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Weltkrebstag 2022: So hilft der Tumor-Lotse Krebserkrankten – auch in der Pandemie

Wer an Krebs erkrankt, braucht schnelle Hilfe und ein offenes Ohr. Wichtig ist eine kompetente Beratung. Zum Weltkrebstag berichtet eine Tumor-Lotsin über ihre Aufgabe.

Gabriele Berger ist Tumor-Lotsin bei Vivantes und vermittelt Betroffenen die für sie besten onkologischen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner.

Im Interview spricht sie über das, was ihre Arbeit ausmacht, über Gespräche mit an Krebs erkrankten Menschen, was für sie wichtig ist - und darüber, dass zu Beginn der Corona-Pandemie zunächst kaum noch Anfragen eingegangen sind.

Frau Berger, was macht Ihre Arbeit als Tumor-Lotsin aus?

Gabriele Berger: "Der Tumor-Lotse bei Vivantes ist eine Anlaufstelle für Menschen, die eine Krebsdiagnose erhalten haben. Den Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen gibt ein Tumor-Lotse Orientierung, zeigt konkrete Möglichkeiten auf, an wen sie sich für eine Diagnostik, Behandlung oder Zweitmeinung wenden können.

Er weist den Weg zu einer speziellen Fachklinik, einer speziellen Ärztin, einem bestimmten Arzt, zu den Medizinischen Versorgungszentren für Hämatologie und Onkologie sowie anderen ambulanten Einrichtungen bei Vivantes. Auch Hinweise zu Hilfsangeboten, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen in Berlin werden gegeben."

Sie als Tumor-Lotsin vermitteln also?

Berger: "Ja, das ist richtig. Ich bin keine medizinische Ansprechpartnerin. Meine Arbeit konzentriert sich auf die Vermittlung der Expertinnen und Experten, die die Patientinnen und Patienten jetzt zur Behandlung ihrer Krebserkrankung brauchen.

Ich höre aufmerksam zu und gehe Schritt für Schritt auf die Fragen und Bedürfnisse der Anfragenden ein. Und ganz wichtig: Ein Tumor-Lotse nimmt die Ratsuchenden mit alldem, was sie beschäftigt, an. Gemeinsam mit der Patientin und dem Patienten suchen und wählen wir in Wohnortnähe die richtigen Ansprechpartner bei Vivantes aus."

"Keine Anfrage bleibt ungelesen oder ungehört"

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag als Tumor-Lotsin aus?

Berger: "Zu Arbeitsbeginn prüfe ich die Post- und E-Mail-Eingänge und höre den Anrufbeantworter ab. Keine Anfrage bleibt ungelesen oder ungehört, oftmals beantworte ich sie noch vor der nächsten Sprechzeit. Entnehme ich einer E-Mail-Nachricht, dass die oder der Hilfesuchende mehrere Fragen hat, greife ich gleich zum Telefonhörer, wenn in der Mail eine Telefonnummer angegeben ist. Im persönlichen Gespräch lässt sich vieles vielleicht ausführlicher erläutern."

"Wir nehmen uns als Tumor-Lotsen die Zeit, die es braucht, um Menschen zu beraten"

Das klingt nach langen Gesprächen.Was ist, wenn die Hotline bei Ihnen mal besetzt ist oder Sie nicht erreichbar sind?

Berger: "Ja, wir nehmen uns als Tumor-Lotsen die Zeit, die es braucht, um Menschen zu beraten. Grundsätzlich werden alle, die eine Nachricht hinterlassen, zurückgerufen. Aber auch bei denen, die nicht auf den Anrufbeantworter gesprochen haben, deren Nummer aber erkennbar war, melde ich mich. Viele Patientinnen und Patienten sind immer wieder positiv überrascht und sagen: „Nie hätte ich gedacht, dass zurückgerufen werde. Oder: „So schnell hätte ich mit Ihrem Rückruf nicht gerechnet. Das ist ja schön!“ Jede Einzelne und jeder Einzelne ist für mich wichtig und wird beraten."

Hat sich mit der Corona-Pandemie etwas verändert?

Berger: "Inzwischen hat sich das Anfrageverhalten der Betroffenen weitgehend normalisiert. Jedoch zu Beginn der Pandemie kamen kaum noch Anrufe bei unserer Tumor-Lotsen-Hotline an. Auch schriftliche Anfrage blieben aus. Ich kann mir vorstellen, dass einige Menschen möglicherweise sehr verunsichert und damals im Lockdown sehr zurückhaltend waren. Andere haben vielleicht auch die angestandene Krebsvorsorgeuntersuchung nicht wahrnehmen können und eine sich daraus ergebende Beratung zur Behandlung bei einem Spezialisten nicht wahrnehmen können."

Und inzwischen gibt es wieder mehr Anrufe, trotz Pandemie?

Berger: "Ja, bereits im zweiten Jahr der Pandemie riefen wieder mehr Menschen die Tumor-Lotsin an. Jetzt gibt es etwa so viele Anfragen wie zuvor." 

Bei der Versorgung von Krebserkrankten während der Corona-Pandemie keine Abstriche gemacht

Ist denn die Versorgung von onkologischen Patientinnen und Patienten während der Corona-Pandemie eingeschränkt worden?

Berger: "Nein. Bei der Versorgung von Tumorpatientinnen und -patienten hat Vivantes während der Corona-Pandemie sozusagen keine Abstriche gemacht. Auch aktuell, während sich die Omikron-Variante verbreitet, gibt es keine Einschränkungen im onkologischen Versorgungsangebot von Vivantes. Es ist uns sehr wichtig, dass die Menschen mit einer Krebserkrankung bei Vivantes eine schnellstmögliche, individuell angepasste und umfassende Behandlung erhalten. denn das kann ja lebenswichtig sein."

