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Frühchenförderung auf dem Pferderücken

Einen Ausflug für ehemalige Patient*innen, die als Frühchen oder mit chronischen Erkrankungen im Bereich der Neurochirurgie im Klinikum Friedrichshain behandelt wurden, organisierte das engagierte Team um den neurochirurgischen Chefarzt Prof. Dr. Sven Kantelhardt, seine Stellvertreterin Dr. Stefanie Hammersen und die Assistenzärztin Anna Böhnke. Frühchen haben oft einen besonderen Förderbedarf.

Wie kam die Idee zustande, ehemalige Patient*innen zum Reittag einzuladen?

Ehemalige Frühchen, oder Kinder, die mit Tumoren oder Schädelhirntraumata bei uns behandelt wurden, haben oftmals Einschränkungen und dadurch nicht ohne Weiteres die Möglichkeit, in einen Reitclub einzutreten und so einen tollen Ausflug zu machen, mit Tieren umzugehen, professionelle Reittherapeut*innen zu treffen. Gerade den Stadtkindern wollten wir das ermöglichen. Unterstützt hat uns der Frieda e.V. aber auch der Reiterhof auf dem Hofgut Groeben  – alle haben sich vor Ort eingebracht. Inspiriert wurde ich durch ein Projekt auf dem Speedboat, das ich früher mal mit den Johannitern umgesetzt hatte.

Wie waren die Rückmeldungen der Teilnehmer*innen?

Begeistert! Manche Kinder hatten erst großen Respekt vor den Pferden, aber am Schluss wollten sie gar nicht mehr herunter. Das Schöne bei der Arbeit mit Pferden ist, sie geben uns ganz unmittelbar ein ehrliches Feedback.    

In der Neonatologie erhalten Frühgeborene die Behandlung und besondere Fürsorge, die sie benötigen, um sich gut zu entwickeln. Häufig ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Neurochirurgie notwendig. Können Sie uns genauer erklären, warum?

Frühgeborene Kinder haben bei der Geburt ein erhöhtes Risiko für Blutungen. Das liegt daran, dass die Gefäße oftmals noch nicht fertig ausgebildet sind. Es kann zu Einblutungen in den Kopf kommen, zu Blutergüssen. Noch ist der Schädel zwar flexibel, der Druck daher noch nicht so hoch, aber es kann passieren, dass der Abfluss des Nervenwassers nicht funktioniert. Bei der Diagnose eines Hydrozephalus, die es häufig gibt, (früher auch Wasserkopf genannt), ist eine Behandlung mit einem Shunt notwendig.

Wozu genau wird der Shunt eingesetzt?

Einen Shunt kann man sich wie einen Schlauch vorstellen, mit dem das Nervenwasser in eine andere Körperhöhle, z.B. die Bauchhöhle abgeleitet wird. In früheren Jahrhunderten sind Kinder mit einem Hydrozephalus noch gestorben, heute ist es bei Frühchen einer der häufigsten Eingriffe.

Gibt es weitere neurochirurgische Operationen bei Frühgeborenen?

Ein Neugeborenes von etwa 3000 kommt mit einem sogenannten „offenen Rücken“ zur Welt (Spina Bifida). In diesem Fall sind Rückenmark und Wirbelbögen nicht verschlossen. Es kommt auch vor, dass es nicht nur ein Loch ist, sondern das Nervenmaterial direkt an der Oberfläche liegt, das führt zu einer Querschnittslähmung. Heutzutage erhalten werdende Mütter Folsäure zur Nahrungsergänzung, sodass die Zahlen zum Glück stark zurückgegangen sind.

Wie wird ein offener Rücken behandelt?

Die offene Stelle wird steril abgedeckt, um Folgeschäden zu verhindern. Auch hier muss das Nervenwasser durch einen Shunt abgeleitet werden.

Führen solche Komplikationen wie Hydrozephalus und Spina Bifida auch später noch zu Einschränkungen?

Zunächst einmal ist es wichtig, die medizinischen Ursachen zu finden und zu behandeln. Wenn also bei den Vorsorgeuntersuchungen festgestellt wird, dass der Kopf im Verhältnis zum Körper schneller wächst, sollten Eltern handeln. Der bleibende Shunt hat – wie alle Implantate – ein Restrisiko, dass Kinder in die Klinik müssen, weil er verstopft, reißt, oder sich infiziert.
Bei Frühchen beobachten wir verschiedene Entwicklungsverzögerungen – beim Wachsen, Laufen, Spracherwerb, daraus ergibt sich oft ein Förderbedarf.