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Training für die Blase

Müssen Sie oft auf die Toilette? Verspüren Sie starken Harndrang? Die Blase ist ein Muskel – und kann trainiert werden. Tipps dazu geben Dr. Nerida Mönter und Dr. Imke Dehn aus dem Vivantes Beckenbodenzentrum am Klinikum Neukölln.

Wann sind häufige Toilettengänge ein gesundheitliches Problem?

Dr. Nerida Mönter: "Wenn jemand sehr häufig Wasserlassen muss oder starken Harndrang verspürt, kann das den Alltag durcheinanderbringen. Wir haben im Kontinenz- und Beckenbodenzentrum im Vivantes Klinikum Neukölln Patient*innen, die alle 15 Minuten auf Toilette gegangen sind. Manche Menschen können den Urin auch gar mehr halten oder müssen nachts oft aufstehen."

Was kann man dagegen tun? 

Dr. Imke Dehn: "All das kann auf eine Reizblase oder eine überaktive Blase hindeuten und dagegen kann man etwas tun. In der Sprechstunde unseres Zentrums können wir klären, ob und wie wir weiterhelfen können. Wir besprechen die Beschwerden und empfehlen dann oft ein Blasentraining."

Man kann die Blase daran gewöhnen, mehr Flüssigkeitsmenge aufzunehmen. Wenn man die Blase dagegen nicht trainiert, dann kann sie sogar schrumpfen.

Oberärztin am Kontinenz- und Beckenboden-Zentrum, Vivantes Klinikum NeuköllnDr. Nerida Mönter

Was versteht man unter Blasentraining?

Dr. Mönter:  "Die Blase ist ja ein Muskel und so wie jeder andere Muskel auch kann sie trainiert werden. Man kann die Blase daran gewöhnen, mehr Flüssigkeitsmenge aufzunehmen. Wenn man die Blase dagegen nicht trainiert, dann kann sie sogar schrumpfen."

Und wie geht das?

Dr. Mönter: "Zuerst ist es wichtig, ein Tagebuch anzulegen, das drei Tage über 24 Stunden geführt wird. Damit stellen wir zunächst fest, wie groß und wann die Trinkmengen sind und wie viel Harn wann abgeführt wird. Auch der ungewollte Harnverlust wird mit Uhrzeiten notiert – ob ein paar Tröpfchen oder mehr. Dann wird ein regelmäßiger Rhythmus eingeübt, denn das tut dem Blasenmuskel gut."

Wie kann solch ein Rhythmus aussehen?

Dr. Dehn:  "Wir raten dazu, sich sinnvolle Zeiten in relativ gleichmäßigen Abständen zu überlegen, wann man auf Toilette geht. Zum Beispiel ritualhaft zu den Mahlzeiten oder zu anderen fixen Zeiten, die zum Tagesablauf passen. Wenn man im Tagebuch etwa notiert hat, dass man stündlich auf Toilette geht, sollte man das in der ersten Woche bewusst beibehalten und die Abstände der Toilettengänge ab der zweiten Woche um beispielsweise eine Viertelstunde steigern. In der dritten Woche würde man das Intervall auf anderthalb Stunden verlängern."

Tipps & Tricks für's Blasentraining

Wie trainiere ich meine Blase?

  • Dreitägiges Blasen-Tagebuch: Wann trinke ich? Wie viel trinke ich? Wann gehe ich auf die Toilette?
  • Die Abstände zwischen den Toilettengängen langsam vergrößern
  • Feste Zeiten für Toilettengänge planen
  • Den Harndrang kontrollieren und herauszögern: Nach vorn beugen mit geradem Rücken und angespannter Beckenmuskulatur 
  • Die Trinkmenge nicht verringern, aber über den Tag verteilen und weniger Kaffee, grünen Tee, oder Alkohol trinken
  • "Vorbeugende" Toilettengänge helfen nicht
  • Zwei Stunden vor dem Schlafen weniger trinken
 

Aber ist das nicht schwierig, verspürt man dann nicht trotzdem Harndrang?

Dr. Dehn: "Ja, aber auch da gibt es Tipps und Tricks: Man kann sich eine Ruhepause gönnen, denn man weiß, dass der Harndrang nachlassen wird. Auch wenn man mit geradem Rücken die Beckenmuskulatur anspannt oder sich nach vorne beugt, als würde man sich die Schuhe zubinden wollen, nimmt der Harndrang schneller ab."

Nach welchen Getränken muss man schnell auf die Toilette?

Dr. Dehn: Es gibt besonders harntreibende Getränke. Dazu zählen Kaffee, grüner Tee oder Alkohol. Diese Getränke sollte man dann besser nicht im Übermaß zu sich nehmen.

Gegen Harndrang gibt es Tipps und Tricks: Man kann sich eine Ruhepause gönnen, denn man weiß, dass der Harndrang nachlassen wird. Auch wenn man mit geradem Rücken die Beckenmuskulatur anspannt oder sich nach vorne beugt, als würde man sich die Schuhe zubinden wollen, nimmt der Harndrang schneller ab.

Fachärztin, Kontinenz- und Beckenboden-Zentrum, Vivantes Klinikum NeuköllnDr. Imke Dehn

Nicht weniger trinken - sondern harntreibende Getränke meiden

Sollte man einfach weniger trinken?

Dr. Mönter: "Nein. Das ist eine häufige Reaktion, ist aber nicht sinnvoll, denn der Körper braucht Flüssigkeit. Besser ist es, die Trinkmenge gleichmäßig über den Tag zu verteilen. Sinnvoll kann es jedoch sein, die Trinkmenge zwei Stunden vor dem Zubettgehen zu reduzieren."

Wozu raten Sie noch?

Dr. Dehn: "Vorbeugende Toilettengänge sollte man vermeiden, etwa wenn man aus dem Haus geht nochmal schnell… – sonst kann das den Effekt haben, dass sich die Blase schneller wieder meldet."
 

Erklärvideo
Blasentraining

Infos und Links

Im zertifizierten interdisziplinären Kontinenz- und Beckenboden-Zentrum im Vivantes Klinikum Neukölln wird für jede Patientin unter Berücksichtigung der individuellen Untersuchungsergebnisse ein persönlicher Therapieplan gestellt.

Allgemeiner Kontakt

Kontinenz- und Beckenboden-Zentrum
030 130 14 8146
im Vivantes Klinikum Neukölln
Rudower Straße 48
12351 Berlin Neukölln

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