
Turmfalken-Tagebuch 2018
Wie geht es dem gefiederten Nachwuchs? Was ist passiert? Die Höhepunkte des Familienlebens unserer Turmfalken können Sie hier im Online-Tagebuch nachlesen.
Das Tagebuch zum Geschehen im Nistkasten Ost finden Sie weiter unten auf dieser Seite.
Tagebuch Nistkasten Süd
Dienstag, 20. März: Inspektion im Probebetrieb
Kaum läuft unsere Kamera im Probebetrieb, flattert auch schon das erste Turmfalkenmännchen zum Nistkasten herein und inspiziert diesen. Das gibt uns Hoffnung, dass wir dieses Jahr vielleicht wieder eine Turmfalkenfamilie bei der Aufzucht zuschauen dürfen.
Das Turmfalkenmännchen erkennt man an dem graublauen Kopf und graublauen Schwanzfedern mit schwarzer Binde, während die Flügel rotbraun mit schwarzen Tupfen gefärbt sind.
Mittwoch, 4. April 2018: So tief wie möglich
Das Turmfalkenweibchen ist schon seit Tagen regelmäßig im Nistkasten zu Gast und trifft Vorbereitungen. Es scharrt mit den Krallen eine immer tiefere Mulde, in die es seine Eier später legen wird. Es wird auch schon mal Probegelegen.
Turmfalken nisten oft in luftiger Höhe, auch etwa in Felsspalten. Und da sind tiefe Mulden von Vorteil, weil die Eier da nicht so leicht hinauskullern können. Zwar hat unser Nistkasten einen komfortablen Rand von etwa fünf Zentimetern Höhe – aber die Natur hat das Muldenscharren halt vorgesehen.
Freitag, 6. April 2018: Das erste Ei
Am Morgen ist es soweit – das erste Ei wird gelegt! Um 9:30 Uhr sitzt die Turmfalkendame schon minutenlang im Kasten. Um 9:40 Uhr erhaschen wir dann einen ersten Blick auf das braune Ei, als die werdende Vogelmutter kurz aufsteht.
Nun hoffen wir natürlich, dass die Turmfalken noch nachlegen – im wahrsten Sinne des Wortes!
Sonntag, 8. April: Nachgelegt
Da ist es schon, das zweite Ei! In der Frühe um 7.20 Uhr sehen wir es zum ersten Mal als unser Turmfalkenweibchen das Nest kurz verlässt. Vermutlich hat die Turmfalkendame das Ei bereits in der Dämmerung oder in der Nacht gelegt.
Turmfalken legen in der Regel im April bis Mai vier bis sechs Eier und brüten diese etwa 30 Tage lang aus.
Dienstag, 10. April: In aller Herrgottsfrühe
Offenbar hat das Weibchen wieder in aller Herrgottsfrühe ein Ei gelegt. Um 5:50 Uhr wird es bereits hell und wir sehen, dass sich der Vogel anstrengt. Um 6:40 Uhr steht das Weibchen endlich mal auf – und wir zählen drei Eier.
Im Abstand von ein bis drei Tage legt ein Turmfalkenweibchen normalerweise die Eier. Wir sind gespannt, ob es am Donnerstag wieder ein neues Ei geben wird.
Donnerstag, 12. April 2018: Das Männchen springt ein
Samstag, 14. April: Nummer fünf
Pünktlich abgeliefert: Zwei Tage sind wieder rum und das Vogelweibchen hat in der Frühe ein weiteres Ei dazugelegt. Nun zählen wir fünf Eier.
Inzwischen wird es immer schwieriger für uns Beobachter, einen Blick auf die Eier zu erhaschen, denn es wird nun fast durchgängig gebrütet. Aber um 7:30 Uhr gelingt es uns.
Wie viele Eier wird es noch geben?
Sonntag, 15. April: Überraschungsei
So eine Überraschung! Das Weibchen war dieses Mal schneller und legt sein sechstes Ei am Sonntagnachmittag. Ob es wohl noch mehr Eier geben wird?
