
Ihre Gesundheit
Seelische Gesundheit und Alter
Älter werden geht oft mit Veränderungen in vielen Lebensbereichen einher: Arbeit, Familie, Wohnen, soziale Kontakte, Mobilität und Gesundheit. Darüber gerät speziell die seelische Gesundheit oft in Vergessenheit. Doch die Seele älterer Menschen ist manchmal besonders betroffen von Ängsten, Kummer und Niedergeschlagenheit, verminderter Belastbarkeit und nachlassendem Gedächtnis.
Die Herausforderungen mit zunehmendem Lebensalter können der Wechsel in die Berentung, der Verlust von nahestehenden Menschen, eine eigene Erkrankung oder die Erkrankung von Familienmitgliedern sein ebenso wie sich ändernde Familienstrukturen. Deren Bewältigung ist nicht immer leicht. Wenn diese Veränderungen als sehr belastend erlebt werden, können diese auch selbst Auslöser für Depressionen, Ängste oder andere seelische Probleme sein.
Obwohl psychische Beschwerden zu den häufigsten Erkrankungen gehören, wird seelische Gesundheit und Wohlbefinden grade bei älteren Menschen oft nur unzureichend thematisiert - manchmal aus Scham, manchmal, da psychische Beschwerden mit „normalen Alterserscheinungen“ verwechselt werden.
Gesundes Altern
Jeder kann etwas für ein möglichst gesundes Altern tun:
Gesunde Ernährung
Regelmäßige körperliche Aktivität (z.B. Spazieren gehen, Nordic Walking, Radfahren, Tanzen)
Soziale Kontakte, Freundschaften und Beziehungen pflegen
Nicht Rauchen
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen
Dabei sollte die seelische Gesundheit nicht vergessen werden! Depressionen, Ängste, Kummer und Sorgen, sowie Gedächtniserkrankungen können sich auch negativ auf die körperliche Gesundheit auswirken, ganz zu Schweigen davon, dass sie einen gravierenden Einfluss auf die Lebensqulität und das Wohnbefinden haben.
Depression
Typische Symptome einer Depression sind traurige Stimmung, Interessenarmut, Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit, Rat- und Hoffnungslosigkeit, gelegentlich auch lebensmüde Gedanken. Bei älteren Menschen kann sich einen Depression aber manchmal auch nur durch Appetitverlust, Schlafstörungen, Ängste und Sorgen, sowie verschiedene körperliche Beschwerden äußern. Aus diesem Grund kann die Depression bei älteren Menschen leicht übersehen oder verspätet festgestellt werden. Es kommt auch vor, dass eine Depression Beschwerden verursacht, die einer Demenz ähnlich sind, weshalb dann eine besonders gründliche Diagnostik erforderlich ist.
Eine Depression kann behandelt werden. Je früher und je konsequenter dies erfolgt, desto größer sind die Erfolgsaussichten einer solchen Behandlung.
Angst
Plötzlich auftretende Ängste mit Unruhe, Herzrasen, Gefühl von Luftnot und Schwindel, Schwitzen und Zittern, einhergehend mit Angst umzufallen oder gar zu sterben werden als Panikattacken bezeichnet. Menschen erleben diese Panikattacken als sehr bedrohlich, weshalb immer mehr Aktivitäten im Leben aus Angst vermieden werden. Panikattacken sind manchmal schwer von körperlichen Erkrankungen zu unterscheiden, weshalb Betroffene oft gar nicht erst an eine Angsterkrankung denken. Deshalb muss hier eine besonders genaue Untersuchung erfolgen. Manchmal treten körperliche Erkrankungen und Angsterkrankungen gleichzeitig auf und beeinflussen sich gegenseitig, so dass beide gemeinsam behandelt werden müssen.
Manche Menschen leiden unter übermäßigem Sorgen und Grübeln. Sie sorgen sich ständig um die Familie, die eigene Gesundheit, die Zukunft und finanzielle Fragen – und das, obwohl es eigentlich keinen Anlass für so viele Sorgen und Grübeleien gibt. Familienmitglieder haben oft wenig Verständnis für das übermäßige Sorgen, weshalb die Betroffenen noch mehr leiden und nicht selten Streit und Konflikte entstehen können. Wenn die Erkrankung lange besteht, kann sich daraus sogar eine zusätzliche Depression entwickeln.
