Veröffentlicht am 07. Januar 2022

Patientensicherheit: Wie Berlins erstes Zentrum für Infektionsmedizin Leben rettet und multiresistente Erreger bekämpft

Mehr als 3700 interdisziplinäre Antibiotic Stewardship-Visiten in sechs Monaten


Das Zentrum für Infektionsmedizin von Vivantes hat sich bewährt: Bei der Mehrzahl der interdisziplinäre Antibiotic Stewardship (ABS) Visiten haben die Expert*innen in den ersten sechs Monaten seit der Gründung Antibiotikatherapien deutlich verkürzen und optimieren können. Die Einrichtung bekämpft mit besonderer Expertise nosokomiale Infektionen und multiresistente Erreger und wurde von Berlins kommunalem Krankenhauskonzern im Frühsommer 2021 als erstes Zentrum dieser Art in Berlin gegründet.

Bei den so genannten interdisziplinären ABS-Visiten (Antibiotic Stewardship) begleiten je ein/e Apotheker*in, ein/e Hygienikerin, ein/e Infektiolog*in sowie ein/e Mikrobiolog*in über Video oder vor Ort Visiten an allen Vivantes Krankenhausstandorten.

Individualisierte, oft kürzere Antibiotikagabe

Der Großteil der insgesamt 3729 visitierten Patient*innen hatte eine Infektionserkrankung. In 2725 Fällen gab es mindestens eine ABS-Intervention: Meistens wurde die Therapiedauer geändert, eine gezielte Therapie („Deeskalation“) empfohlen, Antibiotika früher beendet oder die Dosierung der Medikamente an die Nieren- und Leberfunktion angepasst. Denn eine der Ursachen für zunehmende Resistenzen liegt in der übermäßigen und nicht zielgerichteten Anwendung von Antibiotika.

Antibiotic Stewardship umfasst die Analyse, Kontrolle und Beratung zum rationalen Einsatz von Antibiotika. Neben ABS und systematischem Monitoring nosokomialer Infektionen sowie Infektionskontrolle gehört das konsequente Screening von Patient*innen auf multiresistente Erreger zu den zentralen Aufgaben des neuen Zentrums.

Monitoring auch nach Entlassung: Sechs Patient*innen in einem Monat zurückgeholt

Dank des täglichen Monitorings von Blutstrominfektionen, welches durch das Zentrum durchgeführt wird, werden Patient*innen mit Sepsis früher erkannt und optimal behandelt. Darüber hinaus werden Patient*innen, die in stabilem Zustand entlassen werden und im Verlauf positive Blutkulturen mit Infektionserregern aufweisen, unverzüglich ins Krankenhaus zurückgeholt. Innerhalb eines Monats wurden bereits durch dieses zusätzliche Monitoring 6 Patient*innen das Leben gerettet.  

Innovativer Ansatz hilft auch in Pandemie

Dr. Caroline Isner, Chefärztin am Auguste-Viktoria-Klinikum für Innere Medizin - Infektiologie und Leiterin des neuen Zentrums für Infektionsmedizin: „Unser innovativer Ansatz: Um die Ausbreitung von resistenten Erregern wirksam zu bekämpfen, haben wie die Bereiche Infektiologie und Hygiene eng verzahnt. Die Eindämmung und erfolgreiche Behandlung diverser Infektionskrankheiten erfordert zunehmend spezielle Fachkenntnisse. Durch unsere enge Zusammenarbeit schaffen wir Synergien, die wir als einzelne Abteilung nicht erreichen würden. Zudem verfolgen wir das gleiche Ziel: Nosokomiale Infektionen verhindern, Infektionsketten frühzeitig erkennen und unterbrechen, Therapiemöglichkeiten erhalten und optimieren – auch in einer Pandemie. Hierfür haben wir bereits viele Projekte ins Leben gerufen, die uns unserem Ziel näherbringen.“

Nicht nur für Vivantes: Mehr Patientensicherheit im Klinikalltag

Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung (komm.) und Geschäftsführer für Klinikmanagement bei Vivantes:„Das neue Zentrum hat sich schon in sehr kurzer Zeit bewährt: Es hebt die Behandlungsqualität auf ein neues Level und entwickelt das Fachgebiet der Infektiologie insgesamt weiter. Dieser Leuchtturm bietet die Möglichkeit, zukünftig nicht nur in den Kliniken von Vivantes, sondern in Berlin und darüber hinaus mehr Patientensicherheit in den Klinikalltag zu bringen.“

Hygiene im Krankenhaus stärken

Als Teil des neuen Zentrums wird auch die Hygiene bei Vivantes deutlich gestärkt und mit mehr Kompetenzen ausgestattet. Für eine bessere Surveillance von multiresistenten Erregern, nosokomialen Infektionen und postoperativen Wundinfektionen kommt unter anderem ein digitales Hygieneportal zum Einsatz. Daten zum Auftreten von Erregern werden hier standardisiert gesammelt, so dass Erregerhäufungen und Ausbrüche schneller erkannt werden.

Mehr Hygiene-Bewusstsein - nicht nur bei Mitarbeitenden

Außerdem werden Leitlinien und Hygienepläne erstellt und regelmäßige Schulungen und Fortbildungen durchgeführt. So werden sowohl die Kompetenzen als auch das Bewusstsein für Hygiene von Mitarbeitenden, Patient*innen und Besucher*innen gefördert und gestärkt, damit bestehende und künftige Hygienevorgaben noch konsequenter umgesetzt werden.

Hintergründe

Bislang erkranken laut Robert-Koch-Institut bundesweit jedes Jahr rund 500.000 Patient*innen an nosokomialen (im Krankenhaus erworbenen) Infektionen, davon etwa 30.000 mit resistenten Erregern.

 

Links

Zentrum für Infektionsmedizin von Vivantes

Mehr zur Gründung des Zentrums für Infektionsmedizin

Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI)


 

Ihr Ansprechpartner

Foto-Infektiologie gegen Diskriminierung - Copyright Caroline Isner
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