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Live aus dem Nistkasten: Turmfalken am Vivantes Klinikum Neukölln

Turmfalken lieben es hoch und einsam – wie oben im Wasserturm des Vivantes Klinikum Neukölln. Im Nistkasten in luftigen 40 Metern Höhe ziehen fast jedes Jahr Turmfalken ihren Nachwuchs groß. Gemeinsam mit der Stiftung Naturschutz Berlin ermöglicht Vivantes besondere Einblicke in das Leben der Falken. Betreut werden die gefiederten Vivantes Gäste jedes Jahr vom Greifvogelschutzexperten Stefan Kupko, der auch in der Rettungsstelle des Vivantes Auguste-Viktoria Klinikum arbeitet und sich ehrenamtlich für Turmfalken in ganz Berlin engagiert. Er hat schon mehr als 4.500 Turmfalkenjungen beringt.

Seit wann betreuen Sie die Turmfalken im Neuköllner Wasserturm und wie sind Sie dazu gekommen?

Stefan Kupko: Seit etwa 30 Jahren! Ich hatte im Rahmen des von mir betreuten Untersuchungsgebietes Berlin West nach potentiellen oder ehemaligen Brutstandorten geschaut und bin dann in Kontakt zum damaligen Handwerker vor Ort am Vivantes Klinikum Neukölln gekommen. Turmfalken hatten im Turm schon nach dem Krieg gelegentlich gebrütet…es gab auch schon mal Nistkästen dort. Habe dann 1995 die zwei „neuen“ Kästen dort in 40 Metern Höhe angebaut.

Wie sieht es in diesem Jahr am Klinikum Neukölln aus, erwarten die Falken wieder Nachwuchs?

Stefan Kupko: Ein Turmfalkenjunges ist bereits über das Himmelfahrtswochenende geschlüpft und es wird von den Eltern liebevoll umsorgt. Ich hoffe schon, dass aus dem zweiten Ei noch ein Jungfalken schlüpft, aber je mehr Tag vergehen, desto unwahrscheinlicher wird das jetzt. Es ist allerdings auch schon sehr seltsam, dass es nur zwei Eier geworden sind. Normalerweise legen Turmfalken zwischen vier und sechs Eier. Ich frage mich: Gab es doch einen Partnerwechsel? Auch wenn wir dank der Webcam viel beobachten können, leider sieht man ja nichts vom zweiten Kasten, was da eventuell los ist.Ich werde dort mal nachschauen!

Wo betreuen Sie noch Falken und wie viele sind das?

Stefan Kupko: Ich kümmere mich um die Falken im ehemaligen Westteil von Berlin, das ist eine „Kontrollfläche“ in Berlin, es gibt sonst noch eine weitere in Marzahn. Es sind insgesamt über 200 weitere Brutstandorte. Da ist ganz schön viel zu tun.

Wie viele Turmfalken gibt es in Berlin?

Stefan Kupko: Im letzten Jahr gab es geschätzt mehr als 300 Brutpaare.

Warum fühlen sich die Falken in der Hauptstadt wohl? 

Stefan Kupko: Dass es den Turmfalken in Berlin so gut geht, liegt wohl vor allem an den guten Brutplatzangeboten.  Meine Kollegen und ich haben in den letzten Jahrzehnten mehr als 300 Nistkästen in der Stadt installiert. Und es gutes Nahrungsangebot gibt es wegen der vielen Grünflächen auch, dort leben ja viele Kleinvögel. Vor allem der Haussperling steht auf der Speisekarte der Greifvögel!

Sie sind Krankenpfleger im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und aktiv im Greifvogelschutz – wie passt das zusammen?

Stefan Kupko: Ich wollte eigentlich immer Biologe, genauer gesagt Ornithologe, werden und mit Greifvögeln arbeiten. Aber damit lässt sich schlecht Geld verdienen, daher habe ich dies als Hobby gewählt und dazu einen sicheren Arbeitsplatz in der Pflege dazu. Schon in der Schule hatte ich einen eigenen Turmfalken aufgezogen und gezähmt, mein Biolehrer war nämlich Falkner und hatte an der Schule eine Greifvogelstation hier in Berlin.

Gibt es ein Turmfalken-Ereignis, an das Sie besonders gerne zurückdenken?

Stefan Kupko: Als einmal junge Turmfalken am Siemens-Uhrenturm von im Nachbarkasten brütenden Wanderfalken adoptiert und großgezogen wurden! Aber es gab so viele andere auch noch. Ich freue mich immer sehr, wenn ich einen Turmfalken sehe, der aus Berlin stammt und den ich selbst beringt habe.  Ich habe zwar schon etwa 4.500 Falkenjungen beringt, aber es ist dennoch eher selten, dass man einen Falken wiedersieht.

Mehr zum Thema:

Zum Turmfalkentagebuch 2020

Zur Turmfalken-Webcam (noch ca. bis Ende Juni 2020)

Mehr zum Thema „Stadtnatur“ bei Vivantes

Zur Stiftung Naturschutz Berlin


Fotos: Girrleit; Steuber/Vivantes