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Augenmedizin: Fenster zur Welt

Wunderwerk der Natur: Der Sehsinn liefert uns rund 80 Prozent aller Informationen aus der Umwelt, die wir im Gehirn verarbeiten. Wenn die Augen im Alter schlechter werden, kann die Medizin helfen.

Der Graue Star ist keine Erkrankung, sondern eine Altersveränderung.

Chefärztin der Klinik für Augenheilkunde im Klinikum NeuköllnProf. Dr. Sabine Aisenbrey

Unsere Augen – etwa 150 Farbtöne aus dem Spektrum des sichtbaren Lichtes können wir unterscheiden und zu einer halben Million Farbempfindungenkombinieren. Obwohl unsere Augen nur etwa einen Kubikzentimeter unseres Körpers einnehmen, bestimmen sie, wie wir leben.

Wir kämpfen für das Sehen – Augenmedizin in Neukölln

„Das, was wir sehen, beeinflusst unser Denken, Handeln und Fühlen. Für das Team der Augenklinik bedeutet das eine große Herausforderung und Verantwortung: Wir kämpfen für das Sehen“, erklärt Prof. Dr. Aisenbrey, die seit 2017 die Klinik für Augenheilkunde am Vivantes Klinikum Neukölln leitet. „An meiner Profession begeistert mich vor allem die Vielfältigkeit und Interdisziplinarität“, berichtet die Augenexpertin. „Wir arbeiten mit zahlreichen Fachbereichen zusammen. Mit der Neurologie: Die Netzhaut steht im ständigen Austausch mit dem Gehirn. Mit der Kinderheilkunde: Bei Frühchen besteht die Gefahr, dass sich die Netzhaut fehlentwickelt. Mit Hautärzten: Wenn Augen tränen und jucken, kann es sich um eine allergische Reaktion handeln. Auch bei der ästhetischen Wiederherstellung eines Augenlids sind wir in engem Austausch. Und mit der Inneren Medizin: Diabetes kann die Netzhaut beschädigen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Diabetiker einmal im Jahr zum Screening ihren Augenarzt aufsuchen.“

Schonende Laserbehandlung

Die Klinik für Augenheilkunde am Vivantes Klinikum Neukölln ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung: Ein Team aus 13 Ärztinnen und Ärzten sowie einer Vielzahl an Pflegerinnen und Pflegern kümmert sich an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr um ihre Patientinnen und Patienten. Es behandelt mit hochmodernen diagnostischen und therapeutischen Verfahren eine Vielzahl an Augenerkrankungen, therapiert mit Medikamenten, operiert mit schonenden Lasern, führt hoch präzise, mikrochirurgische Eingriffe durch.

Hightech-Medizin

Rund 4500mal im Jahr wird der Graue Star mithilfe eines mikrochirurgischen Eingriffs behandelt. Der Graue Star ist eine Altersveränderung. Im Verlauf der Lebensjahre trübt sich die Linse – mit Folgen: Erst blenden nachts die Lichter, später verlieren die Farben an Leuchtkraft, alles scheint mit einem grauen Schleier überzogen – daher auch der Name.

Praktisch schmerzfrei

„Der Eingriff ist praktisch schmerzfrei“, betont die Chefärztin. „Viele Betroffene schieben ihn trotzdem vor sich her. Haben sie sich endlich durchgerungen, sind sie erstaunt, wie einfach und schnell alles ging – und wie farbig die Welt auf einmal wieder aussieht. Schon manch einer ist uns da freudig um den Hals gefallen.“

Hornhauttrübung? Teiltransplantation

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Technik in der Augenheilkunde rasant weiterentwickelt. Die Expertin: „Unsere mikrochirurgischen Eingriffe sind komplex und hoch präzise. Ein Beispiel ist die lamelläre Hornhauttransplantation. Wir führen diese durch, wenn die innere Schicht der Hornhaut eine Trübung entwickelt, etwa bei der Fuchs’schen Endotheldystrophie (vererbte Hornhauterkrankung). Die Sicht trübt sich milchig, der Betroffene ist im Alltag eingeschränkt. Dabei setzen wir die sogenannte DMEK-Methode ein: eine Teiltransplantation, bei der wir die innere Zellschicht der Hornhaut durch eine Tausendstel Millimeter dünnen Spenderhornhaut ersetzen – und das komplett nahtfrei“, erläutert die Professorin.