Je nachdem, ob viel Futter zu finden ist und wie alt und erfahren ein Turmfalkenpaar ist, werden mehr oder weniger Eier gelegt. Sieben oder gar acht Turmfalkenküken in einem Gelege kommen zwar vor, aber je mehr Geschwister desto größer auch die Konkurrenz untereinander und desto mehr haben die Vogeleltern zu tun.
Donnerstag, 19. April: Wir erwarten Sechslinge
Mittwoch, 25. April 2018: Bitte auf Temperatur halten
Damit ein Turmfalkenküken sich im Ei entwickeln kann, braucht das Ei eine relative konstante Temperatur von etwa 38 Grad Celsius. Dafür können die Vogeleltern sorgen, denn ihre Körpertemperatur beträgt 38 bis 40 Grad Celsius.
Ab etwa dem dritten gelegten Ei beginnt ein Turmfalke, fast durchgängig zu brüten. Erst mit ausreichend Wärme wird die Entwicklung des Embryos im Ei fortgeführt.
Dienstag, 02. Mai 2018: Aufgabenverteilung
Dösend hockt das Falkenmännchen auf den Eiern, die Augen geschlossen. Heute bleibt das Weibchen länger zum Fressen weg. Erst nach einer halben Stunde kommt es zurück und brütet selbst weiter.
Bei dem Ausbrüten wechselt sich das Turmfalkenpaar nur dann ab, wenn das Weibchen frisst. Die Hauptzeit brütet die Mutter in spe selbst, während das Falkenmännchen für beide Futter jagt.
Sonntag, 06. Mai 2018: Das lange Warten
Freitag, 11. Mai 2018: Kaum geschlüpft, schon hungrig
Um 10.30 Uhr erblicken wir das erste geschlüpfte Küken unter den Flügeln der Turmfalkenmutter. Und dann das zweite! Um 14 Uhr gibt es dann auch schon die erste Mahlzeit für die Zwillinge. Wir denken, die Vogelmutter hat den Kleinen eine Maus mitgebracht und füttert sie. Weit reißen sie die Schnäbel auf.
Samstag, 12. Mai 2018: Noch mehr Geschwister
Sind es jetzt drei oder schon vier kleine Turmfalken, die das Licht der Welt erblickt haben? Jedenfalls zählen wir am Samstagvormittag noch mindestens zwei Eier, die noch ganz sind. Die Vogeldame hat sich schnell wieder wärmend auf die geschlüpften Küken und die Eier gesetzt. Denn in den ersten Lebenstagen können Vogelbabys ihre Körpertemperatur noch nicht selbst halten. Die Vogelmutter verlässt das Nest nur zum Fressen, daher können wir nur immer kurz einen Blick auf den Nachwuchs werfen, der eher wie ein Berg Wattebällchen aussieht.
In den nächsten Stunden und Tagen werden sich hoffentlich auch die anderen Vogelgeschwister aus den Eiern befreien können.
Dienstag, 15. Mai 2018: Die Wärmepyramide
Wie soll man die denn zählen? Montag haben wir noch ein Ei zwischen den flauschigen Vogelbabys gesehen – jetzt ist es nicht mehr zu entdecken. Ist auch das sechste Geschwisterchen geschlüpft? Wir können es nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Es ist übrigens normal, dass nicht alle Jungvögel am selben Tag schlüpfen, sondern es oft bis zu vier Tage dauert , bis sich alle aus dem Ei gepellt haben.
Die Küken kuscheln sich meist zusammen, wenn die Eltern Futter jagen,. Das nennt man in der Fachsprache Wärmepyramide. Sie werden meist von der Mutter gewärmt, die schützend die Flügel über sie legt und sich behutsam auf den Nachwuchs setzt. Es sind zwar durchschnittlich 26 Grad Celsius im Nistkasten, aber auch bei diesen Temperaturen könnten die Kleinen noch auskühlen.
