Vivantes Geschäftsbericht
Das Jahr 2022 war für Vivantes von mehreren Krisen geprägt – seit Februar durch den Krieg gegen die Ukraine, die hohe Inflation und – wie das Vorjahr – durch die Corona-Pandemie. Insgesamt hat Vivantes an seinen acht Klinikstandorten im letzten Jahr 513.870 Patient*innen versorgt. Als größtes kommunales Krankenhausunternehmen Deutschlands sah sich Vivantes dabei in besonderer Verantwortung.
Themen, die Vivantes 2022 begleitet haben
Unsere Teams waren an acht Standorten in allen Lebenslagen und rund um die Uhr für die Berliner*innen da.
Gemeinsam haben wir viel bewegt – vor Ort oder digital unterstützt.
Wir sind mit unseren Aufgaben gewachsen – und gewachsen sind auch die Neubauten unserer Klinika.
Im Jahr 2022 wurden Geflüchtete aus der Ukraine in den Vivantes Einrichtungen psychologisch betreut und Kriegsverletzte medizinisch behandelt. Wir haben die Menschen im Kriegsgebiet durch mehrere Sattelschlepper mit Hilfslieferungen unterstützt. Der Ukrainekrieg wirkte sich in Deutschland auf die Preisentwicklung aus, es wurden Vorkehrungen für das Szenario eines Blackouts getroffen. Auswirkungen gab es auch auf die Lieferketten für medizinisches und anderes Verbrauchsmaterial sowie Medikamente.
Medizinische Versorgung und Patientensicherheit in bewegten Zeiten
Dadurch kam es zu starken Preissteigerungen, die für Krankenhäuser mit festen Kosten für die Patientenversorgung im Allgemeinen und für Vivantes als sehr großer Gesundheitsversorger im Besonderen schwer zu kompensieren waren und im Voraus nicht geplant werden konnten. Die Vivantes Kliniken setzen alles daran, Energie zu sparen, ohne dabei die Patientensicherheit aus dem Blick zu verlieren und die Versorgung auf höchstem Niveau täglich sicherzustellen. Denn die medizinischen Einrichtungen brauchen Wärme, Beleuchtung, Raumlufttechnik und Klimatisierung. Eine überalterte Bausubstanz und fehlende Investitionsmittel erschweren die notwendige Sanierung mitunter.
Die Inflation aufgrund des Krieges und der Pandemie führte für Vivantes zu Mehrkosten von durchschnittlich 30 Prozent. Allein für Energie wurden 2022 insgesamt 30 Millionen Euro mehr ausgegeben.
Die Verträge für die Krankenhausfinanzierung über sogenannte Fallpauschalen, über die von Krankenkassen medizinische Leistungen vergütet werden, wurde vor den aktuellen Krisen ausgehandelt und die Erlöse daraus decken die Kosten nicht mehr.
Rohstoffengpässe betrafen den Vivantes Einkauf, der die dringend gebrauchten OP-Instrumente und Medizintechnik kaum in ausreichender Menge beschaffen konnte, oder auf Ersatzprodukte ausweichen musste und Preissteigerungen von über zehn Prozent waren beispielsweise bei Infusionszubehör und Anästhesiebedarf zu verzeichnen.
Ungeachtet dieser schwierigen Rahmenbedingungen war die Fachkräftegewinnung für Vivantes auch im Geschäftsjahr 2022 ein wichtiges Ziel, das engagiert verfolgt wurde. Derzeit arbeiten bei Vivantes 18.090 Mitarbeitende (das entspricht 13.255 Vollzeit-Stellen).
Seit dem Tarifabschluss 2021 bietet Vivantes deutlich bessere Arbeitsbedingungen an, über die mit einer großen Recruitingkampagne informiert wurde.
Vivantes wirbt mit guten Arbeitsbedingungen
Der Tarifvertrag Pro Personal Vivantes sieht vor, dass die Arbeitsbelastung minutengenau und fair für jede Schicht ermittelt wird. Idealerweise entstehen so Belastungen erst gar nicht. Wenn es sie gibt, werden sie durch zusätzliche Freizeit ausgeglichen.
Diese Vorteile stellte die Rekrutierungskampagne ins Zentrum. Denn Vivantes sucht rund 1.000 neue Mitarbeitende für die Pflege. Der Nachwuchs wird an Deutschlands größter Ausbildungsstätte der Branche, dem Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe (BBG) von Vivantes und Charité ausgebildet. Im Jahr 2022 wurden insgesamt rund 1.300 junge Menschenin 11 Ausbildungsgängen mit 690 Praxisanleiter*innen auf den Beruf vorbereitet.
Megatrends im Krankenhaus, die das Recruiting bertreffen sind Ambulantisierung und Zentralisierung, die sich auch in der Strategie „Vivantes 2030“ wiederspiegeln. Viele Eingriffe werden künftig nicht mehr mit einem Aufenthalt im Krankenhausbett verbunden sein, sondern ambulant erfolgen.
Das würde dann auch Pflegekräfte entlasten, die nicht mehr rund um die Uhr und am Wochenende im Dienst sein müssen.
Qualität macht den Unterschied
Die fortschreitende Spezialisierung der medizinischen Versorgung führt andererseits zur Bildung von Zentren für bestimmte Behandlungen. Denn hohe Fallzahlen und entsprechend große Erfahrung münden in hohe Qualität bei der Behandlung der Patient*innen. 85 Zertifizierungen hatten Fachkliniken, Departments und Zentren von Vivantes im Jahr 2022.
Wir werden eine weitere Zentralisierung und die Ersetzung von stationären durch ambulante Behandlungen sehen. Dieser Prozess ist ja bereits seit einigen Jahren im Gang und wird durch die anstehende Reform der Krankenhausfinanzierung beschleunigt.