Zeichen für altersbedingte Augenerkrankungen

Ein weiterer Schwerpunkt der Klinik liegt auf der Behandlung von Makula-Erkrankungen. Die Makula ist in der Netzhaut die Stelle des schärfsten Sehens, ihre altersbedingte Degeneration (AMD) die häufigste Augenerkrankung bei Menschen ab 50 Jahren. „AMD sollte frühzeitig erkannt werden. Ist der Sehverlust bereits vorangeschritten, können wir ihn nicht mehr rückgängig machen, sondern nur noch eine weitere Verschlimmerung verhindern“, so die Chefärztin. „Wenn man merkt, dass sich gerade Linien verziehen, zum Beispiel die Kacheln im Badezimmer auf einmal schief wirken, ist das ein Anzeichen für AMD. Die Betroffenen sollten ihre Augenärztin oder ihren Augenarzt aufsuchen, die oder der sie dann gegebenenfalls an uns überweist.“

Spezielle Sprechstunden

Für die unterschiedlichen Erkrankungen hat die Augenklinik spezielle Sprechstunden eingerichtet: eine davon nur für Patientinnen und Patienten mit Erkrankung der Makula, weitere für Hornhaut/Keratokonus, Glaukom (Grüner Star), Netzhaut, Lid, Refraktive und Kinder. Prof. Sabine Aisenbrey ist unter anderem Expertin für die Chirurgie von Augenerkrankungen im Kindesalter, wie zum Beispiel Netzhautablösungen, den kindlichen Grauen Star oder den angeborenen Grünen Star. „In diesem Bereich arbeiten wir eng mit der Kinderklinik und der Neugeborenenmedizin zusammen und betreuen zum Beispiel die Frühchen beratend mit.“

Selbsthilfegruppe

Unsere Augen geben uns Orientierung: Wir sehen, wo wir uns befinden, was um uns herum passiert. Und wir kommunizieren mit ihnen: Sie strahlen, wenn wir uns freuen. Wir zwinkern uns gegenseitig zu. Unsere Pupille weitet sich, wenn wir uns fürchten. „Wenn die Augen nicht mehr richtig funktionieren, belastet es die Betroffenen oft sehr“, sagt Chefärztin Sabine Aisenbrey. Deshalb kooperiert Vivantes mit PRO RETINA e. V., einer Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegenerationen.

Einmal im Monat findet in der Klinik für Augenheilkunde in Neukölln eine Sprechstunde statt: Es gibt Beratung zu technischen Hilfsmöglichkeiten, etwa spezielle Brillen, Fernrohre oder auch Blindenführhunde, emotionale und psychische Unterstützung und konkrete Hilfe. Denn trotz Sehverschlechterung oder Erblindung sollte es möglich sein, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Sieben Augen-Operationen für Fecht-Talent

Emilia Rohner (13) ist ein ambitioniertes Talent im Berliner Fechtsport. Beim Versuch, mit einem Freund ein Elektrofahrrad zu bauen, schleuderte ihr im Mai mit Wucht eine Zange ins rechte Auge und schnitt die Hornhaut komplett einmal durch. Die durchsichtige Hornhaut (Kornea) ist die äußere Begrenzung des Auges, sie schließt den runden Augapfel nach vorne ab. Nur wenn die Hornhaut durchsichtig und gewölbt ist, kann man scharf sehen. Nach Einlieferung durch den Rettungswagen in die Augenklinik wurde Emilia sofort von Professorin Sabine Aisenbrey operiert. Das verletzte Auge konnte gerettet werden, hat aktuell aber eine reduzierte Sehkraft. Die Mutter Miriam Rohner erzählt: „Für Emilia war es zunächst am allerwichtigsten, weiter fechten zu können. In diesem Sport sind vorrangig Reaktionsvermögen und Vorahnung wichtig, das Sehen spielt nicht die größte Rolle. Dennoch sind Emilias Einschränkungen im räumlichen Sehen stark, besonders im Straßenverkehr musste sie ihr Verhalten neu ausrichten.“ Die Behandlung durch Chefärztin Sabine Aisenbrey ist für Familie Rohner ein Glücksfall. „Von Beginn an fühlten wir uns kompetent und einfühlsam betreut. Insgesamt wurde Emilia bis heute siebenmal operiert. Da hat sich ein enges Vertrauensverhältnis aufgebaut.“ In naher Zukunft soll ihr eine Spenderhornhaut transplantiert werden.

 
Kontakt Augenheilkunde
030 130 14 3227

Fotos

Titelbild: coloroftime - getty images; Portait: Werner Popp