Dienstag, 22. Mai 2018: Lieferservice frei Nistkasten
Sie haben ja sich – die sechs Turmfalkenkinder sind immer häufiger allein im Nistkasten. Die Wärme und den Schutz der Vogeleltern, das Hudern, haben sie nicht mehr nötig. Als Hudern bezeichnet der Vogelkundler das Schützen Kälte oder Regen, indem sie die Jungtiere Nachwuchs unter die Flügel nehmen.
Die erwachsenen Vögel sind nun vor allem „Lieferservice“ für das Fressen, und das mehrmals am Tag. Auf dem Speiseplan stehen Mäuse, aber es werden auch kleinere Vögel wie etwa Spatzen aufgetischt.
Samstag, 27. Mai 2018: So groß bin ich schon
Mittwoch, 30. Mai 2018: Ringe für die Sechslinge und ein Berliner Sonderprogramm
Was für ein aufregender Vormittag für die sechs Falkenjungen – unser Greifvogelschutzbeauftragter Stefan Kupko hat sie heute behutsam aus ihrem Nistkasten geholt. Erst hat er sie gewogen, dann die Flügellänge vermessen und schließlich beringt. Die Vogelkinder ließen die Prozedur über sich ergehen – da sie noch nicht fliegen können, bleib ihnen auch nicht viel anderes übrig. Allerdings schimpften sie zeitweise lauthals.
Die Ergebnisse: Alle kleinen Turmfalken sind prächtig entwickelt, keiner ist zurückgeblieben. Sie wiegen 210 bis 250 Gramm – und sind damit teilweise vermutlich schwerer als ihre Eltern. Wenn sie flügge werden und sich mehr bewegen, werden sie wieder etwas an Gewicht verlieren.
Warum wird überhaupt beringt? An den Ringen kann man das Zugverhalten erforschen. Wenn ein Vogel gesichtet oder tot gefunden wird, kann man am Ring ablesen, wo er geboren wurde. In der Vogelwarte in Radolfzell werden alle Ringnummern gespeichert. So weiß man heute, dass vor allem das Nahrungsangebot dafür ausschlaggebend ist, wohin Turmfalken ziehen und wo sie nisten.
Unsere Sechslinge erhalten zwei Ringe – einen silbernen mit der Nummer und einen blauen. An dem blauen Ring erkennt man, dass sie 2018 in Berlin geschlüpft sin. Denn diese farbigen Ringe erhalten nur die Berliner Vögel, quasi ein Sonderprogramm für die Hauptstädter.
Nach der Beringung ging es wieder zurück in den Nistkasten, wo sich die Jungvögel rasch erholten. Die Turmfalkenmutter kam schnell herbei und brachte die nächste Mahlzeit.
Mittwoch, 31. Mai 2018: Der Tag danach - das Fressen und erste Flügelschläge
Am Tag nach der Beringung ist wieder Ruhe im Kasten eingekehrt. Zeit, sich dem wichtigsten zu widmen: Dem Fressen. Noch werden die Jungvögel gefüttert – jeden Bissen verabreicht die Mutter. Schon bald ändert sich das, und die heranwachsenden Turmfalken werden die Nahrung selbst mit dem Schnabel zerteilen. Lieblingsnahrung sind übrigens Mäuse.
Nun entdecken die Kleinen auch ihre Flügel. Bisher können sie nicht fliegen, aber bald wird es so weit sein. Zeit für erste Flugübungen.
Montag, 4. Juni 2018: Neues Federkleid für die Dreckspatzen
Aus dem Kindesalter sind die sechs Turmfalken nun raus. Sie werden zu Jugendlichen. Dazu gibt es auch ein neues Federkleid. Die weißen, flauschigen Dunen gehen langsam aus und werden durch prächtige gemusterte Feder ersetzt. Die Federn an den Flügeln werden nach und nach ausgebildet. Diese sind für das Fliegen notwendig.
Übrigens sehen die Turmfalken zunächst alle gleich aus – junge Männchen und junge Weibchen. Die charakteristische Farbgebung nach Geschlechtern kommt erst später.
