Strahlentherapie
Strahlentherapie – Was ist das?
Die Strahlentherapie gehört zu den ältesten Methoden der Krebsbehandlung. Dank stetiger Weiterentwicklung und intensiver Forschung bietet die Strahlentherapie heute die Möglichkeit, Patienten mit einer Krebserkrankung mit hoher Präzision zu behandeln und gesundes Gewebe dabei weitgehend zu schonen. Während medikamentöse Therapien, beispielsweise eine Chemotherapie, stets den gesamten Körper betreffen, wirkt die Strahlentherapie lokal, das heißt nur in jenem Areal, welches bestrahlt wird. Aus diesem Grund treten auch die eventuellen Nebenwirkungen nur in diesem betroffenen Gebiet auf.
Bei vielen Krebserkrankungen wird die Strahlentherapie mit anderen Behandlungsmethoden kombiniert. Welches das optimale Therapiekonzept für einen betroffenen Patienten ist und wann bzw. in welcher Stärke eine Bestrahlung sinnvoll ist, wird in der Regel in den Tumorkonferenzen von Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen beschlossen. Für einen größeren Heilungserfolg wird die Bestrahlung in vielen Fällen vor oder nach einer Operation durchgeführt oder mit einer zeitgleichen systemischen Therapie verbunden.
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Wie verläuft eine Strahlentherapie?
Beim Verfahren der Bestrahlung werden die im Körper liegenden Tumoren zunächst genau lokalisiert und anschließend gezielt bestrahlt. Die Wirkung der Strahlen kann wie folgt beschrieben werden: Treffen die Strahlen die Tumorzellen, wird im Zellkern Energie freigesetzt, die die bestehenden Zellen zerstört. So wird die Zellteilung gestört und das weitere Wachstum des Tumors dadurch verhindert.
Bei der Bestrahlung können auch gesunde Zellen beschädigt werden, die sich im Gegensatz zu den Tumorzellen jedoch in der Regel regenerieren. Um dem gesunden Gewebe die Möglichkeit zu dieser Erholung zu geben, findet die Bestrahlung für gewöhnlich über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen statt. Der betroffene Patient erhält während dieser Zeit pro Tag nur eine geringe Einzeldosis – auf diesem Weg werden die empfindlicheren Tumorzellen regelmäßig angegriffen und gleichzeitig das gesunde Gewebe geschont. Zusätzlich ermöglichen zahlreiche neue Techniken und Methoden auch in höheren Dosen eine hochpräzise Bestrahlung, die das Gewebe rund um den Tumor schont.
Vor der Behandlung dient die Computer-Tomographie (CT) dazu, die zu bestrahlenden Stellen genauestens zu lokalisieren. So können Mediziner und Physiker anhand der Bilder zusammen ermitteln, welche die optimale Bestrahlungstechnik für den Patienten ist. Einen individuellen Bestrahlungsplan zu erstellen, kann gerade bei komplizierten Techniken einige Zeit in Anspruch nehmen. Bevor die Therapie für den betroffenen Patienten schließlich beginnt, wird er umfassend über das Vorgehen bei der Bestrahlung informiert.
Eine Bestrahlungsfraktion, also eine Sitzung, dauert in der Regel nur 10-20 Minuten und der Patient kann anschließend meist ohne Einschränkungen wieder nach Hause zurückkehren.
Nach Abschluss der Strahlentherapie finden in regelmäßigen Abständen Nachsorgeuntersuchungen statt, bei denen die behandelnden Ärzte feststellen, ob der betroffene Patient die Therapie auch langfristig gut vertragen hat oder ob Schäden aufgetreten sind, die eine Behandlung nötig machen.
Palliative Strahlentherapie
Neben ihrem Einsatz in der kurativen, auf Heilung ausgerichteten Krebstherapie wird die Bestrahlung auch in der palliativmedizinischen Therapie angewandt. Ist ein Tumor nicht mehr heilbar, kann die Strahlentherapie beispielsweise dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und auf diese Weise die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern. Bei Patienten mit schmerzintensiven Knochenmetastasen lassen sich die Beschwerden auf diese Weise in vielen Fällen effektiv behandeln.
Wie wirksam ist die Strahlentherapie?
