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Mangelernährung vorbeugen: Wenn das Essen Kummer bereitet

Wenn Krankheiten die Lust am Essen nehmen – was kann man dann tun? Irene Kneissl, Ernährungsmanagerin bei der Vivantes Hauptstadtpflege erläutert, warum oft ältere Menschen betroffen sind und wie Mangelernährung vorgebeugt werden kann.

Oft nach Krankheiten: Frust statt Genuss?  

Für Seniorinnen und Senioren, die zum Beispiel einen Schlaganfall erlitten haben und unter Bewegungseinschränkungen leiden, oder für Menschen mit Kau- und Schluckbeschwerden, kann jede Mahlzeit zum Hürdenlauf werden. Irene Kneissl ist Ernährungsmanagerin bei der Vivantes Hauptstadtpflege und möchte für das Thema sensibilisieren: „Im Allgemeinen wird Mangelernährung als ein Zustand des Defizits an Energie, Proteinen oder anderen Nährstoffen definiert.“

Auch Übergewichtige können mangelernährt sein

Es gebe zwei Arten: Zum einen ein Mangel an Qualität, also Nährstoffen wie Kohlenhydrate, Proteine, Wasser, Vitamine, Mineralstoffe, der durch eine sehr einseitige Ernährung  oder Krankheit entsteht. „Mangelernährung muss nicht mit Untergewicht einhergehen. Menschen mit Übergewicht können genauso davon betroffen sein,“ sagt Irene Kneissl.

Die zweite Form der Mangelernährung zeichnet sich durch einen Mangel an Quantität, also Masse aus. So nehmen ältere Menschen häufig ohne es zu merken über einen längeren Zeitraum nicht genug Kalorien zu sich. Sie werden so nach und nach immer dünner.

 

Zeichen erkennen

„Eingefallene Wangen, vorstehende Knochen oder ein schief sitzendes Gebiss können deutliche Anzeichen einer Mangelernährung sein“, erklärt Irene Kneissl. Aber auch, wenn zum Beispiel Ringe vom Finger fallen oder Hosen und Shirts, die immer gut saßen, plötzlich zu groß sind, sollten Angehörige und das Pflegepersonal genau hinschauen und schnell handeln.

Medizinische Anzeichen für eine Mangelernährung sind ein Body-Maß-Index (BMI) von unter 18,5 beziehungsweise unter 20 bei Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Zudem zählen ein ungewollter Gewichtsverlust von mehr als 10 Prozent innerhalb der letzten drei bis sechs Monate oder ein BMI unter 20 bei gleichzeitigem, ungewolltem Gewichtsverlust von mehr als 5 Prozent in den vergangenen drei bis sechs Monaten zu den entscheidenden Kriterien, um eine Mangelernährung festzustellen.

 

Einfach keinen Hunger mehr

Eine der häufigsten Ursachen von Mangelernährung ist die Appetitlosigkeit. „Viele ältere Menschen sind oft alleine, haben Krankheiten oder Nebenwirkungen von Medikamenten, die dazu führen, dass sie die Freude am Essen verlieren“, sagt Irene Kneissl. Auch Kau- und Schluckbeschwerden sorgen dafür, dass man Essen nicht mehr als Genuss, sondern als Herausforderung wahrnimmt.

Gang wird unsicher, Wunden heilen schlechter

Wie wichtig das Erkennen und Gegensteuern einer Mangelernährung ist, zeigt sich, wenn man die Folgen betrachtet. Neben einer eingeschränkten Lebensqualität, sorgt eine Mangelernährung auch dafür, dass Wunden schlechter heilen, Krankheiten entstehen und sich die Muskeln abbauen. Der Gang wird unsicher, das Risiko zu stürzen erhöht sich drastisch. „Um dementgegen zu wirken, hat die Vivantes Hauptstadtpflege ein umfassendes Ernährungsmanagement etabliert und eigene Ernährungsfachkräfte eingestellt“, erläutert Nadine Jaenisch. Sie leitet das Hauswirtschaftsmanagement der Vivantes Hauptstadtpflege und betont, wie wichtig es ist, dass Seniorinnen und Senioren regelmäßige Mahlzeiten zu sich nehmen. „Helfen können dabei abwechslungsreiche Speisen und wenn die Menschen in Gesellschaft essen.“

Dekoriertes Buffet spricht Augen an

In den Häusern werden dekorierte Platten in Buffetform mit farblichen Kontrasten gereicht – so spricht das Essen auch die Augen an. „Natürlich achten wir auf kulturelle und religiöse Ernährungsgewohnheiten und Vorlieben unserer Bewohnerinnen und Bewohner“, sagt Nadine Jaenisch.

Damit diese auch genug trinken, stehen jederzeit verschiedene warme und kalte Getränke zur Verfügung und werden den älteren Menschen auch aktiv angeboten. Und wenn das nicht ausreicht: Ergänzend zum normalen Angebot besteht die Möglichkeit, Energie und einzelne Nährstoffe wie Eiweiß mit Hilfe von angereicherten Lebensmitteln oder Getränken zu sich zu nehmen. „Hierzu beraten Sie die Mitarbeitenden der Pflege gern“, sagt Ernährungsmanagerin Irene Kneissl. Bei Bedarf werden die Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Angehörige zu dem durch die Ernährungsfachkräfte der Vivantes Hauptstadtpflege professionell unterstützt. 


 

Dieser Artikel ist auch im Magazin der Vivantes Hauptstadtpflege erschienen.