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Seelische Gesundheit und Schwangerschaft - mehr Sicherheit mit Mutterpass

Viele Frauen leiden während ihrer Schwangerschaft und im Wochenbett unter psychischen Beeinträchtigungen. Damit alle, die an der Behandlung und Geburtsvorbereitung beteiligt sind, bestmöglich informiert werden, und es für die werdenden Mütter eine größere Sicherheit gibt, hat Prof. Stephanie Krüger, Chefärztin des Zentrums für Seelische Frauengesundheit am Vivantes Klinikum Spandau und Humboldt-Klinikum den „Mutterpass Seelische Gesundheit“ entwickelt.

Frau Prof. Krüger, wie kam die Idee für den Mutterpass zustande?

Im Gespräch mit psychisch erkrankten Frauen, die wir zum Kinderwunsch beraten, oder die bereits schwanger zu uns kommen, wurde deutlich, dass die Informationen zur Seelischen Gesundheit im gynäkologischen Mutterpass unzureichend sind. Nicht nur die Frauen selbst, auch ihre behandelnden Gynäkolog*innen waren gerade bei der Medikation sehr unsicher. Wenn ein notwendiges Medikament aus Angst vor Komplikationen, oder Fehlbildungen beim ungeborenen Kind frühzeitig abgesetzt wird, kann es bei der werdenden Mutter mit einer psychischer Erkrankung zu gesundheitlichen Rückfällen kommen, vielleicht muss sie sogar stationär behandelt werden. das bedeutet dann mehr und andere Medikamente, mit entsprechenden Risiken.

Ist die Sorge von werdenden Müttern denn nicht berechtigt, wenn sie Psychopharmaka einnehmen müssen?

In der Geburtshilfe kursieren viele Vorurteile, die zu falschen Ratschlägen führen können, deshalb ist die Aufklärung durch psychiatrische Expert*innen so wichtig. Viele Psychopharmaka helfen der Mutter stabil zu bleiben und können auch während der Schwangerschaft weiter genommen werden. Für andere Medikamente gibt es Alternativen, auf die wir umstellen können. Das alles wird im Mutterpass für Seelische Gesundheit festgehalten.

Was genau wird dort eingetragen? Unter welchen Erkrankungen leiden viele Schwangere?
Wir unterscheiden die Phase vor und nach der Geburt. Neben Depressionen leiden Schwangere auch häufiger unter Angsterkrankungen. Aber selbstverständlich können sich auch alle anderen psychischen Krankheiten und Suchterkrankungen in der Schwangerschaft verstärkt zeigen.  Pränatal klären wir über die mögliche Medikation, Risiken und Nebenwirkungen von Psychopharmaka auf und geben Empfehlungen. Postnatal spielt bei 15 Prozent aller Frauen z.B. die Wochenbettdepression eine Rolle, das muss berücksichtigt werden. Hier vermerken wir die Risiken und geben Empfehlungen zur Vermeidung einer Erkrankung im Wochenbett.

Das heißt, der Mutterpass für Seelische Gesundheit ist eine Ergänzung zum Gynäkologischen?
Genau. Die werdende Mutter braucht nicht auf ihre Therapie zu verzichten, sie nimmt den Pass mit zu ihrer Geburtsplanung mit zu ihrer Gynäkolog*in und  der Hebamme. So gibt es weniger Unsicherheiten und die Prozesse werden vereinfacht.

Wer kann den Mutterpass für Seelische Gesundheit erhalten?
Alle Frauen mit Kinderwunsch oder bestehender Schwangerschaft, die im Zentrum für Seelische Frauengesundheit sowohl im Vivantes Klinikum Berlin Spandau, als auch im Humboldt-Klinikum  behandelt werden, bekommen in der Schwangerschaft den ‚Mutterpass Seelische Gesundheit‘ von uns.