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Zentrum für Muskuloskelettale Medizin

Schwerpunkt Beckenchirurgie

Die Ärztinnen und Ärzte der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Handchirurgie und Wiederherstellungschirurgie im Vivantes Klinikum im Friedrichshain versorgen die ganze Bandbreite der Verletzungen, Brüche, Fehlbildungen und Falschgelenkbildungen des Beckens. Dabei beeinflussen Faktoren wie Alter, Aktivität und Allgemeinzustand der Patientin oder des Patienten sowie der Verlauf des Bruches und die Knochenqualität die Therapieentscheidung. Wann immer es möglich ist, operieren wir in schonender Schlüssellochtechnik (Minimal Invasive Chirurgie).

Beckenringverletzungen

Knochenbrüche oder Bänderrisse in Folge von Unfällen können die Ringstruktur des Beckens instabil werden lassen. Um die Stabilität wieder herzustellen, arbeiten wir beispielsweise mit äußeren Stabilisierungen (so genannte Zwinge oder alternativ Fixateur externe), in Schlüssellochtechnik eingebrachten Schrauben oder wir bringen Platten und Schrauben durch offene Operationen an.

Beckenringbrüche (Beckenringfrakturen), die bedingt durch Osteoporose (Knochenschwund) nach einem Sturz oder auch ohne Unfallereignis auftreten können, versorgen wir mit Schrauben, bei sehr weichem Knochen auch durch Verstärkung mit Spezialzement. Der vordere Anteil des Ringes kann hier ebenfalls mit einem äußeren Festhalter, Platten und Schrauben stabilisiert werden.

Brüche der Hüftgelenkpfanne oder Beckenpfanne (Azetabulumfrakturen)

Je nachdem ob und wie stark der Bruch des Hüftgelenkes oder der Beckenpfanne (Azetabulumfraktur) verschoben ist, kann eine konservative oder eine operative Behandlung angezeigt sein. Ist eine Operation notwendig, stabilisieren wir den Bruch meist mit Hilfe von Schrauben und gegebenenfalls Platten über standardisierte Zugänge. Die Stabilisierung des Bruches im Streckverband (Extensionsbehandlung) ist nicht mehr gängig und wird von uns allenfalls vorübergehend bei starker Fehlstellung oder bis zur Stabilisierung des Patienten angewandt. Bei älteren Patientinnen und Patienten kann die Operation zugleich ein vorbereitender Eingriff für eine frühe Versorgung mit Gelenkersatz (Endoprothese) sein.

Ermüdungsbrüche (Insuffizienzfrakturen)

Als Insuffizienzfrakturen bezeichnet man Brüche, die durch die Überlastung und Ermüdung eines erkrankten Knochens entstehen, so bei Osteoporose (Knochenschwund). Insuffizienzfrakturen des Kreuzbeins können sowohl konservativ als auch operativ therapiert werden. Bei der operativen Behandlung stehen unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Das Spektrum reicht von der Sakroplastie, bei der unter lokaler Betäubung in das Kreuzbein (Sakrum) Knochenzement eingebracht wird, über minimal-invasive Verfahren, die Fixierung der Beckenwirbelsäule (spinopelvine Aufhängung) bis hin zur offenen Wiederherstellung mit Hilfe von winkelstabilen Implantaten. 

Korrekturosteotomien des Beckens

Fehlbildungen der Hüftgelenkpfanne (Hüftdysplasien) verursachen eine Fehlbelastung des Hüftgelenks mit Knorpelabscherung und Überlastung der Pfannenlippe (Labrumüberlastung), die dann schrittweise zur frühzeitigen Arthrose im Hüftgelenk führt. Um diese Entwicklung zu verlangsamen, kann eine Korrektur mittels Durchtrennung des Beckenknochens (Beckenosteotomie) vorgenommen werden. Mehrere operative Verfahren stehen zur Verfügung.

Bei der Beckenosteotomie nach Salter wird das Darmbein durchtrennt und ein Knochenspan eingesetzt, um die Überdachung des Hüftkopfes zu verbessern. Die Beckenosteotomie nach Chiari bezeichnet die Durchtrennung des Darmbeins und Verlagerung zur Körpermitte (Medialisierung) des unteren Anteils des Darmbeins, mit dem Ziel, das Pfannendach zu verbreitern. Bei der Tripleosteotomie nach Tönnis wird das Becken an drei Stellen durchtrennt (Sitzbein, Darmbein, Schambein) und in der Folge die knöcherne Hüftgelenkpfanne geschwenkt, mit dem Ziel, die Überdachung des Hüftkopfes mehrdimensional zu verbessern. Bei der so genannten periacetabulären Osteotomie nach Ganz (PAO) erfolgt eine pfannennahe Durchtrennung des Sitzbeins, des Schambeins und des Darmbeins. Nach Lösen der Pfanne aus dem Becken wird die Pfanne geschwenkt, um eine bessere Überdachung des Hüftkopfes zu erreichen. Im Gegensatz zur Tönnis-Osteotomie bleibt der hintere Beckenpfeiler erhalten und das Becken stabil.                                               

