Operation vorzubereiten.
Dadurch, dass sowohl der Bauch als auch in den meisten Fällen der Brustkorb während der Operation eröffnet werden müssen, ist die Belastung nach der Operation sehr hoch. In der Regel müssen Sie ein paar Tage nach der Operation auf der Intensivstation betreut werden.
Als spezielle Komplikationen nach einer Operation der Speiseröhre kann es zur Undichtigkeit der Verbindung zwischen dem Rest der Speiseröhre und dem Magen kommen. Diese Undichtigkeit kann mit Saugschwämmen behandelt werden. Sie kann mit einer Entzündung der Lungen, des Brustfells und des Mediastinums einhergehen. Die entstehenden Sekrete müssen über Schläuche, so genannte Drainagen, abgeleitet werden. Manchmal ist auch eine erneute Operation erforderlich. Wenn es zu Problemen mit der Entwöhnung von der Beatmungsmaschine kommt, kann ein Luftröhrenschnitt erforderlich werden.
Wie ist der weitere Ablauf in unserer chirurgischen Klinik?
Nachdem Ihr Arzt Sie zu uns zur Operation überweisen hat, erfolgt eine Erstvorstellung in unserer Ambulanz. Hier werden Sie alle weiteren Schritte in Ruhe und ausführlich durch einen unsere Oberärzte/ Oberärztinnen erläutert bekommen. Wir werden fehlende Untersuchungen organisieren und Ihre Befunde ggf. in unserer Tumorkonferenz besprechen. Wenn alle nötigen Staging-Untersuchungen vorliegen, besprechen wir Ihr Therapiekonzept. Anschließend erfolgen Blutabnahmen und weitere Untersuchungen des Herzens und der Lunge. Dazu gehören mindestens eine Echokardiographie und eine Lungenfunktionsuntersuchung. Dann wird Ihr OP-Termin festgelegt. Sie erscheinen zur Operation am Vortag des Operationstages auf unserer Station.
Nach der Operation werden Sie zunächst auf einer unserer Intensivstation betreut.
Die Nahrungsaufnahme erfolgt zunächst über den bei der Operation eingelegten Ernährungskatheter, Sie dürfen jedoch schluckweise Wasser trinken. Sie werden durch Physiotherapeuten und das Pflegepersonal unterstützt, zügig wieder mobil zu werden und werden zu Atemtraining angehalten. Sobald es Ihnen besser geht werden Sie auf unsere Normalstation verlegt. Dort wird ein vorsichtiger Kostaufbau begonnen, der Ernährungskatheter verbleibt jedoch zunächst. Bei problemlosem Verlauf ist eine Entlassung nach 12-14 Tagen möglich.
Das Ergebnis der pathologischen Untersuchung des Tumors dauert regelhaft 5-7 Werktage. Jeder Patient wird nochmals in unserer Tumorkonferenz besprochen und eine möglicherweise notwendige Weiterbehandlung geprüft. Anschließend erfolgt ein ausführliches Gespräch mit Ihnen. Sollten Sie zu diesem Zeitpunkt bereits entlassen sein, wird dieses Gespräch in einem ambulanten Termin in unserer Ambulanz stattfinden.
Während des stationären Verlaufes wird außerdem unser Sozialdienst zur Organisation einer Rehabilitationsmaßnahme oder anderer sozialer Unterstützung informiert. Bei Wunsch ist auch eine begleitende psychologische Bereuung möglich.