Leider verdrecken die Jungvögel auch unsere Kameralinse. Unsere Sicht wird trüber.
Tagebuch Nistkasten Ost
Himmelfahrt, 10. Mai: Ist doch ganz schön hier
Samstag, 12. Mai: Déjà-vu
Gut einen Monat nach der ersten Eiablage im südlichen Nistkasten ist es nun auch in der östlichen „Wohnung“ so weit: Hier zieht eine Familie ein. Das erste Ei können wir am unteren Rand des Kameraausschnittes erkennen. Es wird auch die meiste Zeit bebrütet, aber noch nicht durchgängig.
Das kennen wir doch schon – im letzten Jahr war die zweite Familie im zweiten Kasten auch etwa einen Monat später dran. Ein Déjà-vu!
Dienstag, 15. Mai: Ei Nummer zwei
Freitag, 18. Mai: Rätselraten statt Eierzählen
Montag, 28. Mai: Brüten bei Morgenröte
Die Sonne geht rötlich auf - und das wirft schönes Licht in unseren Nistkasten, der nach Osten ausgerichtet ist. Dieses Foto entstand um 5:15 Uhr in der Frühe. Die Temperatur beträgt 18,9 Grad Celsius. Es ist wichtig, dass die Turmfalkendame weiter brütet, denn wenn die Temperatur in den Eiern zu stark fallen würde, würden die ungeschlüpften Embryos sich nicht weiterentwickeln können.
Freitag, 1. Juni: Morgendlicher Ausflug und freie Sicht
Um Punkt 6 Uhr in der Frühe verlässt das Turmfalkenweibchen den Nistkasten. und wir können noch einmal nachzählen:Fünf Eier, alle intakt. Nachdem vor 2 Tagen der Turmfalkennachwuchs im anderen Kasten beringt wurde, haben wir auch in diesem Nistkasten den Kamerawinkel korrigiert. Jetzt haben wir freie Sicht!
Dienstag, 5. Juni: Eingedöst - wann schlüpfen die Fünflinge?
Donnerstag, 7. Juni: Räumt denn hier keiner auf?
Während des Brütens setzt die Mauser ein. Sie auch bei unserer Falkendame. Sie verliert Federn, exakt an derselben Stelle entsteht dann eine neue. Und so sieht es im Kasten derzeit auch aus: Es sind mehrere größere Federn am Boden zu sehen. Räumt denn hier keiner auf?
Das Gefieder nutzt sich bei allen Vögeln mit der Zeit ab, so dass es keine Alternative zur Mauser gibt. Damit Greifvögel dennoch fliegen können, mausern sie sich immer nur nach und nach.
Montag, 11. Juni: Wo ist Papa?
Das Turmfalkenmännchen übernimmt normalerweise auch für kurze Zeit das Brüten. Allerdings nur immer kurz, bis das Weibchen wiederkommt. In dieser Zeit frisst es. Üblicherweise versorgt das Männchen versorgt die Vogelmutter in spe mit gefangener Beute. Leider konnten wir die letzten Tage das Männchen gar nicht mehr im Kasten beobachten. Hat es seine Herzensdame sitzen lassen?
Noch ist kein Küken geschlüpft, aber in den nächsten Tagen könnte es so weit sein. Wir warten…
Mittwoch, 13. Juni: Ein Küken, zwei verschwundene Eier und viele Fragen
Ein dramatischer Tag im Nistkasten. Auf diesem Foto schlüpft ein kleiner Turmfalke. Am Ende des Tages ist ein Küken geschlüpft und es ist lange Zeit alleine, aber es sind nur noch zwei intakte Eier da. Wo sind die anderen beiden hin? Und wann schlüpfen die nächsten zwei Geschwisterchen?
Übrigens ist das Turmfalkenmännchen immer noch nicht wieder aufgetaucht. Wir haben nachgesehen: Das letzte Foto hat unsere Webcam am 28. Mai vom Turmfalkenmännchen aufgenommen. Wenn er nicht wiederkommt, wird die Turmfalkenmutter es nicht leicht haben, Beute für sich und die Küken zu fangen.