Behandlung schwieriger Brüche (Problemfrakturen) und Infektionen

Im Vivantes Klinikum im Friedrichshain behandeln wir auch problematische Brüche (Problemfrakturen) und Infektionen der Knochen, Gelenke und Sehnen. Dazu arbeiten wir eng mit unseren anderen Fachabteilungen zusammen. In der Infektionsbehandlung sind wir als eines der zentral gelegenen Krankenhäuser Berlins und mit unserer großen Expertise auch Ansprechpartner für andere Krankenhäuser aus der Region Berlin-Brandenburg, die Patientinnen und Patienten mit komplizierten Infektionen des Bewegungsapparates betreuen.

Posttraumatische Fehlstellungen

Brüche können nach konservativer Therapie oder nach nicht erfolgreich verlaufener operativer Behandlung zu verletzungsbedingten (posttraumatischen) Fehlstellungen führen. Um Fehlbelastungen, Verschleiß und Schmerzen zu vermeiden oder zu lindern, führen wir Korrekturoperationen durch. Hierbei können beispielsweise Nägel entfernt oder Knochen durchtrennt (osteotomiert) und durch Zug, Seitverschiebung oder Rotation anatomisch korrekt wieder zusammengefügt werden. Hierzu arbeiten wir mit Ringfixateuren und verschiebbaren Gewindestangen.

Falschgelenkbildung (Pseudarthrose)

Ist ein Bruch (Fraktur)nach sechs Monaten jedoch noch immer nicht angemessen verheilt, spricht man von einer Falschgelenkbildung (Pseudarthrose), also einem falsch zusammengewachsenen Gelenk. Bei der Therapie der überschießenden (hypertrophen oder vitalen) Pseudarthrose setzen wir auf eine verbesserte Ruhigstellung und die Entfernung einzelner Schrauben, sodass ein Gleiten möglich wird (Dynamisierung), oder auf einen vollständigen Wechsel der Implantate. Bei der sogenannten atrophen oder avitalen Pseudartrose, die durch mangelnde Durchblutung oder Infektionen entstehen kann, ist eine Stabilisierung zum Beispiel durch Platten, Nägel oder Schrauben im Rahmen einer Operation angezeigt. Im Falle von Infektionen kann es nötig werden, große Teile des Knochens zu entfernen und den Defekt übergangsweise aufzufüllen. Nach Ausheilung der Infektion wird der Defekt durch körpereigenen Knochen oder körperfremdes Material ersetzt.

Knocheninfektionen und Weichteilinfektionen  

Nach Unfallverletzungen kann es zu Infektionen der Knochen und Weichteile kommen. Trotz Einhaltung strengster Hygienemaßnahmen kann dies auch nach operativen Eingriffen auftreten. Risikofaktoren sind beispielsweise unzureichend behandelte Kreislauferkrankungen und Stoffwechselerkrankungen, aber auch chronische Wunden oder sanierungsbedürftige Zähne. Um eine Infektion von Knochen, Gelenken oder Sehnen einzudämmen, arbeiten unsere Chirurginnen und Chirurgen eng mit anderen Abteilungen zusammen, beispielsweise mit der Mikrobiologie und Infektiologie, um die Durchblutung oder die Nierenfunktion zu verbessern und so die Heilungschancen zu erhöhen. Unter Umständen kann auch eine hyperbare Sauerstofftherapie im Zentrum für hyperbare Sauerstofftherapie und Tauchmedizin im Vivantes Klinikum im Friedrichshain zum Einsatz kommen.

Beinlängenunterschiede (Beinlängendifferenzen)

Erhebliche Unterschiede der Beinlängen (Beinlängendifferenzen) können mit Hilfe von Ringfixateuren ausgeglichen werden. Hierbei wird der Knochen durchtrennt (osteotomiert) und mit Hilfe eines Verfahrens zur künstlichen Verlängerung von Skelettknochen, der sogenannten Kallusdistraktion, langsam verlängert. Dies kann mit bis zu einem Millimeter pro Tag geschehen. Die Knochenneubildung im Bereich des Bruches wird somit „in die Länge“ gezogen. Ein Vorteil der sehr stabilen Ringfixateure ist die Erhaltung der Mobilität der Patientin oder des Patienten während der Behandlung an den Beinen.