Lungenkrebs
Statistisch erkranken in Deutschland pro Jahr ca. 30.000 Männer und 11.000 Frauen an Lungenkrebs. Bei der männlichen Bevölkerung ist Lungenkrebs die häufigste, bei Frauen die dritthäufigste Krebsform - bei beiden Geschlechtern die häufigste krebsbedingte Todesursache und bedarf aufgrund des oft aggressiven Verlaufs einer schnellen Diagnostik und Therapie, bei der alle beteiligten Disziplinen gut und zügig zusammen arbeiten müssen.
Die Tumoren unterscheiden sich hierbei in Abhängigkeit des Gewebes, von dem der Tumor ausgeht. Die WHO unterscheidet den kleinzelligen (SCLC, auch Haferkorn-Typ genannt) von dem nichtkleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC). Der nichtkleinzellige Lungenkrebs tritt viermal so häufig auf wie der kleinzellige. Zum nichtkleinzelligen Lungenkrebs werden das Plattenepithelkarzinom (spindelzellig), das Adenokarzinom (schleimbildend) und das Großzellige Karzinom (Riesenzellkarzinom) gezählt.
Hauptursache für die Entstehung des Lungenkrebses ist das Rauchen. Wenn möglich erfolgt eine Operation zur Entfernung des Tumors, eventuell in Kombination mit Radio- oder Chemotherapie. Ist eine Operation nicht mehr möglich, gibt es inzwischen durch den schnellen wissenschaftlichen Fortschritt der letzten Jahre neben der systemischen Chemotherapie weitere medikamentöse Therapien, wie Immuntherapie oder zielgerichtete Therapien.
Lungenkrebs: Gründe und Behandlung
Ursachen
Die mit Abstand häufigste Ursache für die Entstehung von Lungenkrebs ist das Rauchen, auch Passivrauchen fördert die Tumorentstehung. 92 % aller Lungenkrebspatienten rauchen seit mehr als 20 Jahren. Auch Stoffe wie Asbest, Radon, Chrom- oder Nickelverbindungen können schädlich wirken, bei beruflicher Belastung mit diesen Stoffen kann auch der Krebs als Berufserkrankung anerkannt werden. Es gibt familiäre Häufungen und chronisch entzündliche Ursachen wie Tuberkulose oder Silikose (sog. Narbenkrebs).
Beschwerden
Symptome treten häufig erst spät auf, wenn die Erkrankung schon fortgeschritten ist. Husten, Bluthusten, Luftnot und Brustkorbschmerzen gehören dazu. Andere körperliche Symptome wie ungewollte Gewichtsabnahme, Nachtschweiß, Müdigkeit können auftreten, sind allerdings sehr unspezifisch.
An Husten sind zumal langjährige Raucher meist schon über einen längeren Zeitraum gewöhnt. Ein Husten mit Blutbeimengung (Hämoptysen) ist jedoch ein Zeichen, das immer vom Arzt untersucht werden sollte.
Luftnot tritt erst spät auf und kann ein Hinweis auf einen bereits bestehenden Pleuraerguss, eine Wasseransammlung im Brustkorb, sein. Eine Veränderung der Stimme kann durch den Einbruch des Tumors in die Stimmbandnerven (vor allem links) bedingt sein.
Die Symptome sind vielfältig und können natürlich auch andere Organe betreffen; dies ist der Fall, wenn ein Lungenkrebs bereits abgesiedelt hat (Streukrebs). Häufig sind Metastasen im Gehirn, den Nebennieren oder dem Skelettsystem (Knochenschmerzen).
Diagnose
Aufgrund der bereits beschriebenen, teils nicht eindeutigen Symptome ist die zielgerichtete Diagnostik von Lungenkrebs eine Herausforderung. An erster Stelle stehen bildgebende Verfahren. Vor allem die Computertomografie gibt Aufschluss über Veränderungen an der Lunge und den umgebenden Organen. Mittels PET-CT, welches nur in großen Zentren (z. B. Vivantes Klinikum im Friedrichshain) verfügbar ist, werden die Ausdehnung des Tumors sowie Metastasierungen in andere Organe untersucht.
Weiterführende Untersuchungen sind Spiegelungen der Atemwege (Bronchoskopie) mit Gewinnung von Gewebeproben. Größere Gewebeentnahmen von Lunge, Rippenfell oder Lymphknoten werden mittels Schlüssellochtechnik in kleinen Operationen (minimalinvasiv) durchgeführt.
Am Ende der Diagnostik sollte eine Abschätzung des sog. TNM-Stadiums stehen: T (Tumor) beschreibt die Ausdehnung des Tumors, N (Nodus) beschreibt die befallenen Lymphknoten und M die mögliche Metastasierung.