Donnerstag, 14. Juni: Turmfalkenbaby Nummer 2
Ein zweites Küken ist geschlüpft. Gegen 16:15 Uhr sehen wir es zum ersten Mal. Die meiste Zeit hockt die Turmfalkendame wärmend auf den zwei Vögelchen und dem noch vorhandenen Ei und wärmt den Nachwuchs. Gegen 17 Uhr fliegt das Turmfalkenweibchen weg - und kommt erst gegen 18 Uhr wieder, ohne Beute. Wir hoffen, dass der Nachwuchs von ihr gut versorgt wird – und wir bislang Fütterungen nur verpasst haben. Normalerweise hilft das Turmfalkenmännchen bei der Jagd kräftig mit, aber unsere Vogelmutter scheint alleinerziehend zu sein.
Rätselhaft sind für uns immer noch die dramatischen Ereignisse am Vortag. Wir fragen unseren Greifvogelschutzexperten dazu.
Freitag 15. Juni: Jagdglück und ein paar traurige Antworten
Unsere Turmfalken-Webcam schießt alle paar Minuten ein Foto. Daher haben wir vielleicht nicht alle Fütterungen gesehen. Heute um 15:55 Uhr hat unsere Kamera eine liebevolle Fütterung eingefangen. Wir können nicht genau erkennen, was es gibt, aber es scheint zu schmecken. Die Vogelmutter reißt kleine Stückchen der Beute ab und gibt diese den Küken direkt in die weit aufgesperrten Schnäbel. Um 17:45 Uhr gibt es schon die nächste Mahlzeit, um 20:00 Uhr gibt es für die Zwilling Abendessen, danach wird weitergebrütet. Aus dem dritten Ei ist noch kein kleiner Falke geschlüpft.
Was am Mittwoch passiert ist, hat ein Turmfalken-Fan über die Webcam beobachtet und uns in unserem Blog geschrieben: „Am 13.6. vormittags lagen im Nest drei Eier. Die Mama war beschäftigt mit dem vierten Ei und war gerade dabei, das neue Leben aus der Schale zu befreien. …. Es gelang ihr, es rauszuholen, total nackt und hilflos, aber das Küken bewegte sich nicht. Sie beobachtete es einen Moment, auf ihre Berührung mit dem Schnabel reagierte es nicht. Sie nahm es mit dem Schnabel auf und setzte sich in den Ausgang Richtung Abflug. Es sah aus, als wollte sie es rausschmeißen. Sie überlegte es sich anders, drehte sich um, legte das Küken im Nest vor ihre Füße und wieder versuchte sie mit dem Schnabel irgendwelche Regung in dem Küken hervorzurufen. Anstupsen, auf den Rücken legen, wieder zurück, auf die Seite schubsen...etwa eine Minute lang. Dann nahm sie es und trug es in die vordere linke Ecke, die die Kamera nicht erfassen kann.“
Ob mit dem zweiten Küken etwas ähnlich Trauriges passiert ist?
Samstag, 16. Juni 2018: So hilflos sieht ein frisch geschlüpftes Küken aus
Das dünne, weiße Federkleid ist noch so nass, dass es fast nackt aussieht. Gerade ist das Küken unter den wärmenden Flügeln der Turmfalkenmutter geschlüpft. Die Augen sind noch geschlossen. Das dritte Geschwisterchen hat es mittags gegen 12:40 Uhr durch die Eierschale auf die Welt geschafft.
Wir freuen uns, dass die drei Küken wohlauf zu sein scheinen. Nun bleibt zu hoffen, dass die Vogelmutter das Trio auch durchbringen kann.
Montag, 18. Juni: Die Sorgen einer alleinerziehenden Vogelmutter mit Drillingen
Ihre Körpertemperatur kann der erst ein paar Tage alte Falkennachwuchs allein auf Dauer noch nicht halten. Die Küken benötigen noch die Wärme der Mutter, die sich auf sie setzt, fast als wolle sie weiterbrüten. In der Fachsprache nennt man das „hudern“. Gemeint ist der Schutz der Kleinen vor Witterungseinflüssen. Dabei wird das Gefieder aufgeplustert.
