Bewegung hat gerade auf Menschen mit Depressionen einen positiven Einfluss, das belegen zahlreiche Studien und Metaanalysen. Der Oberarzt Jakob Florack aus der Klinik fürKinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Vivantes Klinikum im Friedrichshain hat mit der Ärztin Caroline Engel eine Studie initiiert um zu zeigen, dass die Kombination aus Bouldern (Klettern ohne Seil in Absprunghöhe) und psychotherapeutischen Elementen für Kinder und Jugendliche mit Depressionen förderlich ist.
In vier Durchläufen über jeweils zehn Wochen soll die Studie im Laufe der nächsten eineinhalb Jahre durchgeführt werden. Die Teilnahme von 100 ambulanten Patient*innen ab 13 Jahren mit unipolarer Depression ist vorgesehen. Die untersuchten Jugendlichen werden – damit die Wirksamkeit des Verfahrens überprüft werden kann – in einer Behandlungs- und eine Kontrollgruppe eingeteilt. Die Kontrollgruppe nimmt zwar nicht an der Bouldertherapie teil, bekommt aber als Ausgleich zehn freie Eintritte in die Halle und eine Einführung ins Bouldern. Eine ähnliche Studie der Universitätsklinik Erlangen hat bereits gezeigt, dass die Bouldertherapie bei Erwachsenen Menschen mit Depressionen wirksam ist.
Jakob Florack, Oberarzt der Vivantes Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik: „Verschiedene Aspekte des Boulderns legen für uns nahe, dass dieser Sport besonders geeignet ist, um die psychotherapeutische Behandlung von Depressionen bei Jugendlichen zu ergänzen. Es erfordert durch die Bewegungskoordination eine Fokussierung auf das Hier und Jetzt, es geht darum, sich Ziele zu stecken, diese zu erreichen und dafür auch Hilfe anzunehmen. Fortschritte werden nicht nur durch Kraftanstrengungen, sondern auch durch Technik erzielt. Nicht zuletzt gibt es auch sprachliche Parallelen zwischen der Therapie und der Kletterwand: Es geht beispielsweise darum „Halt zu gewinnen“ und sich „fallen zu lassen“.“
Bis zu 12 Jugendliche sollen mit 2 Therapeut*innen im Rahmen des Gruppentherapieangebots „KuS Youngsters“ („Klettern und Stimmung youngsters“) einmal in der Woche über zehn Wochen für jeweils zwei Stunden in einer Boulderhalle in Berlin Neukölln behandelt werden.
Ziel ist es, die Erkenntnisse über die Wirksamkeit der Intervention zu nutzen, um das Methodenspektrum der aktuellen Therapien zu erweitern.