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Diagnostik

Elektrokardiografie (EKG)

Damit der Herzmuskel gleichmäßig pumpen kann, benötigt er wiederkehrende elektrische Impulse. Diese haben ihren Ursprung im Sinusknoten, dem natürlichen Taktgeber im rechten Vorhof.

Jedes Zusammenziehen des Herzmuskels geht mit einer elektrischen Erregung einher. Sie folgt einem bestimmten Muster, das sich bei jedem Herzschlag wiederholt. Die dadurch entstehenden Spannungsänderungen können an der Körperoberfläche mit Elektroden gemessen werden. Das Elektrokardiografiegerät zeichnet die Signale auf und erzeugt eine Herzstromkurve: das Elektrokardiogramm oder kurz EKG.

Entwickelt wurde die Elektrokardiografie Ende des 19. Jahrhunderts vom niederländischen Arzt Willem Einthoven, der die theoretischen Grundlagen zum Lesen der „Herzschrift“ schuf. Für diese Leistung erhielt er 1924 den Medizinnobelpreis. Heute ist das Verfahren aus dem medizinischen Alltag nicht mehr wegzudenken.

Wann kommt sie zum Einsatz?

Die Aufzeichnung der Erregungsbildung, -leitung und -rückbildung im Herzen liefert dem Arzt Hinweise auf verschiedenste Herzerkrankungen wie:

  • Herzinfarkt
  • koronare Herzerkrankung
  • Herzinsuffizienz
  • Herzrhythmusstörungen, beispielsweise Vorhofflimmern, zu langsamer Herzschlag (Bradykardie), zu schneller Herzschlag (Tachykardie), Herzstolpern (Extrasystolie) und Vorhofflattern
  • Herzklappenerkrankungen
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
  • Herzbeutelentzündung (Perikarditis)
  • Verdickungen der Herzwand
  • abnorme Belastungen der rechten oder linken Herzhälfte
  • bestimmte Störungen des Elektrolythaushalts, beispielsweise Kaliummangel
  • Überdosierung einiger Medikamente
  • manche Lungenerkrankungen, beispielsweise Lungenembolie

Bei all diesen Erkrankungen hilft die Elektrokardiografie auch dabei, den Verlauf zu kontrollieren und zu prüfen, wie gut eine Behandlung anschlägt.

Wie verläuft die Untersuchung?

Das mit Abstand am häufigsten eingesetzte EKG-Verfahren ist das Ruhe-EKG, das meist im Liegen, manchmal auch im Sitzen durchgeführt wird. Die elektrischen Impulse werden mithilfe von Elektroden an Armen, Beinen und Brustkorb gemessen und dann vom EKG-Gerät als Kurve dargestellt. Das Ruhe-EKG ist auch ein Bestandteil bei der Vorbereitung auf Operationen sowie bei Routineuntersuchungen, wie z. B. Gesundheitschecks.

Durch ein Langzeit-EKG lässt sich der Herzrhythmus weit besser beurteilen. Hier wird das EKG über einen Zeitraum von 24 Stunden mit einem tragbaren Gerät gemessen und gespeichert.

Ruhe- und Langzeit-EKG sind vollständig schmerzfrei, haben keine Nebenwirkungen und bergen somit keinerlei Risiken.

Bei manchen Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten Störungen erst unter Belastung auf. Hier kann ein Belastungs-EKGhilfreich sein. Die Messung erfolgt unter dynamischer Belastung auf einem Ergometer (stationäres Fahrrad oder Laufband), wobei der Arzt sowohl die Herzstromkurve als auch den Blutdruck und Puls des Patienten beobachtet. Beim Belastungs-EKG sind ernsthafte Zwischenfälle zwar selten, können aber vorkommen. Deshalb überwacht der Arzt den Patienten bei der Untersuchung.

Dennoch liefert das EKG hinsichtlich der meisten Diagnosen nur Hinweise und darf nicht unabhängig vom klinischen Bild beurteilt werden. Lediglich bei Störungen des Herzrhythmus oder der Erregungsleitung ist aus dem EKG allein meist schon eine klare Diagnose zu stellen.
 

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Steffen Behrens, Chefarzt, sowie Dr. Ulrich Bach, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin – Kardiologie und konservative Intensivmedizin am Vivantes Humboldt-Klinikum.