Nun gibt es ein Problem: Das Turmfalkenmännchen hat die Familie seit einiger Zeit verlassen – und daher ist Mutti auch für die Nahrungsbeschaffung zuständig. Normalerweise jagt das Männchen fleißig mit.
Dienstag, 19. Juni: Traurig: Nur noch Zwillinge
Wir sind sehr traurig: Leider gibt es nun nur noch Turmfalken-Zwillinge. Das dritte Vogelbaby ist leider verstorben. Wir vermuten, dass es die Vogelmutter nicht schaffen konnte, den Nachwuchs ausreichend zu versorgen und sind sehr traurig.
Die beiden anderen haben einen ordentlichen Appetit. Die Vogelmutter keht mehrfach am Tag von erfolgreicher Jagd zurück. Hoffentlich schafft sie es als alleinerziehende Mutter, die beiden durchzubringen.
Donnerstag, 21. Juni: Nasses Federkleid
Die Turmfalkendame kehrt von der Jadg zurück - ganz durchnässt. Sie ist wohl durch einen Regenschauer geflogen. Im Kasten herrscht eine Temperatur von fast 24 Grad Celsius. Da wird sich die Turmfalkendame schnell erholen und die Frisur bald wieder gut sitzen. Die beiden übrig gebliebenen Turmfalkenjungen scheint sie jedenfalls regelmäßig zu versorgen.
Sonntag, 24. Juni: Regungslos
Ist unser kleines Geschwisterchen zu schwach, um Nahrung aufzunehmen? Die Turmfalkenmutter versorgt die zwei Geschwisterchen am Sonntagabend gegen 19:20 Uhr mit Futter - aber füttert offenbar nur ein Schnäbelchen. Das andere Schnäbelchen öffnet sich gar nicht. Das Küken liegt regungslos am Boden des Kastens. Wir sind traurig, das sieht nicht hoffnungsvoll aus. Dennoch schiebt die Turmfalkendame das regungslose Vögelchen behutsam unter ihren Vogelbauch und wärmt es.
Montag, 25. Juni: Nur noch ein kleiner Falke lebt - und wir können nicht helfen
Leider ist nur noch ein kleiner Turmfalke am Leben. Die Turmfalkenmutter ist oft im Nistkasten und kümmert sich um ihn. Das Geschwisterchen ist nicht mehr zu sehen.
Mit großem Bedauern haben wir beobachtet, dass bis auf ein Turmfalken-Junges die anderen Küken offenbar verstorben sind. Auch der letzte kleine verstorbene Falke war wegen der Umstände bereits erkennbar geschwächt, vermutet unser Greifvogelschutzexperte. Da wir denken, dass das Weibchen sich und ihre Jungen seit einiger Zeit alleine versorgen muss, konnten die Jungvögel wohl nicht altersgerecht betreut werden - also nicht genug gehudert gegen Wärmeverlust und nicht ausreichend gefüttert. Eventuell ist der das Turmfalkenmännchen ausgefallen vielleicht durch einen Unfall. Oder er hatte an diesem Standort zwei Weibchen, und kümmert sich nun mehr um die anderen Jungfalken. Dies kommt immer wieder einmal vor, besonders wenn Brutpaare dicht zusammen brüten, wie auch in unserem Fall. Manchmal gelingt es dann einem verlassenen Weibchen, die Jungfalken alleine zu versorgen, besonders wenn die Witterung günstig ist bzw. das Nahrungsangebot gut ist.
