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Erkrankungen & Therapie

Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

Das Herz hat die Aufgabe, die Organe des Körpers, beispielsweise das Gehirn, die Leber, die Nieren und die Muskeln, jederzeit mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Mit jedem Herzschlag pumpt der im Schnitt 300 Gramm schwere Hohlmuskel Blut in das 140.000 Kilometer lange Netz aus Schlagadern, Venen und feinsten Kapillaren durch den Körper.

Wenn dieser „Motor unseres Lebens“, aus welchen Gründen auch immer, seiner Funktion nicht mehr ausreichend nachkommen kann, hat dies Folgen für den gesamten Organismus. Es zeigen sich mannigfaltige Beschwerden, die letztlich in einen lebensbedrohlichen Zustand münden können.

Daher kommt es darauf an, die Herzleistungsschwäche (Herzinsuffizienz) so früh wie möglich zu erkennen, ihre Ursache zu identifizieren und sie möglichst schnell und effektiv zu behandeln und damit auch Folgeschäden an den Organen zu verhindern.

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Ursachen

Die Herzschwäche ist eigentlich keine eigenständige Krankheit, sondern vielmehr Ausdruck der Schädigung des Herzens durch eine ursächlich zugrunde liegende andere Erkrankung, die zumeist das Herz selbst, aber auch andere Organe befällt. Häufigste Ursache ist die akute oder chronische Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße, die koronare Herzkrankheit. Aber auch HerzklappenerkrankungenHerzrhythmusstörungen, die Bluthochdruckerkrankung, Entzündungen des Herzmuskels oder seiner Innen- und Außenhäute können ebenso wie direkte Erkrankungen des Herzmuskels Ursache einer Herzleistungsschwäche sein.


Symptome und Beschwerden

Die Erkrankung beginnt meist eher schleichend, die allgemeine Leistungsfähigkeit sinkt, und häufig stellt sich schon bei geringen Belastungen eine im Verlauf zunehmende Luftnot ein. Es folgen oft Schwellungen, zunächst an Knöcheln und Unterschenkeln, sogenannte Ödeme. Im weiteren Verlauf kann es zu Wassereinlagerungen in der Lunge und im Bauchraum kommen, im Extremfall auch im gesamten Körper. Die Herzfunktion wird immer schlechter, oft kommt es dann auch zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen.

Die genannten Symptome können auch plötzlich eintreten, man spricht dann von einer akuten Herzinsuffizienz. Diese ist ein lebensbedrohlicher Notfall und erfordert umgehende intensivmedizinische Behandlung.


Diagnostik

Jede Luftnot sollte vom Arzt abgeklärt werden. Nach gründlicher Befragung und eingehender körperlicher Untersuchung kann oft schon eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Ein EKG kann Herzrhythmusstörungen aufdecken, und bestimmte Laboruntersuchungen können den Verdacht auf eine Herzerkrankung erhärten. Mit der Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) können die Pumpkraft des Herzens und die Klappenfunktionen eingeschätzt sowie strukturelle Herzerkrankungen erkannt werden. Eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs ergänzt die Diagnostik. Je nach Befund dieser Untersuchungen kann eine Herzkatheteruntersuchung erforderlich sein, insbesondere dann, wenn der Verdacht auf eine Durchblutungsstörung oder eine Herzklappenerkrankung besteht.


Behandlung

Die Behandlung der Herzschwäche verfolgt zwei Ziele: Damit es dem Patienten schnell besser geht, müssen zum einen die oft quälenden Beschwerden rasch erleichtert werden. Zum anderen geht es darum, die ursächliche Grunderkrankung zu analysieren und zu behandeln, um so zu einer besseren Prognose für den Patienten zu gelangen. (Eine nicht behandelte Herzinsuffizienz verläuft oft ungünstiger als viele Krebserkrankungen!)

So muss der Blutdruck gut eingestellt sein, Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße können durch eine Herzkatheterbehandlung (Ballondilatation und Stentimplantation) oder auch eine Bypassoperation behandelt werden, defekte Herzklappen durch Operation oder Kathetertechnik. Patienten mit Herzrhythmusstörungen aufgrund gestörter Reizleitung im Herzen kann ein spezieller Herzschrittmacher zur sogenannten Resynchronisationstherapie eingesetzt werden. Liegt die Auswurfleistung des Herzens unter 30 Prozent, wird zudem ein Defibrillator zum Schutz vor drohenden lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Weitere neue Verfahren zur Verbesserung der Herzkraft, wie z. B. die kardiale Kontraktilitätsmodulation (CCM), werden in einer wachsenden Zahl von Fällen eingesetzt.

Eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Herzschwäche spielen natürlich auch Medikamente. ACE-Hemmer und Sartane entlasten das Herz und verhindern Umbauprozesse, Betablocker schützen das Herz vor Stress und reduzieren Rhythmusstörungen, Diuretika bekämpfen die Flüssigkeitseinlagerung im Körper. Früher oft verordnete Glycoside (Digitalis) werden heute nur noch bei schweren Fällen bzw. gleichzeitigem Vorhofflimmern angewendet. Neuere Medikamente wie die Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten und auch Ivabradin werden in fortgeschrittenen Fällen verordnet.


Leben mit der Erkrankung

Natürlich wirkt sich ein gesunder Lebensstil positiv auf den Krankheitsverlauf aus. Eine gesunde Ernährung sowie der Verzicht auf das Rauchen und auf den übermäßigen Alkoholgenuss sind dabei selbstverständlich. Auch ein wohldosiertes körperliches Training mit viel Bewegung und ohne übermäßigen Kraftaufwand kann die Leistungsfähigkeit wieder verbessern. Die verordneten Medikamente müssen auch bei gebessertem Befinden regelmäßig eingenommen und oft in der Dosierung sogar noch gesteigert werden. Tägliche Gewichtskontrollen lassen eine erneute Wassereinlagerung erkennen. So können Verschlechterungen der Erkrankung schnell diagnostiziert und behandelt werden, bevor ein erneuter Krankenhausaufenthalt notwendig wird.


Autor: Dr. Jens-Uwe Röhnisch, Stellvertretender Chefarzt/Oberarzt der Klinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Kardiologie, Diabetologie und Geriatrie am Vivantes Klinikum Kaulsdorf