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Psychische Erkrankungen

ADHS im Erwachsenenalter

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) betrifft etwa 5 bis 10 % aller Kinder und Jugendlichen und gehört damit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen dieses Lebensalters. Lange Zeit wurde angenommen, dass mit dem Älterwerden die Symptome dieser Erkrankung abklingen und im Erwachsenenalter nicht mehr fortbestehen. Inzwischen ist aber bekannt, dass rund die Hälfte der von ADHS betroffenen Kinder auch als Erwachsene immer noch unter den krankheitstypischen Auswirkungen leidet. Schätzungsweise sind etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland davon betroffen, ohne davon überhaupt zu wissen. Dabei kann diese Krankheit relativ gut und mit großem Erfolg behandelt werden, wenn sie erkannt wird.

Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Überaktivität bei Erwachsenen

Die ADHS ist gekennzeichnet durch die Kernsymptome Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Überaktivität. Es bestehen alters- und geschlechtsspezifische Beschwerde- und Symptomunterschiede. Im Vordergrund bei betroffenen Erwachsenen stehen eher Stimmungsschwankungen, übertriebene emotionale Reaktionen sowie eine allgemeine Unorganisiertheit mit Auswirkungen auf alle Lebensbereiche.

Konzentrationsstörungen, Überaktivität und Impulsivität sind individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung liegt dann vor, wenn die Ausprägung zu deutlichen Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen führt. ADHS-Patienten weisen darüber hinaus häufig andere Erkrankungen auf, wie Depression, Angst- und Abhängigkeitserkrankungen.

Vielschichtige Wechselwirkungen von neurobiologischen und psychosozialen Faktoren tragen zur Entstehung von ADHS bei. Hierunter versteht man Veränderungen der Funktion und Struktur des Nervenssystems im Zusammenspiel mit bestimmten nachteiligen Umgebungsbedingungen, wie z.B. eine schwierige Familiensituation.

ADHS bei Erwachsenen im Überblick

Ursachen

Die Ursachen und Entstehungsmechanismen der ADHS sind noch nicht vollständig geklärt. Nach heutigem Forschungsstand geht man davon aus, dass eine Vielzahl einzelner genetischer, also erblicher Einflussfaktoren mit bestimmten Umweltfaktoren zusammenwirkt und dadurch die Informationsverarbeitung zwischen verschiedenen Abschnitten im Gehirn beeinträchtigt wird. Ursächlich hierfür sind Störungen im Stoffwechsel der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin. So werden letztlich Informationen zwischen den Gehirnzellen nicht mehr optimal übertragen. Beide Stoffe sind wichtig für die Regulation von Aufmerksamkeit, Antrieb und Motivation. Bei einem Mangel der beiden Botenstoffe ist die Konzentration auf eine Sache oder Tätigkeit gestört. Zudem kann das Gehirn von ADHS-Patienten unwichtige innere und äußere Reize und Impulse schlecht hemmen und filtern. So kommt es schnell zur Reizüberflutung, die sich in den typischen Symptomen der leichten Ablenkbarkeit und Hyperaktivität äußert.

Geburtskomplikationen und andere Störungen während der Schwangerschaft, wie z.B. Nikotinkonsum der Mutter, erhöhen allgemein das Risiko, als Kind an ADHS zu erkranken. Auch ungünstige Umgebungsbedingungen, wie sehr instabile oder von Suchtkrankheiten geprägte  Familienverhältnisse, ein Mangel an emotionaler Zuwendung und andere Faktoren können zusätzlich eine Rolle bei der Entwicklung der ADHS spielen.


Symptome & Beschwerden

Zu den Leitsymptomen von ADHS gehören Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Überaktivität und Impulsivität. Betroffene sind leicht ablenkbar, können sich selten über längere Zeit auf eine Aufgabe konzentrieren, bringen einmal begonnene Tätigkeiten oft nicht zu Ende und sind häufig unorganisiert und unstrukturiert. Das Beschwerdebild von ADHS verändert sich jedoch mit zunehmendem Alter in Art und Ausbildung. Zwar bleiben die zentralen Symptome häufig in abgeschwächter Form auch im Erwachsenenalter bestehen, im Vordergrund stehen dann aber eher Stimmungsschwankungen, übertriebene emotionale Reaktionen, Unbeherrschtheit und Unordnung in allen Lebensbereichen.

Erwachsene ADHS-Patienten haben oft große Schwierigkeiten, ihren Alltag zu bewältigen. Immer wieder kommt es zu Konflikten in den verschiedenen Lebensbereichen wie Schule, Ausbildung, Beruf oder Partnerschaft. Die stete Erfahrung ADHS-bedingter Probleme sowie eine nicht selten erlebte Ablehnung aufgrund des „Andersseins“ können zu einem geringen Selbstvertrauen und zu Spannungen in den familiären und sozialen Beziehungen führen. Dies wiederum wirft neue Probleme auf. So zeigen sich bei betroffenen Erwachsenen häufig psychische Begleiterkrankungen, wie Depression, Angst-, Zwangs- und Abhängigkeitserkrankungen.

