
Seelische Erkrankungen im Wochenbett
Die Schwangerschaft, Geburt und die ersten Monate nach der Geburt stellen im Leben eine besondere und häufig herausfordernde Lebensphase dar. Es ist ein Lebensabschnitt, der mit vielfältigen Wünschen und Hoffnungen verknüpft ist, jedoch auch mit Sorgen und Ängsten einhergehen
kann.
Immer wieder leiden Mütter und auch Väter nach der Geburt oder schon während der Schwangerschaft unter psychischen Beschwerden. Diese Beschwerden können den Alltag der Schwangeren beziehungsweise der Mutter und des Vaters im Umgang mit ihrem Kind sowie ihre Beziehungen
prägen und beeinflussen. Häufig werden Belastungen und psychische Beschwerden in der Zeit um die Schwangerschaft und Geburt (Peripartalzeit) unterschätzt.
Peripartale psychische Erkrankungen werden dann oft nicht erkannt. Die betroffenen Mütter und Väter leiden aber unter den Beeinträchtigungen und Symptomen. Oft erhalten sie keine Behandlung. Die frühe Diagnostik, Beratung und gegebenenfalls Behandlung peripartaler Erkrankungen verbessern die Lebensqualität der Betroffenen und wirken sich positiv auf die Beziehung zum Kind aus. Die seelische Gesundheit der Eltern ist eine grundlegende Voraussetzung für eine stabile Eltern-Kind-Beziehung sowie für die kindliche Entwicklung.
Bei circa 5 – 20 % aller Entbindungen kommt es zu einer Wochenbettdepression (Postpartale Depression genannt). Diese tritt meist zwischen der zweiten und sechsten Woche nach der Geburt auf. Sie kann aber auch noch bis zu einem Jahr nach der Entbindung auftreten. Typische Symptome sind andauernde Müdigkeit und Erschöpfung, geringes Selbstwertgefühl, Traurigkeit oder ein Gefühl der Leere, Ängste, Rückzug oder Muttergefühle, die nicht den eigenen Erwartungen entsprechen. Häufig ist der Beginn schleichend.
Auch unspezifische Schlafstörungen oder innere Unruhe und Unsicherheit können auf eine Wochenbettdepression hinweisen. Betroffene beschreiben oft Schuldgefühle gegenüber dem Kind und schildern Ängste bezüglich der Versorgung. Auch vor der Geburt können depressive
Erkrankungen auftreten, die ebenfalls häufig unerkannt bleiben. Auch Ängste, Verunsicherungserleben und Zwänge können in der Zeit um die Geburt auftreten und die psychische und physische Gesundheit von Eltern und Kind beeinträchtigen.
- Wir ermutigen Sie hiermit, sich bei Krisen in der Schwangerschaft und in der Zeit um die Geburt bei uns zu melden, damit wir Ihnen rasch einen ambulanten Beratungstermin anbieten können.
- Als (werdende*r) Mutter/Vater mit einer psychischen Erkrankung unterstützen wir Sie gerne während der Peripartalzeit.
Ambulantes Angebot
- Diagnostik hinsichtlich peripartaler psychischer Erkrankungen (Depression, Angsterkrankungen u. a.)
- Psychiatrische Beratung und psychotherapeutische Begleitung während der Peripartalzeit
- Krisenmanagement
- Stressreduktionsverfahren
- Psychopharmakologische Behandlung, falls erforderlich
- Enge Zusammenarbeit mit Ihrem Gynäkologen/Ihrer Gynäkologin, mit Hausarzt/Hausärztin und Ihrer Hebamme
- Beratung von Partner und engen Angehörigen
- Schwangerschaftsplanung/Kinderwunsch bei psychiatrischer Erkrankung und/oder Psychopharmakotherapie
- Gruppenangebote
- Sozialarbeiterische Unterstützung
Weiterführende Behandlung
- Stationsäquivalente Behandlung bei intensiverer Behandlungsindikation (auch im Wochenbett)
Baby Blues
Darunter versteht man die sog. "Heultage": 75% aller Frauen erleben zwei bis vierzehn Tage nach der Geburt starke Stimmungsschwankungen, die durch heftige hormonelle Veränderungen ausgelöst werden. Der Baby Blues ist keine Depression und muss nicht behandelt werden! Er geht von selbst wieder weg.
Wochenbettdepressionen
Bis zu 15 Prozent aller Frauen entwickeln zwischen dem 14. und dem 42. Tag nach der Geburt eine gedrückte, erstarrte Stimmung, Ängste, Grübeln, Schlafstörungen, fehlende Liebesgefühlen dem Kind gegenüber, Zwangssymptome und in schweren Fällen auch den Wunsch, dem eigenen und dem Leben des Kindes ein Ende zu setzen. Eine Wochenbettdepression muss behandelt werden!
Postpartale Psychose
Dieses sehr seltene Ereignis stellt einen medizinischen Notfall dar. Es kommt innerhalb weniger Stunden nach der Geburt zu Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen, extremer Euphorie oder Gereiztheit. Es besteht eine akute Gefahr für Mutter und Kind.
Anpassungsstörung
20 Prozent aller Frauen haben Schwierigkeiten, die Mutterrolle anzunehmen. Gehäuft tritt dies bei ängstlichen und perfektionistischen Frauen auf. Häufig wird das Kind extrem und überängstlich beobachtet oder die Mutter hat Schwierigkeiten, es anzunehmen, auch wenn es ein Wunschkind war. Zur Behandlung ist eine kurze psychotherapeutische Intervention meist ausreichend.
Sprechstunde für psychische Erkrankungen in der Zeit im die Geburt im Klinikum Am Urban
Benötigte Unterlagen
- Falls Sie schwanger sind, bringen Sie bitte den Mutterpass zum Termin mit
- Falls vorhanden, bringen Sie bitte Arztberichte, Laborbefunde, EKG mit
Ansprechpartner*in
Fachärztinnen für Psychiatrie und Psychotherapie
Dr. Hanna Brückner
Dr. Puneh Arazm
Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Eva Reichert
Chefarzt
Prof. Dr. Andreas Bechdolf Mc.
Ambulante Terminvereinbarung
- per Telefon: 030 130 22 6030 (psychiatrische Institutsambulanz, Stichwort: peripartal)
- per E-Mail: pia.kau@vivantes.de
- Wo das Gespräch stattfinden wird, erfahren Sie von uns nach Ihrer Anmeldung.