Behandlung
- Komplette, meist ambulante Diagnostik des Lungenkrebses mit Bronchoskopie, Lungenfunktionsdiagnostik, Bildgebung und PET CT mit abschließender Diskussion auf der Tumorkonferenz
- Lungenspiegelung (Bronchoskopie) mit Entnahme von Gewebeproben, aber auch Behandlung von Tumoren, Engen oder Blutungen der Bronchien
- Entnahme von Lymphknoten aus dem Mittelfell mittel Endoskopie oder Schlüssellochchirurgie
- Operation von Lungenkrebs, häufig minimal invasiv
- Ausgedehnte Operationen bei Lungenkrebs unter Mitnahme umgebender Organe bei großen Tumoren, teils unter Kooperation mit anderen Fachdisziplinen
- Lungengewebsschonende OP Techniken mit Laser und Ultraschall
- Hochpräzisionsbestrahlung bei kleinen Tumoren („Radiochirurgie“)
- Alle Formen von Chemotherapie; vor oder nach geplanten Operationen und palliativ
- Immuntherapie, Zielgerichtete Therapie
- Radio- / Chemotherapie (simultane Strahlen- und Chemotherapie)
- Radiologische interventionelle Therapien (z.B. Radiofrequenzablation, Chemoembolisation)
- Palliativmedizinische Behandlung, Schmerztherapie
- Möglichkeit der Behandlung im Rahmen von klinischen Studien
Die Art der Therapie unterscheidet sich nach Tumortyp und TNM-Stadium und wird für jeden Patienten individuell festgelegt. Über die empfohlene Therapie entscheidet die Tumorkonferenz, in der alle in der Behandlung beteiligten Fachdisziplinen vertreten sind.
In örtlich begrenzten Tumorsituationen hat die operative Therapie die besten Ergebnisse. Dabei werden das befallene Lungengewebe (mit Sicherheitsabstand) und die Lymphknoten im Abflussgebiet entfernt. Die Operationen sollten in Zentren mit hohem Patientenaufkommen durchgeführt werden, da in solchen Zentren die besten Heilungsraten erreicht werden. Vivantes konzentriert aus diesem Grunde sämtliche Lungenkrebs-Fälle zur Operation im Vivantes Klinikum Neukölln (zertifiziertes Lungenkrebszentrum). Die Operationen werden teilweise schlüssellochchirurgisch durchgeführt.
Bei Tumoren mit bereits vorhandener Absiedelung in die benachbarten Lymphknoten kann eine zusätzliche Chemo- und/oder Strahlentherapie vor der Operation (neoadjuvant) oder nach einer Operation (adjuvant) verabreicht werden. Wenn eine Operation nicht möglich erscheint, wird eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie durchgeführt.
Wenn bereits Absiedelungen in andere Organe bestehen, sollte eine medikamentöse Therapie begonnen werden. Diese Therapie wird immer wohnortnah organisiert. Die Bestrahlung kann ebenfalls meist ambulant durchgeführt werden.
Bei der Behandlung von Lungenkrebs ist eine Betreuung durch Experten immer ratsam. In einem Lungenkrebszentrum ergibt sich ein positiver Einfluss durch das Zusammenwirken von Spezialisten, nur so können die bestmöglichen Ergebnisse erreicht werden.
Prognose
Grundsätzlich gilt, je früher der Tumor entdeckt und die Therapie begonnen wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die besten Chancen bestehen nach einer Operation, bei der der Tumor komplett entfernt wird. Hier sind Heilungsraten von bis zu 80% erreichbar. Die Ergebnisse werden außerdem durch die Beendigung des Rauchens verbessert.
Wenn der Tumor bereits Absiedelungen in andere Organe gesetzt hat, ist eine Heilung nur im Ausnahmefall möglich. Durch die medikamentöse Therapie kann hier der Tumor zurückgedrängt und die Lebensqualität erhalten oder gebessert werden.
Vorbeugung
Eine Beendigung des Rauchens führt nach fünf Jahren zu einer Halbierung des Risikos, an Lungenkrebs zu erkranken. Somit ist die Beendigung des Nikotinkonsums die wichtigste vorbeugende Maßnahme. Menschen, die beruflich bedingt mit Asbest oder Uran Kontakt hatten, werden im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen überwacht.
Ein Screening der ganzen Bevölkerung, wie beispielsweise bei Brustkrebs ist für Lungenkrebs aktuell nicht etabliert. Neuere Untersuchungsergebnisse geben hier allerdings Hinweise, dass Risikogruppen doch von Reihenuntersuchungen mittels CT profitieren.