Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) hat die Spezialambulanz für Multiple Sklerose (MS) der Klinik für Neurologie mit Stroke Unit am Vivantes Klinikum Neukölln als Zentrum zertifiziert. Am 10. Juli 2018 wurde das Zertifikat überreicht.
Die Neuköllner Spezialambulanz ist eine von berlinweit drei Einrichtungen nach § 116b SGB V zur ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung. Im Süden Berlins ist dies die einzige MS-Ambulanz dieser Art, Patientinnen und Patienten kommen auch aus dem Brandenburger Umland. Seit der Gründung 2010 wurde die Ambulanz immer weiter ausgebaut.
Strenge Kriterien für MS-Zentren angelegt
Basis für die Auszeichnung sind strenge Vergabekriterien, die mit international führenden MS-Experten entwickelt wurden. Dazu gehören unter anderem die kontinuierliche Patientenbetreuung, die standardisierte Befunderhebung und Dokumentation, leitliniengestützte Behandlungskonzepte zur Schubtherapie, zur verlaufsmodifizierenden Therapie und zur Symptom-Therapie , außerdem eine enge Zusammenarbeit mit der DMSG sowie zusätzlich die Dokumentation für das Deutsche MS-Register.
Fachliche und menschliche Aspekte berücksichtigen
„In unserer Ambulanz bieten wir mit unserem erfahrenen und kompetenten Team eine umfassende Betreuung an, die fachliche und menschliche Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Durch die Zertifizierung wird unsere langjährige Arbeit anerkannt“, betont der Chefarzt der Klinik, Prof. Dr. Darius Nabavi. Der Leiter der Ambulanz und der leitende Oberarzt, Dr. Dieter Bähr, erklärt: „Wir sehen unsere Patienten regelmäßig und bauen eine enge Bindung zu ihnen auf, da der chronische Krankheitsverlauf und die zur Behandlung verwendeten Medikamente eine kontinuierliche Überwachung durch klinische Untersuchungen, Laboruntersuchungen und kernspintomographische Kontrollen erfordern.“
Zum multidisziplinären Team gehören auch nach europäischem Standard fachlich fortgebildete MS-Nurses, die sich besonders um die Betreuung der Patienten kümmern.
Neuköllner Ambulanz bietet individualisierte Therapie
Bähr: „Schwere Verläufe der Erkrankung behandeln wir heute mit hochwirksamen Immuntherapien etwa mit so genannten monoklonalen Antikörpern, neuerdings kann auch die primär progrediente Verlaufsform der MS so behandelt werden.“ MS-Patienten werden in allen Stadien ihrer Erkrankung mit einer an ihre persönlichen Bedürfnisse und den jeweiligen Krankheitsverlauf angepassten individualisierten Therapie begleitet.
Darüber hinaus bietet die Spezialambulanz neben einer Diagnosesicherung auch Schubbehandlungen, die in schweren Fällen auch mit einer Plasmapherese (Blutwäsche) unter kontrollierten stationären Bedingungen erfolgen. Neben der standardisierten Therapieüberwachung werden auch häufige Symptome, wie Spastik und Blasenfunktionsstörungen oder Störung der Gehfähigkeit, beschwerdeorientiert behandelt und erforderliche Hilfs- und Heilmittel verordnet. Es besteht auch die Möglichkeit zur Teilnahme an klinischen Studien.
Rätselhafte Krankheit: Junge Frauen am häufigsten betroffen
Wenn das Immunsystem fehlgesteuert ist, kann das zu einer chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems führen, die Areale im Gehirn und Rückenmark schädigen kann. die Ursachen der Erkrankung nicht sicher bekannt. An MS erkranken besonders häufig Menschen im jungen Erwachsenenalter zwischen 20 und 40 Jahren. Dabei sind Frauen häufiger als Männer betroffen.
Der Krankheitsverlauf ist sehr unterschiedlich, oft verläuft MS in Schüben, seltener schreitet die Erkrankung langsam-schleichend fort (primär progrediente MS). Laut Bundesversicherungsamt sind in Deutschland mehr als 240.000 Menschen an MS erkrankt.