Uns erreichen viele besorgte Kommentare von Turmfalken-Fans. Viele Fragen, ob wir denn nicht helfen können. Den kleinen Falken nun von Menschenhand zu füttern wäre eine sehr aufwendige und äußerst schwierige Unternehmung, denn es müsste ja 2 bis 4mal pro Tag erfolgen, und das mit artgerechter Nahrung wie etwa Mäusen, auch der Zugang zum Gebäude müsste ständig möglich sein - um nur ein paar Herausforderungen zu nennen. Und: Der Turmfalke ist auch keine vom Aussterben bedrohte Art. An anderen Turmfalkenbrutplätzen in der Stadt kommt es sicherlich ebenfalls zu solchen Dramen, und wir bekommen es meist nicht mit. Auch wenn es vielleicht grausam klingt, wir würden hier der Natur "ihren Lauf lassen". Und wir hoffen sehr, dass es der letzte kleine Falke schafft.
Donnerstag, 28. Juni: Mittagsschläfchen mit Mutti
Heute hat unser Falken-Einzelkind einen ausgiebigen Mittagsschlaf unter Muttis federweichem Bauch gemacht. Auch dem Turmfalkenweibchen fielen dabei die Augen zu.
Auch sonst scheint die Vogelmutter gut für ihr einzig überlebendes Kind zu sorgen: Es gibt mehrmals am Tag Mahlzeiten. Manchmal scheint dem Jungfalken jedoch auch langweilig zu sein. Wenn die Mutter Vogelfutter jagt, ist er allein im Kasten und scheint nicht viel mit sich anzufangen zu wissen. Er wächst ja nun leider ohne Geschwister auf. Aber wir sind froh, dass er sich offenbar gut entwickelt.
Freitag, 29. Juni: Umgekippt beim Abendessen
Huch, heute ist unser Turmfalkenjunges beim Füttern umgekippt. Die Mutter reißt immer noch häppchenweise Stücke aus der Beute und verabreicht diese direkt in den kleinen Schnabel. Gegen 19.20Uhr ist es passiert: Das Küken fällt auf den Rücken, rudert mit den Beinchen. Bald steht es wieder auf. Die Turmfalkenmutter hat sich offenbar auch erschrocken, nach der Mahlzeit wird wieder ausgiebig unter den mütterlichen Flügeln gekuschelt.
Gefüttert wird der kleine Turmfalke mehrfach am Tag, wir hoffen, dass dies ein Ausrutscher war und er bald stabiler wird.
Montag, 2. Juli: Unser Sorgenkind
Unser Turmfalkenjunges macht uns Sorgen: Es wirkt unterentwickelt. Eigentlich sollte es schon größer sein und das Federkleid langsam wechseln. Ist es krank? Es wirkt unterentwickelt und auch unterernährt.
Eigentlich kümmert sich die alleinerziehende Turmfalkenmutter regelmäßig um das Kleine. Das Vogelkind wird sogar noch gehudert, also unter den warmen Bauchfedern gewärmt. Eigentlich sollte die Mutter das in diesem Alter langsam weniger machen. Es ist heute mindestens 16 Tage alt, denn wir wissen nicht, ob es zu den ersten oder letzten Babys gehörte, die geschlüpft sind.
Dienstag, 3. Juli:Trauriges Ende
Das Turmfalkenjunge wirkt schwach. Es bewegt sich nur langsam. Auf diesem letzten Foto, das gegen 10.10 Uhr entstanden ist, konnte das Küken seinen Kopf noch mit Mühe hochhalten.
Gegen 10:45 Uhr sackt es in sich zusammen. Es bleibt liegen. Die Turmfalkendame kommt zurück in den Nistkasten und betrachtet es, stupst es mit dem Schnabel an. Es rührt sich nicht mehr. Die Vogelmutter versucht es nach einer guten halben Stunde noch einmal, sogar mit so etwas wie Wiederbelebungsversuchen. Sie rollt es dabei sogar durch den Kasten. Sie scheint zu trauern. Wir auch.
Wir schalten die Webcam ab.
Unser Greifvogelschutzexperte Stefan Kupko berichtet uns von vielen erfolgreichen Turmfalkenbruten in diesem Jahr in berlin. Leider geht nicht immer alles gut, so wie in unserem Fall. Dass alle Vogelkinder versterben, hält auch Kupko für ungewöhnlich.