Frauen leiden deutlich seltener als Männer unter ADHS und zeigen auch ein etwas anderes Beschwerdebild. Deshalb wird ADHS bei Frauen seltener erkannt. Mädchen mit ADHS sind weniger überaktiv, sondern neigen zu langanhaltenden Tagträumereien und sind schnell ablenkbar. Erwachsene Frauen mit ADHS fallen eher durch eine sehr selbstunsichere, ängstliche Persönlichkeit mit einer Neigung zu Depressionen auf.


Diagnostik

Bisher gibt es keine Testverfahren, wie z.B. Laboruntersuchungen des Blutes, die die Diagnose einer ADHS sicher bestätigen bzw. ausschließen können. Die Diagnostik orientiert sich daher vorrangig an den Beschwerden der Betroffenen.

Im Vordergrund der Untersuchung steht das ausführliche Gespräch. Hierbei werden die aktuellen Probleme, Belastungen und einzelne Symptome genau erfragt und die Lebensgeschichte sowie die Entwicklung der Probleme bis zur Gegenwart erhoben. Dabei kann es sehr hilfreich kann sein, wenn auch Partner, Eltern oder andere Bekannte, die die Person lange kennen, befragt werden können. Neben dem ausführlichen diagnostischen Gespräch werden Fragebögen eingesetzt. Diese können vom Patienten selbst und - nach dessen Einwilligung - beispielsweise auch von seinem Partner, Ausbildungsleiter oder von Kollegen ausgefüllt werden. Für die Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter ist es notwendig, dass entsprechende Symptome bereits im Kindes- und Jugendalter bestanden. Die Vorlage z.B. alter Zeugnisse und Angaben der Eltern können somit die Informationen zum Krankheitsverlauf entscheidend ergänzen.

Darüber hinaus muss geprüft werden, ob die Symptome nicht durch die Einnahme von Medikamenten oder durch andere Substanzen ausgelöst wurden. Da auch bestimmte internistische oder neurologische Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenerkrankungen, Anfallsleiden oder ein Schädel-Hirntrauma) bzw. verschiedene psychische Störungen die typischen Symptome einer ADHS hervorrufen können, müssen diese als mögliche Ursachen ebenfalls ausgeschlossen werden.


Behandlung

Die Diagnose der ADHS im Erwachsenenalter bedeutet nicht immer eine Behandlungsnotwendigkeit. Ist die Störung allerdings sehr ausgeprägt und beeinträchtigt mehrere Lebensbereiche  (Partnerschaft, Beruf etc.), ist eine Kombination aus Medikation und Psychotherapie sinnvoll.

Vor allem Schwierigkeiten mit der Arbeitsorganisation sowie der beruflichen und privaten Kommunikation sind gut verhaltenstherapeutisch behandelbar. Im Vordergrund steht i.d.R die Problematik der Selbstorganisation und Selbstkontrolle. In Einzel- und Gruppentherapien wird an individuellen Therapiezielen der Patienten gearbeitet. Hierbei kommen neben einer störungsspezifischen Informationsvermittlung auch verhaltenstherapeutische Methoden des Coaching zum Einsatz. Coaching bietet eine Hilfe zur Selbsthilfe bei der Lösung bzw. Bewältigung von alltäglichen und ADHS-spezifischen Problemen. Hierdurch sollen die Betroffenen in die Lage versetzt werden, die ADHS zu kontrollieren und nicht durch ADHS kontrolliert zu werden. Die Behandlung im Rahmen einer Gruppentherapie bietet darüber hinaus den Vorteil, dass sich die Betroffenen über ihre schmerzhaften Erfahrungen, die häufig erlebte Ablehnung und über das Gefühl des „Andersseins“ austauschen können und sich darüber entlasten.

Der Schwerpunkt liegt damit in der Schaffung eines therapeutischen Rahmens, der es erlaubt, die krankheitstypischen Besonderheiten von ADHS zu verstehen und gemeinsam unter Gleichbetroffenen neue Bewältigungskompetenzen zu erarbeiten. Falls erforderlich, kann die Behandlung um die Gabe von Medikamenten ergänzt werden. Medikamente, wie Methylphenidat oder Atomoxetin, wirken gezielt auf die Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit, auf eine Verminderung der Stimmungsschwankungen und bewirken eine deutliche Reduktion der Impulsivität.


Die Krise bewältigen

Eine Krise erkennen

Unter einer Krise wird der Verlust des seelischen Gleichgewichts verstanden. Der Mensch wird mit Lebensumständen konfrontiert, die er im Augenblick nicht bewältigen kann.

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