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Gürtelrose: Wer besonders gefährdet ist und was davor schützt

Die Gürtelrose ist eine Viruserkrankung, die durch das Varizella-zoster-Virus ausgelöst wird. Es handelt sich jedoch nicht um eine neue Infektion, sondern eine Reaktivierung der Viren, die bei Betroffenen früher im Leben bereits einmal Windpocken ausgelöst haben. Denn die Varizella-zoster-Viren verbleiben lebenslang in den Nervenknoten. Über Risiken dieser Erkrankung, aber auch Möglichkeiten, sich trotzdem vor einer Gürtelrose zu schützen, berichtet Infektiologin Dr. Anja Masuhr, leitende Oberärztin im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum, im Interview. Studien zeigen, dass nach einer Corona-Infektion das Risiko steigt, an Gürtelrose zu erkranken.

Frau Dr. Masuhr, wer ist besonders gefährdet an Gürtelrose zu erkranken?

Besonders gefährdet an Herpes zoster also an der Gürtelrose zu erkranken, sind Menschen, die älter als 50 Jahre sind. Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, nimmt mit zunehmendem Alter zu. Auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem haben ein höheres Erkrankungsrisiko.

Studien zeigen, dass auch nach einer Covid-Infektion das Risiko steigt, an einer Gürtelrose zu erkranken: allgemein um 15 Prozent, nach schwerem Covid-Verlauf sogar auf 21 Prozent. Menschen über 50 Jahre sind in diesem Zusammenhang besonders gefährdet. Woran liegt es, dass eine Covid-Infektion das Risiko erhöht, an Gürtelrose zu erkranken?

Mit zunehmendem Alter tritt eine Schwäche des Immunsystems auf, da die für die Immunabwehr wichtigen Zellen weniger produziert werden und weniger schnell reagieren. Somit sind ältere Menschen nicht nur häufiger von schweren Verläufen einer Covid-Infektion betroffen, sondern haben danach auch ein höheres Risiko für den Ausbruch einer Gürtelrose. Nach einer schweren Covid-Infektion können die verbleibenden Abwehrkräfte, also die immunkompetenten Zellen, so geschädigt sein, dass sie den Ausbruch einer Gürtelrose nicht verhindern können.

Kann man grundsätzlich vorbeugen, damit das eigene Risiko einer Gürtelrosen-Infektion minimiert wird?

Ja, man kann das Risiko durch eine Impfung minimieren. Diese Impfung wird für Menschen ab dem 60. Lebensjahr empfohlen und für Patient*innen mit einer chronischen Erkrankung bereits ab 50 Jahren. Auch Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche beziehungsweise Immunsuppression sollten sich impfen lassen. Es werden zwei Impfdosen intramuskulär mit einem Abstand von mindestens zwei bis maximal sechs Monaten verabreicht. Die Impfung schützt zu mehr als 90Prozent vor einer Gürtelrose.

Wie gefährlich ist eine Gürtelrose?

Die Gürtelrose ist keine harmlose Hauterkrankung, sondern eine virusbedingte Infektionskrankheit und es können neben den betroffenen Hautarealen auch die Lunge, das Herz, die Leber, das Gehirn, die Augen und Ohren betroffen sein. So kann es unter anderem zu schweren Augenentzündungen bis hin zur Erblindung, lebensbedrohlichen Gehirn- und Gehirnhautentzündung mit Lähmungen kommen.

Kann es zu Langzeitfolgen kommen?

Eine häufige Komplikation, die bei bis zu 30 Prozent der älteren Patient*innen auftritt, ist die postzosterische Neuralgie. Nach dem Abheilen des Hautausschlags können stärkste Nervenschmerzen in dem betroffenen Areal zurückbleiben. Typisch ist ein dauerhafter, brennender, teils in Attacken stechender Schmerz, der Monate bis Jahre zurückbleiben kann. Eine durch die Gürtelrose verursachte halbseitige Gesichtslähmung bildet sich manchmal nur schwer zurück. Durch mögliche Entzündungen der Gefäße, die das Virus hervorrufen kann, können Schlaganfälle und Herzinfarkte mit Langzeitfolgen auftreten.

Was sind typische Symptome dieser Infektionskrankheit?

Meist beginnt die Erkrankung mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit und einer immer einseitigen, zunächst berührungsempfindlichen scharfbegrenzten Rötung an der Haut. Innerhalb dieser Rötung, die oft an Bauch (daher der Name Gürtelrose) oder Brust, aber an allen Hautarealen auftreten kann, bilden sich stecknadelkopfgroße, mit klarer Flüssigkeit gefüllte Bläschen. Oft besteht zugleich ein sehr starker stechender Nervenschmerz im Bereich des Hautausschlags.

Die Impfung schützt zu mehr als 90 Prozent vor einer Gürtelrose.

Leitende Oberärztin Innere Medizin - Infektiologie am Vivantes Auguste-Viktoria-KlinikumDr. Anja Masuhr

Therapie

 

Wie wird Gürtelrose behandelt?

Die Gürtelrose kann mit virushemmenden Medikamenten behandelt werden. Diese können in Tablettenform oder bei schweren Verläufen, insbesondere bei Beteiligung des Gehirns und des Auges auch als Infusionen verabreicht werden. Lokal können auf die befallene Haut eintrocknende Lotionen aufgetragen werden. Schmerzmittel müssen häufig verordnet werden.

Ist Gürtelrose ansteckend?

Die Flüssigkeit in den Bläschen des Ausschlags enthält viele Viren und ist infektiös. Es können sich Menschen anstecken, die weder Windpocken hatten noch gegen Windpocken geimpft sind. Kommen diese Menschen in Kontakt mit der Flüssigkeit der Bläschen, bekommen sie Windpocken.

Wie verhindern Erkrankte am besten, die Menschen in ihrem engen Umfeld anzustecken?

Es sollte auf engen Körperkontakt verzichtet werden, die betroffenen Hautstellen sollten möglichst abgedeckt sein und der Betroffene sollte sich regelmäßig die Hände waschen. Auch können die Viren über Wäsche und Gegenstände übertragen werden. Es sollten zum Beispiel keine gemeinsamen Handtücher benutzt werden. Die Gürtelrose ist bis zur vollständigen Abheilung der Bläschen ansteckend für Menschen, die keine Windpocken hatten.

Gürtelrose in der Schwangerschaft

Ist für das Ungeborene eine Infektion genauso gefährlich wie es Windpocken sind?

Nur etwa 4 Prozent aller gebärfähigen Frauen hatten noch keine Windpocken. Diese Frauen sollten sich vor einer Schwangerschaft gegen Windpocken impfen lassen und den Kontakt zu Menschen mit Gürtelrose oder Windpocken vermeiden. Im Gegensatz zu Windpocken stellt die Gürtelrose weder für die Schwangerschaft noch für das ungeborene Kind ein Risiko dar. Sollte eine Schwangere einen schweren Verlauf einer Gürtelrose haben, kann sie auch mit dem antiviralen Medikament Aciclovir ohne Bedenken behandelt werden.