Risiken und Komplikationen
Eine von 85 Geburten ist eine Zwillingsgeburt
Wachsen zeitgleich zwei oder mehr Kinder in der Gebärmutter heran, spricht man von einer Mehrlingsschwangerschaft. In Deutschland ist im Schnitt eine von 85 Geburten eine Zwillingsgeburt; die Wahrscheinlichkeit, dass zeitgleich mehr als zwei Kinder geboren werden, ist sehr gering und kommt einmal in 7.225 Fällen vor. Durch die Methoden der Reproduktionsmedizin (künstliche Befruchtung) ist die Mehrlingsschwangerschaft häufiger.
Oft ist eine Mehrlingsschwangerschaft durch genetische Veranlagungen innerhalb der Familie zu erklären. Bei einer künstlichen Befruchtung werden meist zwei befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt, und die Wahrscheinlichkeit, dass mehr als ein Kind heranwächst, steigt. Die meisten Mehrlingsschwangerschaften entstehen allerdings zufällig.
Der Arzt kann während des ersten Ultraschalls feststellen, ob eine Mehrlingsschwangerschaft vorliegt. Von entscheidender Bedeutung bei der Feststellung einer Zwillingsschwangerschaft ist die Tatsache, ob es sich um einen gemeinsamen oder zwei getrennte Mutterkuchen mit zwei Fruchthöhlen handelt. Werden die Kinder durch eine gemeinsame Plazenta versorgt, können gefährliche Komplikationen wie das fetofetale Transfusionssyndrom (Durchblutungs- und Ernährungsstörung) auftreten. In solchen Fällen (Ein Prozent der Zwillingsschwangerschaften) muss die Schwangerschaft per Kaiserschnitt sogar schon acht Wochen vorher beendet werden.
Grundsätzlich werden die angehenden Mütter automatisch als risikoschwanger eingestuft. Im Verlauf der kommenden Wochen und Monate werden Frauen, die mehrere Babys erwarten, daher besonders intensiv betreut, und es finden häufiger Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt statt, um Auffälligkeiten schnellstmöglich zu erkennen.
Eine Mehrlingsschwangerschaft ist in erster Linie für die werdende Mutter sehr anstrengend, da der Körper gleich mehrfach belastet wird. Begleiterscheinungen in der Schwangerschaft wie Übelkeit oder Kreislaufprobleme scheinen sich mit jedem zusätzlich heranwachsenden Kind zu verstärken. Vor allem die stärkere Gewichtszunahme bei einer Mehrlingsschwangerschaft kann zu einer körperlichen Belastung für die Frau werden. Die Blutmenge im Körper steigt, und die Gebärmutter wächst insbesondere innerhalb der ersten Wochen sehr schnell an. Im Verlauf der Schwangerschaft kommt unter anderem das Gewicht der Babys hinzu, sodass die werdende Mutter bis zur Geburt ca. 17 bis 20 Kilogramm an Gewicht zunimmt. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass auch die Gelenke innerhalb der letzten Schwangerschaftswochen häufiger schmerzen. Die Frau sollte sich und ihren Körper daher in den letzten Wochen vor der Geburt besonders schonen, auch um frühzeitige Wehen zu verhindern.
Die Entbindung
Obwohl der Bauch bei einer Mehrlingsschwangerschaft stärker wächst als bei nur einem Kind, reicht der Platz in der Gebärmutter gegen Ende der Schwangerschaft nicht mehr aus. Es kann zu einem frühzeitigen Blasensprung kommen, und die Wehen setzten früher ein. Zwillinge kommen beispielsweise durchschnittlich vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt.
Zwillinge können auch vaginal entbunden werden. Dazu muss sichergestellt sein, dass jedes Kind seine eigene Plazenta hat und die Kinder sich nicht gegenseitig behindern oder das führende Kind in Steißlage im Bauch der Mutter liegt. Ist dies der Fall oder sind Komplikationen absehbar, wird ein Kaiserschnitt durchgeführt.
Bei Mehrlingsgeburten mit mehr als zwei Kindern wird in Deutschland zur gesundheitlichen Sicherheit der Mutter und der Babys immer eine Schnittentbindung vorgenommen.