Medizinische Angebote der Psychiatrie in Schöneberg
Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Berlin-Schöneberg bietet ein breites Angebot an medikamentösen, fach- und psychotherapeutischen, pflegerischen, edukativen, supportiven und zahlreichen weiteren Methoden zur Behandlung psychischer Erkrankungen aller Schweregrade an.
Angebote im Überblick
Primär ist unsere Klinik für die psychiatrische Pflicht- und Vollversorgung aller erwachsenen Einwohner des Teilbezirks Berlin-Schöneberg verantwortlich, steht aber bei vorhandenen Kapazitäten auch allen anderen Patientinnen und Patienten offen. Betroffenen bieten wir in unserer Klinik am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum Therapien und Beratung für das gesamte Spektrum psychischer Erkrankungen an. Je nach Schweregrad der Erkrankung und den Bedürfnissen unserer Patientinnen und Patienten kann die Behandlung dabei ambulant, tagesklinisch oder auf einer unserer Stationen erfolgen.
Schwerpunkte der Behandlung der Klinik für Psychiatrie in Berlin Schöneberg
- Depressionen und manisch-depressive Erkrankungen
- Therapieresistenzen und chronische Depression (CBASP)
- Angsterkrankungen/Zwangserkrankungen
- Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (zum Beispiel Borderline-Persönlichkeitsstörung – DBT)
- Abhängigkeitserkrankungen (DBT-Sucht)
- Schizophrenie/Schizoaffektive Erkrankungen
- Psychische Krisen/Konflikt- und Erschöpfungsreaktionen (Burn-Out)
- Psychische Erkrankungen des alternden Menschen (zum Beispiel Demenzen und Altersdepressionen)
- Organische und symptomatische psychische Störungen (zum Beispiel bei Hirnerkrankungen wie M. Parkinson oder Multipler Sklerose)
Therapieangebote der Klinik für Psychiatrie in Berlin-Schöneberg
Psychopharmakotherapie
Vielfach erfordert die Behandlung psychischer Erkrankungen den Einsatz von Medikamenten. Viele Patient*innen stehen Psychopharmaka jedoch kritisch und auch oftmals mit Vorurteilen gegenüber. Priorität hat daher bei uns die Aufklärung über die Notwendigkeit des Einsatzes von Medikamenten, deren Wirksamkeit sowie über mögliche Nebenwirkungen und Risiken. Wir orientieren uns dabei an der Maxime „so wenig wie möglich - so viel wie nötig“. Dabei beraten wir auch immer über Alternativen zur Psychopharmakotherapie, um mit unseren Patient*innen gemeinsam das bestmögliche, auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasste, individuelle Therapieregime zu erstellen. Hierbei ist die Psychopharmakotherapie immer nur ein Baustein von vielen Methoden bei der ganzheitlichen Behandlung unserer Patientinnen und Patienten.
Einzelpsychotherapie
Psychotherapie ist ein zentraler Bestandteil in der Behandlung psychischer Erkrankungen und ist Teil aller moderner Behandlungsleitlinien psychischer Störungen. Psychotherapie dient der Feststellung, Heilung oder Linderung von psychischen Störungen mit Krankheitswert. Unsere stationäre und ambulante Psychotherapie fokussiert auf Stabilisierung in Krisensituationen und auf das Erarbeiten eines Krankheitsverständnisses. Ziel ist dabei eine erste Entlastung zu ermöglichen. Dadurch kann auch eine ggf. im Anschluss erforderliche Richtlinien-Psychotherapie oder eine andere Behandlung (z. B. Tagesklinik oder Reha-Maßnahme) vorbereitet werden.
Wir arbeiten verfahrensübergreifend mit wissenschaftlich fundierten Methoden aus sowohl der Verhaltenstherapie als auch der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.
Elektrokonvulsionstherapie
Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) ist eine Behandlungsmethode, die bei besonders schweren und therapieresistenten Depressionen und Schizophrenien zum Einsatz kommt. Hierbei ist die EKT das aktuell wirksamste Therapieverfahren bei der Behandlung besonders schwerer depressiver und psychotischer Erkrankungen. Die EKT-Behandlung erfolgt unter Narkose und medikamentöser Muskelentspannung, sodass es bei dem durch elektrische Stimulation ausgelösten epileptischen Anfall – von ca. 30 Sekunden Dauer – nicht zu einer Gefährdung der Patient*innen kommt. Die Wirksamkeit und Sicherheit der EKT ist durch zahlreiche Studien gut belegt.
