Leukämie bei Erwachsenen
Veränderungen der blutbildenden Vorläuferzellen, der Blutstammzellen, führen zu einer ungehinderten Vermehrung weißer Blutkörperchen (altgr. leukós - weiß, haima – das Blut) im Knochenmark oder Lymphknoten und Milz. Die Leukämiezellen verdrängen wichtige Blutbestandteile und führen zu einer Verringerung von weißen gesunden Blutkörperchen, die für die normale Immunabwehr nötig sind. Sie verteilen sich mit dem Blut im Körper und können in andere Organe einwandern.
In den hochspezialisierten hämatologischen Abteilungen des Vivantes Tumorzentrums erhalten Betroffene die bestmögliche Therapie nach dem neusten Stand der Wissenschaft. Die Therapie kann sowohl stationär als auch ambulant in unseren Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) mit angeschlossenen Tageskliniken erfolgen.
Es gibt schnell fortschreitende akute Leukämieformen…
- AML - akute myeloische Leukämie
- ALL - akute lymphatische Leukämie
…und langsam verlaufende chronische Leukämieformen
- CML - chronisch myeloische Leukämie
- CLL - chronisch lymphatische Leukämie
Benannt werden die Leukämieformen nach ihren Vorläuferzellen.
Mehr erfahren
Ursachen
Genetische Faktoren:
Es kann zur Häufung von Leukämieerkrankungen innerhalb einer Familie kommen. Menschen mit einer Trisomie 21 (Down-Syndrom) haben ein erhöhtes Risiko für Leukämie.Radioaktive Strahlung und Röntgenstrahlen
Durch radioaktive Strahlung (z. B. Hiroshima, Tschernobyl-Unglück, nukleare Sprengköpfe z. B. im Irak-Krieg, kosmische Strahlung oder erhöhte Anzahl an nuklearmedizinischen Behandlungen und/oder Röntgenuntersuchungen) kann das Erbmaterial von Zellen geschädigt werden und zur Entartung führen.Chemische Substanzen
Benzole (vorhanden in Lösungsmitteln, Lacken, auch Zigaretten) werden mit der Entstehung von Leukämie in Verbindung gebracht. Notwendige Chemotherapien gegen andere bösartige Erkrankungen erhöhen leider gleichzeitig das Risiko, in Zukunft an Leukämie zu erkranken.Viren
Auch bestimmte Viren wie HTLV, EBV u. a. können die Leukämieentstehung fördern.
Beschwerden
Bei einer Leukämie kann es vor allem durch die Beeinträchtigung der Blutbildung zu Allgemeinsymptomen wie Fieber, Schwäche, Gewichtsverlust, Blässe, Luftnot, Knochenschmerzen und Nachtschweiß kommen. Diese Symptome entstehen bei einer akuten Leukämie innerhalb weniger Wochen. Blutungen können sich durch Nasen- und Zahnfleischbluten, roten Urin, schwarzen Stuhlgang, blaue Flecke oder Punktblutungen der Haut bemerkbar machen. Infekte zeigen sich in Form von Fieber, Husten, Durchfällen, schmerzhaftem Wasserlassen, Hautentzündungen, etc. Die chronischen Formen der Leukämie gehen mit Lymphknotenschwellungen oder Milzvergrößerung einher und werden wegen des schleichenden beschwerdearmen Verlaufs oft nur zufällig entdeckt.
Diagnose
Bei verdächtigen Symptomen wird zunächst eine eingehende Blutuntersuchung vorgenommen. Zur genaueren Diagnosestellung wird bei Leukämieverdacht meist auch eine Knochenmarkpunktion aus dem Beckenkamm erforderlich. Das gewonnene Material wird in verschiedenen Laboren unter anderem auch genetisch untersucht. Bestimmte Leukämieformen führen zu ganz bestimmten genetischen Veränderungen, (so findet man z. B. bei der CML in der Regel ein „Philadelphia-Chromosom“ bzw. eine bcr-abl-Veränderung. Je nach Ergebnissen folgen Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen.