Wie gestalten sich dann die Gespräche mit denen, die bei Ihnen Rat und Hilfe suchen?

Berger: "Die Telefonate verlaufen ganz unterschiedlich – jede Anruferin und jeder Anrufer hat seine ganz eigene Art über das eingetretene Ereignis, die plötzliche und unerwartete Diagnose zu sprechen. Fassungslosigkeit, Ratlosigkeit, Verzweiflung, aber auch Hoffnung mit der passenden Fachärztin oder dem passenden Facharzt die Krankheit zu besiegen. Die Tumor-Lotsin ist da und hört zu und währenddessen die oder der Ratsuchende erzählt, erkenne ich, welche Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner hier in Frage kommen – ich vermittle auch oft mehrere Kontakte.

Dann zeige ich die Möglichkeiten auf, wohin sich die Patientin oder der Patient wenden kann und vermittle die Kontakte. Mitunter gehen wir auch gleich gemeinsam auf eine bestimmte Webseite, wenn es um externe Beratungsstellen und Organisationen geht. Schriftliche Anfragen ohne Angabe einer telefonischen Erreichbarkeit werden dann auch schriftlich beantwortet."

…und wer sich schon in der Krebstherapie befindet?

Berger: "Auch während einer Therapie ist der Tumor-Lotse ansprechbar und vermittelt zum Beispiel zu Fragen der Rehabilitation, zum Schwerbehindertenausweis, zur Nachsorge, zur ambulanten Strahlen- oder Chemotherapie. zum Krankentransport bei ambulanten Behandlungen oder die Vermittlung zum Sozialdienst."

Melden sich denn auch Menschen, die nicht erst kürzlich erfahren haben, dass sie Krebs haben? 

Berger: "Es kommen auch viele Anrufe von Patientinnen und Patienten, die bereits in der onkologischen Behandlung sind und eine Zweitmeinung dazu haben wollen. Oder sie suchen nach Hilfsangeboten. Auch ein Umzug von einem anderen Bundesland nach Berlin oder Brandenburg hat für krebskranke Patienten zur Folge, sich zur Weiterbehandlung nach neuen Ansprechpartner*innen und Expert*innen oder einer Selbsthilfegruppe in der neuen Wohnnähe umzuschauen."

Können Sie medizinische Fragen direkt beantworten?

Berger: "Nein, ich bin ja keine Medizinerin. Ich habe zwar viel Erfahrung, aber sehr spezielle medizinische Anfragen werden vor der Beantwortung mit Fachärzten besprochen."

Gezielte Informationen an die Hand geben

Was ist Ihnen bei der Beratung besonders wichtig?

Berger: "Wichtig ist für uns, dass sich die Patientinnen und Patienten als auch Angehörige bei Vivantes wahrgenommen und persönlich beraten fühlen. Es ist eine Herzensangelegenheit für mich, jede und jeden so gut wie möglich zu beraten. Meine Arbeit als Tumor-Lotsin erfüllt mich, wenn ich den Krebspatientinnen und -patienten gezielte Informationen an die Hand geben kann und ich ihnen damit ein stückweit das Gefühl gebe, mit der Erkrankung nicht allein gelassen zu werden."

Sie sind also auch eine Art Seelsorge?

Berger: "Nein, wir sind keine Seelsorgestelle, aber wir haben für alle Sorgen, Nöte und Fragen ein offenes Ohr. Ich versuche, mich in die Ratsuchenden hineinzuversetzen. Und wenn zum Beispiel eine Anruferin oder ein Anrufer verzweifelt klingt, dann halten wir auch dafür Angebote vor und können den entsprechenden Kontakt vermitteln."

Seit wann gibt es die Anlaufstelle „Tumor-Lotse“ bei Vivantes?

Berger: "Die Arbeit des Vivantes Tumor-Lotsen begann bereits im Februar 2010. Die Erreichbarkeit war anfangs auf zwei Wochentage ausgerichtet, an einem Tag vormittags, am anderen nachmittags. Das Interesse an der neuen Beratung nahm damals sehr schnell zu, sodass das Vivantes Tumorzentrum sich entschieden hat, den Service unter der Woche täglich anzubieten. Das hat sich seit 2011 bis heute nicht geändert."

Wann ist die Tumor-Lotsen-Hotline erreichbar?

Berger: "Der Tumor-Lotse ist montags bis freitags von 10:00 – 13:00 Uhr telefonisch und online erreichbar. Und wer außerhalb dieser Zeiten Kontakt aufnimmt, erhält so schnell es möglich ist eine Rückmeldung."

 


 

Fotos:

Titel Vivantes Brustzentrum im Vivantes Klinikum am Urban, Fotolia - ©tonaquatic, Porträt Gabriele Berger - Monique Wüstenhagen/Vivantes

 

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Was ein Tumor-Lotse macht

Der Tumor-Lotse ist direkter Ansprechpartner für die Patientinnen und Patienten, ihre Angehörigen, für Ärztinnen und Ärzte, Selbsthilfegruppen und andere im Bereich der Krebsmedizin tätigen Organisationen. Dies ist ein Angebot des Vivantes Tumrozentrums

Vivantes Tumorzentrum: Qualität bei Beratung und Therapie

Das Vivantes Tumorzentrum bündelt und koordiniert die Krebsmedizin aller Vivantes Standorte in Berlin. Die vielfältigen Behandlungsangebote werden hier zu einem leistungsfähigen Vivantes Netzwerk für Gesundheit zusammengeführt. Die Krebspatientinnen und -patienten erhalten durch diese interdisziplinäre Zusammenarbeit eine optimale, wohnortnahe Versorgung sowie an allen Standorten eine vergleichbar gute Beratung und Therapie auf höchstem Niveau.