Nebenwirkungen der EKT treten vor allem in Form von Kopfschmerzen und kurzfristigen Gedächtnisstörungen auf. Vielfältige Untersuchungen mit unterschiedlichen Methoden konnten zeigen, dass es durch die Behandlung nicht zu einer Schädigung von Nervengewebe kommt.
Für tiefergehende Informationen verweisen wir auf die Informationen unserer Fachgesellschaft.
Lichttherapie
Die Lichttherapie ist eine ergänzende Behandlungsform in der Behandlung depressiver Erkrankungen. Die Leitlinie für die Behandlung der Depressionen empfiehlt die Methode insbesondere bei der saisonalen, d.h. jahreszeitabhängig wiederkehrenden, Depression. Die Wirksamkeit ist durch Studien belegt, welche überdies kaum Nebenwirkungen für die Behandlung nachwiesen.
Zur Behandlung verwenden wir in unserer Klinik eine Lichtquelle, welche weißes Licht abgibt, bei dem der UV-Anteil herausgefiltert wird, sodass hierdurch keine Strahlenbelastung für die Patient*innen ausgeht. Die Anwendung erfolgt dabei in den frühen Morgenstunden, um den Effekt der Lichttherapie zu maximieren (morgendliche Hemmung der Ausschüttung von Melatonin im Gehirn).
Wach-/ Schlafentzugstherapie
Als Wachtherapie bzw. Schlafentzugstherapie bezeichnet man die therapeutische Einschränkung des Nachtschlafes. Haupteinsatzgebiet dieser Methode ist die Behandlung depressiver Episoden und wird in der Regel als ergänzende Maßnahme zu anderen antidepressiven Therapieverfahren eingesetzt. Die Wachtherapie wird je nach Einzelfall in unserer Klinik als partieller oder kompletter Schlafentzug durchgeführt. Das bedeutet, dass Teilnehmer entweder die ganze Nacht (kompletter Schlafentzug) oder die zweite Nachthälfte ab ca. 1:00 Uhr (partieller Schlafentzug) wach bleiben. Bei guter antidepressiver Wirksamkeit erfolgt dann eine Schlafphasenvorverlagerung zur Erhaltung der antidepressiven Wirkung.
Weiterführende Informationen finden Sie in einem online frei zugänglichen Buchkapitel zur „Praxis der Wachtherapie“.
Psychosen-Psychotherapiegruppe
Eine zentrale Erkenntnis aus der psychiatrisch-psychotherapeutischen Forschung der letzten Jahrzehnte ist, dass die langfristigen Verläufe von psychotischer Erkrankungen dadurch nachhaltig positiv beeinflusst werden können, wenn Patient*innen selbst zu „Experten ihrer eigenen Erkrankung“ werden. Studien konnten dabei zeigen, dass die Vermittlung von Wissen über die Erkrankung (Psychoedukation) sowie die Einbindung von Angehörigen in die Behandlung wichtige Elemente im Heilungsprozess der Psychose sind. In unserem Haus bieten wird zu diesem Zweck daher Gruppen sowohl für unsere Patient*innen als auch deren Angehörige an: In der psychoedukativen Gruppe vermitteln wir Informationen über die Erkrankung hinsichtlich Entstehung, Symptomen und Verlauf sowie über die unterschiedlichen Behandlungsoptionen. Daneben thematisieren wir Bewältigungsstrategien sowie den Umgang mit Frühwarnsymptomen. Auch wenn viele Patient*innen der Gruppentherapie zunächst skeptisch gegenüberstehen, erleben viele den Austausch mit anderen Betroffenen über Erfahrungen mit der Erkrankung und deren Bewältigung als entlastend.
Im Rahmen der Angehörigengruppe werden die gleichen Informationen auch den Angehörigen von Betroffenen zur Verfügung gestellt.
