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Alles Wasser? Was und wieviel wir trinken sollten

Sommerhitze – braucht unser Körper jetzt mehr Flüssigkeit? Kann man auch zu viel trinken? Und ist Leitungswasser besser oder schlechter als Wasser aus Flaschen? Fragen rund um das Thema „Trinken“ beantwortet Prof. Dr. Diana Rubin, Leiterin des Vivantes Zentrum für Ernährungsmedizin.

Frau Prof. Dr. Rubin, stimmt es, dass Wasser am besten für den Körper ist?

Prof. Dr. Diana Rubin: Kalorienfreie Getränke sind auf jeden Fall die beste Wahl. Es darf alternativ zu Wasser auch ungesüßter Tee oder Kaffee sein.
Wie viel Flüssigkeit sollte man am Tag zusätzlich zur Nahrung aufnehmen?
Erwachsene bis 65 Jahre sollten ca. 1500 ml täglich über Getränke zu sich nehmen, also 1,5 Liter. Erwachsene über 65 Jahre ca. 1300 ml täglich. Etwa 700-900 ml kommen zusätzlich aus Speisen an Flüssigkeit dazu.

Haben Sie Trink-Empfehlungen speziell für den Sommer?

Rubin: Wer viel schwitzt, sollte mindestens 500 ml pro Tag mehr trinken. Das Durstgefühl zeigt den Bedarf bei Gesunden aber in der Regel an. Allerdings kann dieses Empfinden bei älteren Menschen auch gestört sein. Spätestens wenn Kopfschmerzen oder Muskelkrämpfe auftreten sollte reichlich getrunken werden.

Gibt es negative Auswirkungen, wenn Kohlensäure im Wasser enthalten ist?

Rubin: Nein, die Zusammensetzung wird dadurch nicht beeinflusst. Allerdings führt die Kohlensäure bei manchen Menschen zu Völlegefühl und Blähungen und dadurch wird eventuell weniger getrunken. Andere trinken aber Wasser mit Kohlensäure lieber und es fällt ihnen daher dann leichter die empfohlene Menge zu trinken. Wichtig sind die Mineralstoffe.

Wenn Sie sagen, dass die Mineralstoffe wichtig sind, auf welche Inhaltsstoffe sollte man besonders achten?

Rubin: Mineralwasser enthält sehr unterschiedliche Mengen an Mineralien. Man sollte auf einen hohen Calciumgehalt und einen geringen Natriumgehalt achten. Calcium ist wichtig für die Knochengesundheit und zu viel Natrium kann den Blutdruck erhöhen.

Ist Wasser aus der Flasche gesünder als aus dem Wasserhahn?

Rubin: Nein, das kann man so pauschal nicht sagen. Tafelwasser aus der Flasche ist wegen des geringen Mineraliengehaltes nicht empfehlenswert. Das Berliner Leitungswasser ist aber durchaus auch empfehlenswert, da es einen nicht unerheblichen Mineralienanteil hat. Zum Beispiel sind etwa 100 mg/l Calcium enthalten, das ist mehr als in vielen Mineralwässern. Allerdings gibt es auch Mineralwässer mit der drei- bis vierfachen Menge.
Allerdings kann durch die Trinkwasserverteilungsanlagen auch eine Keimbelastung entstehen, daher kommt es auf die Hausverteilungsanlage an, ob das Leitungswasser uneingeschränkt empfohlen werden kann.

Wie lange kommt der Mensch ohne Getränke oder Wasser aus?

Rubin: Das ist individuell unterschiedlich, aber maximal etwa eine Woche. Der menschliche Körper besteht zu 60 Prozent aus Wasser und benötigt es für fast alle lebenserhaltenden Vorgänge.

Was passiert eigentlich, wenn man zu viel Wasser trinkt?

Rubin: Insbesondere Menschen Herz-, Nieren-, oder Leberschwäche können Wasser im Körper einlagern und sollten die individuell empfohlene Trinkmenge mit ihrem Arzt besprechen. Für Gesunde ist es in der Regel nicht schädlich, auch wenn die empfohlene Trinkmenge deutlich überschritten wird, da das Wasser über die Harnwege rasch ausgeschieden wird. In sehr seltenen Fällen kann es zu einer „Wasserintoxikation“ kommen, aber dann muss das Wasser in großen Mengen über einen sehr kurzen Zeitraum getrunken werden.

Sollte man auch unterwegs, zum Beispiel in der Stadt, immer etwas zu trinken bei sich haben?

Rubin: Das ist in der Regel nicht nötig. Der Körper hat ja einen großen Wasserspeicher. Wenn man allerdings mehrere Stunden und bei hohen Temperaturen unterwegs ist, kann es notwendig sein, etwas zwischendurch zu trinken.


Mehr Infos zum Thema Ernährung:

Zentrum für Ernährungsmedizin


Link zum Interview „Stark gegen das Virus – was eine gesunde Ernährung in Corona-Zeiten ausmacht“ vom 29.04.2020


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