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Mit Lakritz und Herzlichkeit: Manuela Böer ist seit 40 Jahren im Klinikum Kaulsdorf

Manuela Böer arbeitet seit 40 Jahren als Sekretärin in der Klinik für Anästhesie, Schmerztherapie und Intensivmedizin im Vivantes Klinikum Kaulsdorf. Ihr Chef bezeichnet sie als "Herzstück der Abteilung". Sie selbst sagt: "Ich liebe meinen Job." Dabei wollte sie nach ihren ersten Arbeitstagen alles hinschmeißen.

"Ich kann gar nichts anderes als Anästhesie", sagt Manuela Böer heute. Sie ist im Klinikum Kaulsdorf Chefarzt-Sekretärin der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin – seit 40 Jahren. Dass sie einmal so verwachsen mit dieser Fachrichtung und Abteilung sein würde, war an ihrem ersten Arbeitstag noch nicht abzusehen. "Nach 14 Tagen habe ich gedacht, ich höre auf. Ich kann nicht mehr, ich verstehe die Welt nicht mehr." Vor allem der rüde Umgangston der schneidenden Fächer hatte sie schockiert. Eigentlich aus der Not heraus habe sie im Krankenhaus angefangen: "Ich habe im Außenhandel gearbeitet und hier in Kaulsdorf in der Myslowitzer Straße gewohnt. Dann kam meine Tochter auf die Welt. Da war für mich die Frage: Was machst Du? Wir hatten damals ja noch eine 42-Stunden-Woche, kleines Kind, Fahrweg. Also habe ich mich umgeschaut, was es hier in der Nähe gibt."

In Frage kam für Manuela Böer nur das Klinikum. Einfach in die Personalabteilung sei sie gegangen und gefragt, ob sie sie gebrauchen könnten. "Die waren Feuer und Flamme", erinnert sie sich. Der damalige Chefarzt der Anästhesie hatte noch nie eine Sekretärin. Zu ihm wurde Manuela Böer sofort geschickt. "Ohne Unterlagen, ohne alles. Danach war klar: Das passt."

"Jeder hat seine Macken. Ich habe auch meine Macken. Aber das macht die Menschen ja so liebenswert."

Während Manuela Böer von früher erzählt, sitzt sie in ihrem Büro. Die Tür weit geöffnet. "Jeder ist jederzeit willkommen! Ich bin keine Behörde. Das mag ich nicht." Die Wände sind in einem warmen Gelbton gestrichen, Bilder mit Blumenmotiven hängen daran. Auf der Kommode steht eine Schale mit Lakritz. "Die muss immer gefüllt sein – für mich und das Team", sagt Manuela Böer. Sie lächelt. Das Team ist ihr wichtig, der Zusammenhalt, das Vertrauen. "Ich habe viele Menschen kommen und gehen sehen, aber es ist immer eine dufte Truppe. Jeder hat seine Macken. Ich habe auch meine Macken. Aber das macht die Menschen ja so liebenswert."

Es war damals ein junger Abteilungspfleger, der Manuela Böer zur Seite genommen hat: "Du musst Dich wehren, Du gehst hier unter, hat er zu mir gesagt. Und so habe ich es gemacht." Sie hat sich Respekt verschafft. Nicht nur durch ihr neues selbstbewusstes Auftreten. "Ich habe mir das Wörterbuch der Medizin gekauft. Zwei dicke Bände. Das habe ich gelernt wie Vokabeln und bin in den OP mitgegangen, habe mir Anästhesieverfahren angeguckt." Auch auf der Intensivstation hat sie als Hilfskraft mitgearbeitet – am Wochenende, zusätzlich zu ihrem Dienst im Sekretariat. Sie hat Patienten gewaschen und mit gebettet, den Stationsflur gewischt, Reis- und Haferschleim gekocht. Eine Erfahrung, die sie auch heute noch jedem empfehlen würde: "Einmal über den Tellerrand schauen. Denn so habe ich verstanden, wie das funktioniert, was die von mir wollen."

Sie ist das Herzstück der Abteilung. Sie regelt aktiv den Laden.

Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Schmerztherapie und IntensivmedizinDr. Martin Franz

Heute managt Manuela Böer die Abteilung, sagt ihr aktueller Chef. Dr. Martin Franz ist Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Schmerztherapie und Intensivmedizin: "Sie ist das Herzstück der Abteilung. Sie regelt aktiv den Laden. Wenn wir uns dafür bedanken, sagt sie: Das ist mein Job." Während er das erzählt, winkt sie schon wieder ab: "Genug jetzt, Chef." Dabei sagt sie selbst, ihre Aufgabe sei ein Management-Job. Das Berufsbild der Chefarzt-Sekretärin sei schon überholt gewesen, als sie damals in der Klinik angefangen habe. Steno-Block und Kaffee kochen gäbe es vielleicht noch in Schwarz-Weiß-Filmen, aber in der Realität schon lange nicht mehr. Heute geht es unter anderem um Dienstpläne erstellen, Veranstaltungen und Termine organisieren, Zahlen für Geschäftsführung und Controlling aufbereiten, um gute Kommunikation. Ihr Motto: "Geht nicht, gibt es nicht. Es gibt immer eine Lösung." Und: "Ich bin für die Mitarbeiter da und nicht die Mitarbeiter für mich."

Nach 40 Dienstjahren ist der letzte Arbeitstag Ende 2025 fast in Sichtweite. Der Abschied werde ihr wehtun, sagt Manuela Böer. "Ich werde heulen. Aber dann habe ich auch genug für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem getan. Ich habe einen wunderbaren Mann, einen Hund, mit denen werde ich meinen Ruhestand genießen." Worauf sie sich auch freut: "Dass der Wecker nicht mehr täglich um 04:45 Uhr klingelt."

 

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