Pourquoi ont-ils tué Édith? Warum haben sie Edith erschossen?
Wer in der Mitte des Jahres 2023 Radio hört, dem mag dreierlei in den Sinn kommen: Die meiste Musik stammt von Männern. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine ist noch immer nicht zu Ende. Und vielleicht entsteht auch eine gedankliche Verbindung zum Tropfen auf den klimatisch und politisch heißen Stein – also die Empfindung, wirkungslos und klein zu sein.
Wer derlei nachempfinden kann, wird aus dem hier angekündigten kleinen Konzert sicherlich etwas mitnehmen. Es sei allerdings offengelegt, dass ein Amateur vorträgt. Das ist nicht als Entschuldigung zu verstehen, sondern als Ermutigung: Wir dürfen durchaus ein Liedheft in die Hand nehmen und uns ausdrücken – auch wenn wir nicht perfekt sind. Wir wollen nämlich aus unserem Quasi-Paradies etwas weitergeben und spenden. Hierbei hat sich bereits eine kleine Tradition entwickelt: Die Spenden kommen dem Kinderkrankenhaus St. Nicholas in Lwiw in der Westukraine zugute, zu dem mein Mitarbeiter Tomek Skajster den Kontakt hergestellt hat. Wir wurden und werden dabei von Vertreter*innen der Evangelischen Kirche (Frau Dr. Elke Rutzenhöfer, Frau Renate Wilde, Herr Pfarrer Peter Storck) sowie vom Rotary Club Berlin-Humboldt unterstützt.
Die Musik wird dialektisch aufgelockert – etwa durch Gedanken zur Rolle der Frau in der Musik (insbesondere wenn sie komponiert und dichtet) sowie zur Absurdität jedweden Kriegsgeschehens, kristallisiert um die Groteske, dass deutsche Soldaten am 12. Oktober 1915 die britische Krankenschwester Edith Cavell nach Verurteilung durch Traugott von Sauberzweig in Brüssel erschossen. Gottfried Benn nahm an der Verhandlung teil und stellte als Militärarzt nach der Hinrichtung den Tod fest. Benn – aber auch Thomas Mann – rechtfertigten noch lang danach dieses Urteil und seine Vollstreckung. Die hierzu analoge Titelfrage habe ich bei Jacques Brel (1977) entlehnt: Warum erschoss ein Nationalist am Vorabend des Ersten Weltkrieges den deutschfreundlichen Humanisten Jean Jaurès („Pourquoi ont-ils tué Jaurès“)?
Sofern Sie verhindert sein sollten: Denken Sie gelegentlich an Clara, Fanny, Hildegard und Mechthild! Sie sind alle willkommen. Wir verzweifeln nicht daran, dass wir unvollkommen sind, und gehen gemeinsam kleine Schritte in die richtige Richtung. Im Sinne der Gravur im Goldring der Schindler-Juden sind wir davon überzeugt: Wer die Schmerzen auch nur eines Kindes in Lwiw lindert …
Weitere Informationen zur Veranstaltung und zum Programm entnehmen Sie bitte dem Flyer im Downloadbereich.