Hochleistungsorgan Niere
Hauptaufgabe: Das Blut reinigen
Sie liegen zwischen der Bauchhöhle und der Rückenmuskulatur in Höhe der unteren Rippen, sind paarig angelegt, ihre Farbe ist Braun- Rot, und sie haben eine bohnenähnliche Form: unsere beiden Nieren. Abhängig von der Körpergröße des Menschen sind sie etwa zwölf Zentimeter lang, sechs Zentimeter breit und drei Zentimeter dick. Ihre Hauptaufgabe: Sie reinigen das Blut, das durch sie hindurchfließt, indem sie Wasser, Abbauprodukte des Stoffwechsels, Gift- und Schadstoffe herausfiltern.
Der menschliche Körper kann in 24 Stunden bis zu 1.800 Liter Blut durch die Nieren pumpen und reinigen. Aus den herausgefilterten Stoffen bildet sich der sogenannte Primärharn. Auch er wird gefiltert, damit der Körper die Stoffe, die er benötigt, behält. Das Ergebnis konzentriert sich im Endharn, der anschließend über den Harnleiter zur Harnblase abtransportiert wird.
Bis zu zwei Liter Harn scheidet der Mensch täglich aus, entgiftet so seinen Körper, regelt den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt und das Säure- Basen-Gleichgewicht. Darüber hinaus produziert die Niere diverse Hormone wie etwa Renin, das den Blutdruck reguliert, und Erythropoetin, das die Bildung von roten Blutkörperchen fördert.
Nierenfunktionsstörungen sind in der Frühphase leider häufig relativ symptomlos. Eine entgleiste Hypertonie, also ein plötzlicher, massiver Blutdruckanstieg, ist nicht selten die erste Veränderung im Körper, die auf eine Nierenerkrankung hinweisen kann. Im Rahmen dessen zeigen sich oft Kopfschmerzen, Unwohlsein und Schwindel.
Erkrankungen der Niere
Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer chronischen Nierenerkrankung. Verschiedene Ursachen können das Organ in seiner Funktion beeinträchtigen und dazu führen, dass sich die giftigen Stoffe im Körper ansammeln. Krankheitsbilder wie Bluthochdruck und Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) können beispielsweise das Nierengewebe schädigen, ebenso die Einnahme von Schmerzmitteln oder entzündliche Nierenerkrankungen das Organ schwächen.
Gute Chancen bei frühzeitiger Therapie
Gefährlich ist auch die sogenannte Zystenniere, eine angeborene Erkrankung: Kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Gewebehohlräume schränken die Funktion ein. Aktuelle Studien ergeben, dass sich diese mit Medikamenten gut behandeln lassen.
Andere Therapieverfahren sind die künstliche Blutwäsche (Dialyse) oder letztlich eine Nierentransplantation. Die Erforschung im Bereich der Nierenkrankheiten hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht, sodass eine frühzeitig begonnene Therapie gute Erfolgschancen hat.
Was auf Nierenfunktionsstörungen hindeutet
Dr. Süha Dasdelen, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Nephrologie im Vivantes Humboldt-Klinikum, erklärt die Funktion der Niere und ihre möglichen Erkrankungen.
Herr Dr. Dasdelen, woran merkt man, dass die Nieren nicht richtig arbeiten?
Dr. Süha Dasdelen: „Eine Nierenfunktionsstörung beziehungsweise ein akutes Nierenversagen ist in der Frühphase der Erkrankung leider häufig relativ symptomlos, oder es finden sich nur unspezifische Allgemeinbeschwerden. Entscheidend dabei ist auch die Dynamik des Krankheitsgeschehens. Liegen chronische Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes vor, die bei schlechter therapeutischer Einstellung eine eher chronisch schleichende Beeinträchtigung der Nierenfunktion herbeiführen können, geschieht dies häufig relativ symptomarm, zuweilen sogar gänzlich symptomlos.
In frühem Stadium ist es also nicht einfach, geschädigten Niere zu erkennen...
Dasdelen: „Stimmt. Anders ist es allerdings bei einer akuten Nierenschädigung. Hier zeigt sich nicht selten eine
deutliche Wassereinlagerung im Körper (generalisierte Ödeme), häufig begleitet von einem deutlichen Anstieg des Blutdrucks und Versagen der Urinproduktion. Eine entgleiste Hypertonie, also ein plötzlicher, massiver Blutdruckanstieg, ist nicht selten auch die erste Veränderung im Körper, die auf eine Nierenerkrankung hinweisen kann. Im Rahmen dessen zeigen sich Kopfschmerzen, Unwohlsein und Schwindel.
Ab einem höhergradigen Nierenversagen ist der Körper nicht mehr in der Lage, ausreichend entgiftet zu werden. Dies kann dann durch eine Akkumulation, also Ansammlung, der giftigen Stoffwechselendprodukte zu einer Symptomatik mit Appetitminderung, morgendlicher Übelkeit, Erbrechen sowie hartnäckigem Juckreiz führen. Später kommen erhebliche Müdigkeit, Leistungsminderung und Konzentrationsstörungen hinzu. In fortgeschrittenen Stadien zeigen sich dann auch eine deutliche Gewichtsabnahme beziehungsweise ein kataboler (abbauender) Zustand. Dieser Endzustand wird als Urämie (Harnvergiftung) bezeichnet.“
Ab wann ist eine Dialyse nötig?
Dasdelen: „Die Notwendigkeit einer Dialysebehandlung setzt sich zusammen aus den objektivierbare Laborparametern sowie aus dem klinischen Bild der fortgeschrittenen Nierenfunktionsstörung. Das Maß für die Nierenfunktion, die sogenannte Glomeruläre Filtrationsrate (GFR), wird normalerweise errechnet beziehungsweise geschätzt aus dem wichtigsten Laborparameter für die Nierenfunktion, dem Serum – Kreatinin. Sinkt die GFR unter einen Wert von 10–15 ml/min, muss eine Dialysebehandlung in Erwägung gezogen werden.
Auch die oben genannten Symptome als Ausdruck einer Nierenvergiftung werden stets mitberücksichtigt. Weiterhin ist entscheidend, ob der Volumenhaushalt nicht mehr ausreichend durch die Nieren reguliert
werden kann und es zu einer therapierefraktären Überwässerung der Patientin oder des Patienten kommt. Ebenso können sowohl eine schwere Übersäuerung des Körpers als auch ein schlecht oder nur medikamentös unzureichend eingestellter Blutdruck die Einleitung einer Dialysetherapie notwendig machen.“
Dieser Artikel ist auch im Vivantes Magazin gesund!, Ausgabe 02-2022, erschienen