Chronischer Schmerz
Chronischer Schmerz führt zu Veränderungen in den Nervenbahnen und im Gehirn, die dazu führen, dass sich ein „Schmerzgedächtnis“ entwickelt. Dadurch halten die Schmerzen unverändert stark an, auch wenn eigentlich keine ausreichende Schmerzursache mehr vorhanden ist. Außerdem wird das System zur Schmerzwahrnehmung vom Gehirn mit der Zeit immer empfindlicher gestellt, so dass bereits kleine Reize als Schmerz wahrgenommen werden.
Chronischer Schmerz und Depression sind engmaschig und komplex miteinander vernetzt. Menschen mit chronischen Schmerzen entwickeln häufig auch eine Depression, Menschen mit einer Depression nehmen wiederum Schmerzen stärker wahr, als Menschen ohne Depression. Es kann sich ein Teufelskreis aus Schmerz und Depression entwickeln, der unbedingt durchbrochen werden muss. Je früher und konsequenter die Behandlung einsetzt, desto größer sind die Chancen, eine Verbesserung zu erzielen.
Gedächtnisstörungen
Gedächtnisstörungen und andere Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit können Symptome einer Demenz sein, aber auch von zahlreichen anderen Erkrankungen.
Als Demenz werden Erkrankungen bezeichnet, bei denen es in einem häufig fortschreitenden Prozess zu Störungen der Gedächtnisleistungen und der Kognition kommt. Typische Beschwerden sind Schwierigkeiten beim Speichern neuer oder beim Erinnern früher gespeicherter Informationen, Probleme mit der Urteilsfähigkeit und Informationsverarbeitung, der Planungs- und Handlungsfähigkeit. Manchmal können auch Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder Antriebslosigkeit auftreten. Es kann auch vorkommen, dass Betroffene mit ihrem Verhalten aus der sozialen Rolle fallen und leicht in Konflikte mit Mitmenschen geraten.
Es gibt zahlreiche andere Erkrankungen, die sich mit Symptomen einer Demenz bemerkbar machen können. Dazu zählen Schilddrüsenerkrankungen, Vitamin-Mangel, Schlaganfall, Tumorerkrankungen, Infektionserkrankungen, Gehirnentzündungen und Stoffwechselstörungen. Oft werden die Gedächtnisstörungen wieder besser, wenn die zugrundeliegenden Erkrankungen behandelt werden, weshalb es besonders wichtig ist, diese frühzeitig zu erkennen. Manchmal können auch Nebenwirkungen von Medikamenten Symptome einer Demenz verursachen oder verschlechtern.
Wenn jemand bei sich oder Familienmitgliedern Probleme mit dem Gedächtnis oder anderen Hirnleistungen bemerkt, sollte immer so bald wie möglich untersucht werden, ob es sich um normale Alterserscheinungen oder um Symptome einer Erkrankung handelt. Bestätigen sich die Symptome einer Demenz, müssen behandelbare Ursachen der Beschwerden schnellstmöglich ausgeschlossen und die Form der Demenz festgestellt werden, um die richtigen Maßnahmen auf den Weg zu bringen.
Neuropsychiatrische Erkrankungen
Im Grenzgebiet zwischen Psychiatrie und Neurologie gibt es zahlreiche Erkrankungen, die oft sowohl neurologisch als auch psychiatrisch behandelt werden müssen. Dazu zählen unter anderem die Parkinson-Krankheit, andere neurodegenerative Erkrankungen wie „Parkinson-plus“-Syndrome und Chorea Huntington, Demenz-Erkrankungen, Folgezustände nach Schlaganfall, Hirnblutung und entzündlichen Hirnerkrankungen oder anderen Hirnfunktionsstörungen, außerdem bestimmte Tumorerkrankungen und deren Folgen.