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Diabetes bei Kindern: Wie der Weg in den Alltag gelingen kann

In Berlin sind derzeit etwas mehr als 2000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an Typ-1 Diabetes erkrankt – Tendenz seit mehr als 30 Jahren steigend. Diabetes eines Kindes betrifft die ganze Familie, weiß der Leiter des Neuköllner Vivantes Diabeteszentrums, Prof. Dr. Klemens Raile. Im Interview erklärt er, wie hier moderne Therapien ansetzen und sowohl den Kindern als auch dem Umfeld helfen können.

Herr Prof. Raile, was ist das Besondere an einer Behandlung im Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche?

Am Standort arbeiten wir mit unserem Team sektorenübergreifend stationär und ambulant. Wobei wir auf eine überwiegend ambulante Behandlung, inklusive Telemedizin, und ein interdisziplinäres Team setzen. Ein zentraler Punkt ist immer die individuelle Schulung der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1 Diabetes sowie ihrer Sorgeberechtigten. Die Patient*innen und ihre Sorgeberechtigten sollen die Diabetesbehandlung im Alltag möglichst selbständig durchführen können. Darauf werden sie vorbereitet und trainiert, später im Alltag von uns ambulant unterstützt. Diabetes eines Kindes betrifft die ganze Familie – wir helfen allen zurück in ihr Leben.

Ab welchem Alter können Kinder ihre Behandlung im Alltag selbst durchführen?

Bereits Vorschulkinder können sehr einfach geschult werden. Die Hauptverantwortung liegt aber bei den Sorgeberechtigten. Mit zunehmendem Alter wechselt dann die Behandlungsverantwortung zu den Kindern und Jugendlichen und entsprechend umfangreicher werden die altersangepassten Schulungsmodule.

Auch das weitere, soziale Umfeld ist entscheidend für den Behandlungserfolg. Wie beziehen Sie das mit ein?

Wir schulen auch weitere Betreuungspersonen aus Familienhilfe, Kindertagesstätten, Schulen, Hort oder Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen. Bei akuten Krisen oder psychiatrischen Zweiterkrankungen ist eine psychologische Beratung und psychotherapeutische Kurzintervention von diabeteserfahrenen Therapeuten entscheidend. Auch sie gehören zum Team des Diabeteszentrums.

In wie fern spielt medizin-technische Unterstützung im Alltag der Betroffenen eine Rolle?

In der Kinderdiabetologie setzten wir in sehr hohem Maß Diabetestechnik ein. Dazu zählen zum Beispiel kontinuierlich messende Glukosesensoren (CGM), Insulinpumpensysteme und so genannte Semi-Closed-Loop-Algorithmen, die mit den CGM-Signalen direkt Insulinpumpen ansteuern und automatisiert Insulin abgeben. Diese automatisierten Systeme sind mittlerweile für Kleinkinder ab dem Alter von 12 Monaten verfügbar.

Wie verbreitet ist Diabetes bei Kindern?

Nach Asthma ist Diabetes die zweithäufigste chronische Krankheit bei Kindern. In Berlin sind derzeit bis zu 2000 Kinder und Jugendliche mit Typ-1 Diabetes zu versorgen. Bundeweit steigt die Neuerkrankungsrate seit über 30 Jahren kontinuierlich an. Umso wichtiger sind adäquate Versorgungsangebote, die die betroffenen Familien an die Hand nehmen.

 

Hier geht es zum Vivantes Diabeteszentrum für Kinder und Jugendliche.