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Kleinste Verletzung – großes Risiko: Das Diabetische Fußsyndrom

Wie entsteht das diabetische Fußsyndrom, warum ist es gefährlich und kann schlimmstenfalls Amputationen zur Folge haben? Und wie kann es behandelt werden?

Als Gefäßchirurgin kennt sich die Chefärztin Dr. Christiane Laun im Vivantes Klinikum Am Urban sehr gut mit dem Diabetischen Fußsyndrom aus. Im Gespräch erklärt sie, wie es entsteht, warum es gefährlich ist und schlimmstenfalls Amputationen zur Folge haben kann, aber vor allem auch, wie es behandelt wird.

Frau Dr. Laun, wie kommt es von einer Stoffwechselerkrankung wie Diabetes zu einer offenen Wunde und Entzündung der Schleimhaut?

Der hohe Blutzucker von Diabetikern kann Nerven und Gefäße angreifen und damit das Empfinden für Schmerz und Druck verringern. Sie entwickeln eine Nervenschädigung, auch diabetische Neuropathie genannt und Gefäßerkrankungen also Angiopathien. So haben rund 15 Prozent der Diabetiker schlecht heilende Wunden am Fuß, die oft unbemerkt bleiben.

Wieso kommen Patientinnen und Patienten zu ihnen, wenn die Wunde nicht bemerkt wird?

Oft sind es nicht die Beschwerden, die Betroffene in die Klinik führen, sondern Angehörige, die einen unangenehmen Geruch wahrnehmen. Aber es gibt auch Notfälle, bei denen eine Sepsis auftritt, der Fuß und das Bein anschwillt, sich rötet und sie Fieber bekommen. 

Wie wird das diabetische Fußsyndrom behandelt?

Zunächst erfolgt natürlich die Diagnose. Wenn sich die Haut schon entzündet hat, Geschwüre entstanden sind, oder Hautschichten zerstört wurden, arbeiten Expertinnen und Experten der verschiedenen Disziplinen eng zusammen, damit es nicht zur Amputation kommen muss.

Der hohe Blutzucker von Diabetikern kann Nerven und Gefäße angreifen und damit das Empfinden für Schmerz und Druck verringern.

Dr. Christiane Laun

Welche sind das?

Zuerst wird die Wunde versorgt und der Infekt saniert. Durch die Gefäßschädigung kommt das Blut außerdem nicht richtig in Fluss, eine arterielle Verschlusskrankheit kann die Folge sein, auch Schaufensterkrankheit genannt. Deshalb ist eine Revaskulation nötig, eine Verbesserung der Durchblutung. Dazu lege ich als Gefäßchirurgin einen Bypass oder Stent. 

Wovon hängt es ab, ob eine Amputation doch notwendig ist?

Es kommt darauf an, ob die infizierte Wunde heilt, wie tief sie bereits ist, ob sie sich auf andere Weichteile oder sogar auf den Knochen ausgebreitet hat. Wenn die Amputation nicht abgewendet werden kann versuchen wir, fußnah zu amputieren, die Ferse zu erhalten, damit die Betroffenen mit orthopädischem Schuhwerk weiterhin laufen können.

Kann dem diabetischen Fußsyndrom vorgebeugt werden?

Informationen und Schulungen sind hier sehr wichtig. Diabetiker haben ein drei bis vierfach höheres Risiko schlecht heilende Wunden am Fuß zu entwickeln und sollten entsprechend achtsam sein, kontrollieren, aber auch die Hausärzte mit einbeziehen.