Psychotherapiegruppe Metakognitives Training
Verhaltenstherapeutische Maßnahmen zur Ergänzung der Pharmakotherapie bei Menschen mit einer schizophrenen Erkrankung haben in der leitliniengerechten Behandlung einen hohen Stellenwert. Im „Metakognitiven Training“ (MKT) werden gemeinsam mit den Patient*innen einseitige Problemlösestrategien und kognitive Fehler aufgedeckt. Dabei sollen diese kritisch beleuchtet, Alternativen geschaffen und diese dann im Alltag implementiert werden. Ziel ist es, das Denkverhalten, vor allem in Bezug auf das Wahnerleben, neu zu gestalten. Ein weiterer Teil des Trainings sind psychoedukative Elemente, um auch als Patient*in Experte über die eigene Erkrankung zu werden! Vorteilhaft ist dabei das Gruppensetting, um auf die Expertise von anderen Betroffenen zurückgreifen zu können.
Psychotherapiegruppe für die Doppeldiagnose „Psychose und Sucht“
Die Zahl der Patient*innen, welche neben einer psychotischen Erkrankung auch an einer Suchterkrankung leiden, steigt in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Daraus ergibt sich auch die Notwendigkeit einer spezialisierten Behandlung dieser sogenannten „Doppeldiagnosen“. In der Psychotherapiegruppe für die Doppeldiagnose „Psychose und Sucht“ legen wir den Fokus auf die Informationsvermittlung über Wirkungen und gesundheitliche Risiken durch Alkohol, Beruhigungsmittel und illegale Drogen. Der Schwerpunkt liegt dabei aber insbesondere auch auf dem Zusammenhang zwischen Psychose und Suchterkrankungen. Dabei hat die Doppeldiagnosegruppe die Abstinenzmotivation als eines ihrer Ziele, sodass gemeinsam mit unseren Patient*innen neue Verhaltensalternativen zum Konsum erarbeitet werden können.
Psychotherapiegruppe „Depression bewältigen“
Eine Depression kann das Leben aus den gewohnten Bahnen werfen und zu starker Überforderung führen. Häufig fragen sich Patient*innen, was mit ihnen passiert, wie es soweit kommen konnte und was sie jetzt tun können. Im Rahmen der Depressionsgruppe werden diese Fragen adressiert, indem Patient*innen lernen was Symptome, Auslöser und Verstärker einer Depression sind. Zudem werden grundlegende Bewältigungsstrategien und der Schutz vor neuen depressiven Phasen thematisiert. Somit können Patient*innen selbst zu Expert*innen ihrer eigenen Erkrankung werden. Darüber hinaus haben Betroffene die Möglichkeit durch einen interaktiven Austausch ihre Erfahrungen zu teilen. Im Rahmen der Angehörigengruppe werden die gleichen Informationen auch den Angehörigen von Betroffenen zur Verfügung gestellt.
Türkischsprachige Psychotherapiegruppe bei Depressionen
Die türkischsprachige Depressionsgruppe ist eine muttersprachlich-ärztlich angeleitete Gruppentherapie in ausschließlich türkischer Sprache. Die Gruppe orientiert sich an dem Therapiemanual nach kognitiv-psychoedukativer Therapie zur Bewältigung von Depressionen. Diese Gruppentherapie eignet sich für Teilnehmer*innen mit der Diagnose einer (unipolaren) Depression, unabhängig davon, ob eine erstmalige Erkrankung oder eine rezidivierende depressive Störung vorliegt.
Bei der türkischsprachigen Depressionsgruppe handelt es sich um eine offene Gruppe, d.h. die Gruppe findet mit wechselnden Teilnehmern statt. Die Dauer der einzelnen Termine ist auf 60 Minuten ausgerichtet. Im Rahmen der Gruppe wird die psychische und soziale Dynamik im Kontext des gemeinsamen soziokulturellen Hintergrundes der Teilnehmer*innen genutzt, um Therapieziele zu erreichen, wobei insbesondere Wert auf den interaktiven Austausch zwischen Teilnehmer*innen und Gruppenanleiterin gelegt wird. Mit Hilfe der Gruppendynamik soll jeder/m Teilnehmer*in der Zusammenhang zwischen seinen Gefühlen und Verhaltensweisen und den zugrunde liegenden Ursachen deutlich gemacht werden und so individuelle Bewältigungsstrategien zu erarbeiten, auszubauen und zu festigen.
