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Covid-19 und Influenza: 6 Gründe, warum Coronavirus und Grippevirus nicht vergleichbar sind

Sowohl Covid-19 als auch Influenza sind Krankheiten, die durch Viren verursacht werden und sehr unterschiedlich verlaufen können: Das Coronavirus und das Grippevirus werden über Aerosole sowie Tröpfchen übertragen. Insgesamt ist das Coronavirus jedoch wesentlich gefährlicher als das Grippevirus – auch wenn in sozialen Netzwerken immer wieder das Gegenteil behauptet wird.

Prof. Dr. Sven Gläser ist Chefarzt für Pneumologie und Infektiologie am Vivantes Klinikum Neukölln und Pandemiebeauftragter bei Vivantes. Er nennt im Folgenden die sechs wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Virustypen.

1. Corona: Kein Schutz vor Ansteckung durch Impfung

Ein wesentlicher Unterschied zur Grippe ist, dass es bis jetzt keinen Impfstoff gibt, der vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützt.

Auch eine Grundimmunität, die viele Menschen gegenüber regulären Grippeviren entwickelt haben, ist bei Covid-19 nicht gegeben.

2. Corona: R-Wert höher

Während bei der Grippe ein Infizierter beziehungsweise eine Infizierte im Durchschnitt eine weitere Person ansteckt, beträgt dieser sogenannte Reproduktionswert, kurz: R-Wert, bei Covid-19 aktuell 1,25.

Die Gründe, warum der R-Wert, also die Infektionsrate, höher ist, sind vielfältig und ebenfalls noch nicht abschließend erforscht.

3. Corona: Sterblichkeitsrate höher

Für die Beurteilung der Sterblichkeit ist es entscheidend, welche Gruppen von infizierten Menschen analysiert werden. Untersucht man alle Menschen mit Infektion – also mit einem positiven Test –, ist die Sterblichkeit bei Covid-19 zwar niedrig, nämlich weniger als ein Prozent.

Bei Menschen, die an der Infektion auch relevant erkranken, also Symptome zeigen, ist die Letalitätsrate, also die Sterblichkeitsrate, bei Covid-19 in Deutschland deutlich höher, und zwar bei aktuell 2,56 Prozent.

Bei einer Grippe liegt dieser Wert nur bei 0,1 bis 0,2 Prozent. Dramatisch steigt die Sterblichkeitsrate bei schweren Verläufen.

4. Corona: Spätfolgen noch unzureichend erforscht

Noch gibt es keine finalen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den Spätfolgen einer Covid-19-Erkrankung.

Erste Erkenntnisse sind jedoch, dass Herz und Lunge dauerhaft beeinträchtigt sein können. Vereinzelt wurde auch von Schlaganfällen und Psychosen berichtet.

Künftig sollen repräsentative Studien gesicherte Erkenntnisse zu den Spätfolgen einer Corona-Infektion liefern.

5. Corona: Ganzjährig

Während das Grippevirus nur saisonal in den Winter- und Frühjahrsmonaten vorkommt, ist das Coronavirus das ganze Jahr über aktiv. Es besteht also bei Covid-19 ein ganzjähriges Infektionsrisiko.

6. Corona: Mehr Krankenhaus-Behandlungen

Die Anzahl an Covid-19-Patient*innen, die eine Krankenhausversorgung brauchen, ist wesentlich höher als bei der Influenza.

Service-Info

Prof. Dr. Sven Gläser ist nicht nur Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Pneumologie und Infektiologie im Klinikum in Berlin-Neukölln, sondern auch Pandemiebeauftragter bei Vivantes.

Wenn Sie mehr wissen möchten, dann sehen Sie sich diese Informationen rund um das Coronavirus an.

 

Virusabbildung: CDC / unsplash.com, Fotomontage: Michael Stifter / stock.adobe.com, Porträtfoto: Reiner Freese