Oft lässt sich der Erfolg der strahlentherapeutischen Behandlung nicht sofort beurteilen. Es dauert häufig mehrere Wochen, bei manchen Erkrankungen sogar mehrere Monate, bis eine Verkleinerung des Tumors erkennbar ist. Anhand von Blutparametern lässt sich bei einigen Erkrankungen allerdings schon während der Behandlung überprüfen, wie erfolgreich sie verläuft. Grundsätzlich hängt das Ansprechen auf die Strahlentherapie vom Tumor, aber auch von individuellen biologischen Eigenschaften, wie z. B. der Zellteilungsgeschwindigkeit im Körper eines Menschen ab (je schneller, desto besser). Besonders Tumore in sensiblem Körpergewebe wie dem Knochenmark oder dem Lymphsystem sprechen sehr gut auf eine Strahlentherapie an; so sind z. B. Frühstadien des Lymphdrüsenkrebses ausschließlich mit Strahlentherapie sehr gut heilbar. Bei fortgeschrittenen Stadien wird hingegen häufig die Chemotherapie hinzugezogen.
Welche Nebenwirkungen können bei einer Strahlentherapie auftreten?
Die Strahlentherapie wirkt, indem sie das unerwünschte Tumorgewebe zerstört. Dabei kann es vorkommen, dass auch gesundes Gewebe getroffen wird. Aus diesem Grund erhält der Patient vor der Behandlung ein ausführliches Aufklärungsgespräch von den behandelnden Ärzten, in dem das Therapiekonzept und die möglichen Nebenwirkungen erläutert werden. Dabei werden dem Patienten wichtige Informationen, wie er selbst zur Linderung möglicher Nebenwirkungen beitragen kann, beispielsweise durch eine spezielle Ernährung oder therapiebegleitende sportliche Aktivitäten, mitgeteilt. Patienten sollten Veränderungen des Körpers stets aufmerksam beobachten und sich bei Beschwerden an ihren Arzt wenden.
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen akuten Nebenwirkungen, die unmittelbar während der Strahlentherapie auftreten, und späten Nebenwirkungen, die in einem gewissen Abstand, in manchen Fällen erst Jahre nach Therapieende, auftreten.
Akute Nebenwirkungen
Akute Nebenwirkungen sind Begleiterscheinungen, die während des Behandlungszeitraums auftreten und die in der Regel höchstens bis einige Wochen nach der Strahlentherapie anhalten, bevor sie vollständig abheilen. Welche Nebenwirkungen auftreten, ist davon abhängig, in welcher Region und mit welcher Dosis bestrahlt wird. In der Kopf-Hals-Region beispielsweise stellen die Mundschleimhäute ein sehr empfindliches Gewebe dar. Hier reagieren die Patienten mit Entzündungen, Schluckbeschwerden oder erschwerter Nahrungsaufnahme. Bei solchen Beschwerden schaffen Medikamente für den Betroffenen Abhilfe. Des Weiteren können Nebenwirkungen an der Haut auftreten, zum Beispiel Hautrötungen, die dann später in eine Hautbräunung übergehen.
Weitere häufige Nebenwirkungen:
Bestrahlung im Brustkorbbereich: Hier kann es zu Beeinträchtigungen in der Speiseröhre kommen, die sich beim Betroffenen durch Schluckbeschwerden äußern. Entsprechende Medikamente helfen bei aufkommenden Beschwerden.
Bestrahlung im Bauch- und Beckenbereich: Bestrahlungen in diesen Körperteilen haben häufig Übelkeit und Erbrechen zur Folge. Medikamente, die prophylaktisch eingesetzt werden, verhindern von Beginn an, dass Patienten unter diesen Nebenwirkungen leiden müssen.
Als häufige Nebenwirkung treten Durchfälle auf. Um diese zu vermeiden, sollte die Ernährung angepasst werden. Ggf. werden vom behandelnden Arzt zusätzlich entsprechende Medikamente verschrieben.
Bestrahlungen in der Harnblasenregion wie bei Prostata- oder gynäkologische Tumoren: Die Bestrahlung kann Harnblasenentzündungen oder Entzündungen im Enddarmbereich auslösen. Falls hier zusätzliche Infektionen auftreten, werden Antibiotika verabreicht sowie die Empfehlung ausgesprochen, sehr viel zu trinken.
Langfristige Nebenwirkungen
Zu den häufigsten langfristigen Nebenwirkungen zählen Vernarbungen der Haut in der bestrahlten Region. Diese treten insbesondere dann auf, wenn Operationen vorausgegangen sind. Zudem können an diesen Bereichen chronische Entzündungen entstehen, die durch entsprechende Medikamente behandelt werden müssen. So setzt man zum Beispiel hyperbaren Sauerstoff ein, um eine bessere Durchblutung des Gewebes zu erreichen und die Heilung auf diesem Weg zu beschleunigen. Auch die langfristigen Nebenwirkungen variieren je nach bestrahlter Körperregion.