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Wickeln für Anfänger

Männer mit Nachwuchs wollen sich gleichberechtigt um ihr Baby kümmern, Elternschaft, Berufsleben und Partnerschaft mit ihren Frauen aktiv gestalten. Diese Erfahrung macht Alexander Kusinski – er leitet als Sozialarbeiter im Vivantes Klinikum Am Urban einen Crashkurs für werdende Väter. Er berichtet, dass sich immer mehr Väter gut auf die Geburt und vor allem auf die Zeit danach vorbereiten wollen.

Wie kam es zum Kurs?

Ich bekam das Feedback von Hebammen, die sagten, so wie die Frauen einen Kurs zur Vorbereitung auf die Geburt bekämen, wäre es schön, wenn die Väter auf die Zeit nach der Geburt vorbereitet werden könnten.

Keine Frau fragt sich mehr, ob sie einen Geburtsvorbereitungskurs machen soll. Sind Väterkurse auch schon eine Selbstverständlichkeit?

Die Väterkurse sind gut nachgefragt, gemessen an der Anzahl werdender Väter in der Stadt ist allerdings noch Luft nach oben. Aber es wird immer selbstverständlicher, dass werdende Väter in die Verantwortung gehen, den Geburtsvorbereitungskurs besuchen und nicht erst unvorbereitet bei der Geburt dabei sind– das war früher nicht so. Die Väterkurse ersetzen die Paarangebote nicht, aber ergänzen sie sehr gut.  

Der Kurs soll ihnen vermitteln: Ihr seid der Herausforderung gewachsen!

Was bringen Sie den Vätern bei?

Es geht um praktische Fragen – wie halte ich das Baby richtig? Wie gehe ich mit ihm um, wenn es schreit? Aber die bevorstehende Geburt verunsichert die teilnehmenden Männer auch ganz allgemein. Wie verändern sich die Anforderungen mit Blick auf den Beruf? Was passiert in meiner Partnerschaft? Gibt es noch sowas wie Privatsphäre? Ich stelle fest, dass es Männern gut tut mit anderen Männern darüber zu sprechen, neben dem Gespräch mit ihren Frauen. Der Kurs soll ihnen vermitteln: Ihr seid der Herausforderung gewachsen! Ihr beginnt nur eine neue Lebensphase, in der ihr Verantwortung für Euer Kind übernehmt!

Heute sind Paare flexibel bei der Aufgabenteilung.

Was wird vom modernen Vater erwartet? Wie ist er so?

Heute sind Paare flexibel bei der Aufgabenteilung, die klassischen Rollenbilder lösen sich auf, jeder macht alles und das fordert die Paare immer wieder, eine gute Balance zu finden. Väter wollen nicht nur die klassischen Versorger sein, sondern wünschen sich einen guten Kontakt zum Kind von Anfang an. Der erste Monat als Vätermonat ist ein guter Trend. Für eine stabile Vater-Kind-Bindung und die gemeinsame Elternschaft ist es wichtig, das Kind hautnah zu erleben. Zum Beispiel können Männer von vornherein das Stillen unterstützen –dafür sorgen, dass der Wochenbettbesuch vor einer Überforderung des Kindes und der stillenden Mutter rechtzeitig verabschiedet wird, sie können das vorbereitete Kind der Mutter zum Stillen bringen, es zum Bäuerchen abholen und insgesamt eine positive Haltung gegenüber dem Stillen vermitteln. Väter kümmern sich im Wochenbett auch gern um das Projektmanagement – das Einkaufen, die Waschmaschine, die Suppe. Wenn von den Eltern einer überfordert ist, sollten gerade die Väter flexibel genug sein, die Aufgaben neu zu verteilen. Gemeinsam die Unsicherheit im Umgang mit dem Baby zu meistern ist gerade in kritischen Phasen eine wichtige Aufgabe für beide Eltern. So findet man mit dem Kind einfach schneller in einen neuen Lebensalltag.

Gemeinsam die Unsicherheit im Umgang mit dem Baby zu meistern ist gerade in kritischen Phasen wichtig für beide Eltern.

Welche Männer kommen zu den Kursen?

In der Regel kommen interessierte werdende Väter, die bereit sind, sich auch unabhängig von ihrer Partnerin auf ein Leben mit einem Baby vorzubereiten. Aber es sind auch Männer willkommen die sagen „meine Frau hat mich hergeschickt. Keine Ahnung, worum es hier geht!“ Als ich vor sechs Jahren mit den Kursen im Klinikum Am Urban anfing, war es kaum denkbar, dass Männer mit Migrationshintergrund einen Väterkurs besuchen. Aber das hat sich geändert. Bei vielen Männern unterschiedlicher Kulturkreise hat ein Umdenken eingesetzt. Sie haben häufig bereits selbst in ihrer Herkunftsfamilie ein gleichberechtigtes Miteinander von Vater und Mutter erfahren oder sind inspiriert von den vielen väterlichen Rollenmodellen in Berlin.

Zum Schluss noch ganz praktisch gefragt: Wo kann man sich anmelden?

Auf der Seite der Geburtsmedizin im Vivantes Klinikum Am Urban gibt es die Vorbereitungskurse und eine Anmeldemaske für den Crashkurs für werdende Väter. Aber auch unter der Webseite www.Beratung-im-Kontext.de können sich interessierte Väter anmelden. Die Kurse werden alle sechs Wochen angeboten.