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Zivilisationskrankheit Fettleber: Wie wir unserer Leber helfen können

Schon der Name verheißt nichts Gutes: Fettleber. Muss das Organ mehr Gifte verarbeiten oder mehr Fette aufnehmen, als es abbauen oder speichern kann, lagert sich zusätzlich Fett im Lebergewebe ab - und das gravierenden Folgen für unseren Körper haben. Die gute Nachricht: Betroffene können mit Diät, Bewegung und Kaffee etwas dagegen unternehmen und ihre Leberwerte verbessern. Die Chefärzt*innen Prof. Dr. Diana Rubin und PD Dr. Tobias Weismüller klären zum Deutschen Lebertag am 20.11.2023 auf.

Es ist inzwischen eine Zivilisationskrankheit: die vergrößerte Leber, auch Fettleber genannt. Rund ein Drittel der Erwachsenen, vor allem stark Übergewichtige und jene mit Typ2-Diabetes, sowie jedes dritte übergewichtige Kind haben eine vergrößerte Leber. Damit steigt das Risiko von Leberentzündungen oder Leberkrebs, auch Bluthochdruck sowie Herz- und Gefäßerkrankungen gehen häufig mit der Leberverfettung einher, dazu beschleunigt sie die Entwicklung von Typ-2-Diabetes.

Als Ursache gilt überwiegend unsere Lebensweise: Ernährung mit zu vielen Kohlenhydraten, mangelnde Bewegung, Alkoholmissbrauch sowie auch die Einnahme bestimmter Medikamente. Die Krankheit kann jahrelang unbemerkt verlaufen. Das Organ lagert mehr und mehr Fett ein, es schwillt an, bisweilen auf die doppelte Größe.

Unspezifisch: die Symptome für eine kranke Leber

Was sind erste konkrete Hinweise auf eine Fettleber? Privatdozent Dr. Tobias Weismüller, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin – Gastroenterologie und Hepatologie am Vivantes Humboldt-Klinikum sowie Leiter des Departments für Gastroenterologie und Onkologie, ebenfalls am Humboldt-Klinikum, gibt einen Einblick in die Diagnostik: „Die Leber leidet still, sagt man, und so verläuft die Fettlebererkrankung lange Zeit völlig asymptomatisch. Allerdings können bereits in frühen Stadien bestimmte Leberwerte, die sogenannten Aminotransferasen, in der Routinelaborkontrolle erhöht sein. Unsere Fachgesellschaften empfehlen daher die regelmäßige Kontrolle dieser Blutwerte ab dem 35. Lebensjahr. Auch in der Ultraschalluntersuchung zeigt eine verfettete Leber ein relativ charakteristisches Bild.“

Test: Bin ich ein Risikopatient für eine vergrößerte Leber?

Wie kann man früh erkennen, ob die Leber krank ist oder ob man selbst ein erhöhtes Risiko hat? Chefarzt PD Dr. Tobias Weismüller rät: „Insbesondere bei erhöhtem Risiko für eine Lebererkrankung sollten solche Früherkennungsmaßnahmen erfolgen. Das Risiko lässt sich zum Beispiel mit dem Fragebogen der Deutschen Leberstiftung erfassen. Auffälligkeiten im Labor oder im Ultraschall sollte dann weiter nachgegangen werden. Damit andere und gut behandelbare Ursachen einer Lebererkrankung wie beispielsweise eine Virusinfektion ausgeschlossen sowie bei Bestätigung der Fettleber rechtzeitig durch Lebensstiländerungen gegengesteuert werden kann.“

Und woran ist eine fortgeschrittene Lebererkrankung zu erkennen? Dazu sagt Chefarzt PD Dr. Tobias Weismüller: „Treten Symptome wie deutliche Leistungsminderung, Gelbsucht, Bauchwasser, Juckreiz oder eine auffällige Blutungsneigung auf, liegt bereits eine gravierende Leberschädigung vor. Dann ist höchste Eile geboten, um die Leber vor weiterer Schädigung zu bewahren und schwere Komplikationen wie Leberkrebs oder Speiseröhrenkrampfadern mit dem Risiko innerer Blutungen rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.“

Fett in der Leber reduzieren: Lebensweise umstellen

Medikamentös lässt sich eine Leberverfettung bislang nicht behandeln – doch sie ist reversibel. „Das Leberfett ist zum Glück sehr dynamisch. Es kann durch eine verminderte Kalorienaufnahme rasch wieder aus der Leber mobilisiert und verstoffwechselt werden“, erklärt Frau Prof. Dr. Diana Rubin, Leiterin Zentrum für Ernährungsmedizin und Diabetologie, Fachärztin für Innere Medizin, SP Gastroenterologie, Zusatzbezeichnung Diabetologie Ernährungsmedizinerin (DGEM).

 
 

Das hilft der Leber

Dafür ist eine Umstellung der Ernährung und der Lebensgewohnheiten nötig, regelmäßige sportliche Betätigung sowie mehr Bewegung im Alltag, so die Chefärztin weiter: „Übergewichtige Personen sollten etwa 500 kcal pro Tag einsparen. Eine noch stärkere Kalorienreduktion führt zwar zu einer schnelleren Verbesserung des Leberfettgehaltes, oft aber auch zu unerwünschten Jo-JoEffekten. Die Maßnahmen sollten langfristig umsetzbar sein, sie können Kohlenhydrate und/oder Fett einsparen, aber auch Intervallfasten beinhalten. Mindestens 5 Prozent des Ausgangsgewichtes sollten reduziert werden, bei bereits vorliegender Fibrose (siehe Infokasten) mindestens 10 Prozent. Personen mit einer Fettleber kann Kaffeekonsum explizit empfohlen werden, auf Alkohol ist unbedingt zu verzichten. Normalgewichtigen Patient*innen rate ich, die Prinzipien der traditionellen mediterranen Ernährung umzusetzen.“


 
Deutscher Lebertag am 20.11.2023

total zentral: die Leber! | Deutscher Lebertag | Deutsche Leberhilfe e.V.

Der Deutsche Lebertag hat in diesem Jahr das Motto „Kennen Sie Ihre Leberwerte?“ Der Aktionstag am 20. November 2023 wird von der Gastro-Liga e. V., der Deutschen Leberhilfe e. V. und der Deutschen Leberstiftung ausgerichtet.

Mit dem Motto weisen die Ausrichter auf die Bedeutung der Leberwerte im Blut hin, die wichtige Hinweise auf den Gesundheitszustand dieses lebenswichtigen Organs geben können.

 

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