Behandlung
- Diagnostik, Therapie und Nachsorge von gut und bösartigen Blut- und Lympherkrankungen
- Alle Formen von Chemotherapie: adjuvant, remissionsinduzierend und palliativ
- Radio- / Chemotherapie (simultane Strahlen- und Chemotherapie)
- Hochdosischemotherapie mit autologer Blutstammzelltransplantation
- Antikörpertherapie, Immuntherapie und zielgerichtete Therapieformen
- Zytokintherapie (z.B. mit Interferon)
- Feinnadelaspirationszytologien (Punktion Knochenmark und Körperhöhlen)
- Substitutionstherapie mit Blut und Plasmaderivaten
- Schmerztherapie
- Palliativmedizinische Behandlung
- Möglichkeit der Behandlung im Rahmen von klinischen Studien
Die Behandlung unterscheidet sich bei akuten und chronischen Leukämien erheblich. Akute Leukämien (AML, ALL) werden mit einigen Zyklen einer intensiven Chemotherapie behandelt. Eine Leukämiebehandlung kann komplikationsreich und gefährlich sein, denn in der Chemotherapie werden Zellgifte eingesetzt, die einerseits die Vermehrung der entarteten Zellen hemmen, andererseits aber auch die der Körperzellen wie Haare, Schleimhaut und normale Blutzellen. Daher ist die Gabe von Blutprodukten (Blut- und Blutplättchenkonzentrate) Teil der Behandlung sowie Maßnahmen zur Infektionsvorbeugung und –behandlung wie Schleimhautschutz, Antibiotika, Pilzmittel und Einzelzimmer.
Heutzutage wird bei jüngeren Leukämiepatienten mit größerem Rückfallrisiko im Anschluss an die Chemotherapien oftmals eine Transplantation von Vorläuferzellen eines Fremd- oder Familienspenders durchgeführt, um die Heilungschancen zu verbessern.
Für ältere Menschen oder sehr kranke, die eine intensive Chemotherapie nicht durchstehen würden, stehen weniger intensive Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Diese bestehen aus milder Chemotherapie in Spritzen- oder Tablettenform, Blut- und Blutplättchengaben sowie in der Infekt- und Komplikationsbehandlung.
Chronische Leukämien werden im Falle der CML meist mit Tabletten ambulant behandelt: Inzwischen sind drei verschiedene Tyrosinkinasehemmer zugelassen. Zudem ist Interferon für Schwangere eine gute Therapieoption oder Hydroxyurea mit oder ohne Interferon für Philadelphia-Chromosom-Negative CML. Interferone sind körpereigene Botenstoffe des Immunsystems, welche die Abwehrzellen beim Kampf gegen Krankheitserreger und auch Tumoren ausschütten, um diese zu bekämpfen. Im Falle eines Therapieversagens bleibt die Fremd- oder Familienspendertransplantation von Blutstammzellen eine gute und bewährte Möglichkeit.
Die CLL wird mit relativ milden, ambulant durchführbaren Immunchemotherapien behandelt, zwischen denen lange therapiefreie Intervalle liegen. Häufig erfordert die CLL sogar keine Behandlung. Auch hier kann z. B. bei Therapieversagen eine Fremd- oder Familienspendertransplantation angeboten werden.
Die Behandlung akuter Leukämien wird im Rahmen deutschlandweiter Therapiestudien durchgeführt und entspricht daher immer dem aktuellen Stand. Für chronische Leukämien können ebenfalls Therapiestudien angeboten werden.
Leistungen des Tumorzentrums
In unserem Hämatologisches Speziallabor erfolgt
- Knochenmarkdiagnostik, inkl. hämatologischer Durchflusszytophotometrie und Videomikroskopie (im Rahmen des nationalen Kompetenznetzwerkes) und Knochenmarkhistologie (in Kooperation mit dem Institut für Pathologie)
- Punktionszytologie (aus Lymphknoten, Liquor, Tumor etc.)
Hämatologische Abteilungen finden Sie im Klinikum Spandau, Klinikum Urban, Klinikum Neukölln, Klinikum Friedrichshain und Humboldt-Klinikum.
Prognose
Akute Leukämien sind lebensbedrohlich, können aber geheilt werden. Chronische Leukämien verlaufen in der Regel langsam und ihr Verlauf kann mit den vorhandenen Therapien sehr gut aufgehalten werden. Für die CML und die CLL sind Heilungen durch Übertragung von Stammzellen durch Fremd- oder Familienspender möglich. Heilungsaussichten bietet bei der CML auch eine Tyrosinkinasehemmer-Therapie.