Psychotherapiegruppe bei Angst- und Zwangserkrankungen
Aus evolutionärer Sicht betrachtet ist die Angst eine höchst nützliche Emotion, da sie Menschen darauf vorbereitet in Gefahrensituationen mit Flucht oder Kampf reagieren zu können. Angst kann aber auch in Situationen entstehen, die eigentlich gar nicht gefährlich sind. Und vor allem dann, wenn Angst in diesen Situationen wiederholt auftritt, überhandnimmt, Lebensbereiche beeinträchtigt oder mit einem enormen Leidensdruck verbunden ist – dann ist die Angst behandlungsbedürftig.
Im Rahmen der Psychotherapiegruppe bei Angst- und Zwangserkrankungen werden die Patient*innen zu Expert*innen ihrer Angst. Hierbei lernen sie die Symptome ihrer Angsterkrankung auf körperlicher Ebene, sowie auf der Verhaltens-, Gedanken- und Gefühlsebene sowie den Teufelskreislauf der Angst kennen. Es werden aufrechterhaltende Faktoren der Angst erarbeitet und der Umgang mit Vermeidungs- und Sicherheitsverhaltensweisen besprochen. Die Patient*innen erlernen kognitive und achtsamkeitsbasierte Strategien der Angstbewältigung um die Angst langfristig zu reduzieren und erproben diese in ihrem Alltag.
Psychotherapiegruppe Soziales Kompetenztraining
Unter sozialer Kompetenz verstehen wir alle Verhaltensfertigkeiten, die nötig sind, um den zwischenmenschlichen Lebensalltag erfolgreich zu bewältigen: „Nein“ sagen zu können, sein eigenes Recht einfordern, um etwas bitten oder Angehörige über eine Erkrankung informieren. Alle diese Interaktionen mit anderen Menschen können Schwierigkeiten bereiten. Ein soziales Kompetenztraining hilft unseren Patient*innen, die Schwierigkeiten in solchen Situationen zwischenmenschlicher Interaktion haben, die eigenen Verhaltensweisen kritisch zu reflektieren und neue Strategien im Umgang sowie der Kommunikation mit anderen Menschen zu erlernen.
Psychotherapiegruppe DBT Skillstraining
Das Fertigkeitentraining im Rahmen der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) richtet sich an Patient*innen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Diese psychotherapeutische Gruppe ist eine feste Gruppe mit 10 Teilnehmer*innen, die Module wie Achtsamkeit, Stresstoleranz, Umgang mit Gefühlen, Zwischenmenschliche Fertigkeiten und Selbstwert gemeinsam über einen Zeitraum von circa einem Jahr erarbeiten. Sie erlernen dazugehörige Fertigkeiten, sogenannte Skills, und können sie kontinuierlich durch die Bearbeitung von Therapieaufgaben in ihrer Wirksamkeit erproben. Das Ziel ist die Teilnehmer*innen zu befähigen, Krisen schneller zu erkennen und einen kompetenten Umgang mit Anspannungszuständen, starken Gefühlen und zwischenmenschlichen Herausforderungen zu erlernen. Sinnvoll ist eine begleitende ambulante Psychotherapie bei deren Vermittlung wir gerne Unterstützung anbieten.
Eine Anmeldung für diese Gruppe nehmen wir sehr gerne über unsere Psychiatrische Institutsambulanz entgegen.
Psychotherapiegruppe DBT-S Rückfallprävention
Das gruppenpsychotherapeutische DBT-S Skillstraining zur Rückfallprävention ist ein Element aus der Dialektisch-Behavioralen Therapie für Substanzkonsum (DBT-S). Die Gruppe findet einmal wöchentlich statt und dient dem Training von sogenannten Skills (Fertigkeiten) und richtet sich an Menschen, die unter Substanzkonsum-Störungen leiden. Der Fokus der Gruppe liegt darin, Fertigkeiten zu erlernen, um innere Anspannungszustände zu reduzieren oder frühzeitig diesen Spannungen und Craving (Verlangen nach einem Suchtmittel) entgegen wirken zu können.
Psychotherapiegruppe Achtsamkeit
Achtsamkeit ist die bewusste, nicht wertende Wahrnehmung des gegenwärtigen Augenblicks – und geht damit über reine Entspannungstechniken hinaus. In der Achtsamkeitsgruppe üben wir sowohl die Beobachtung der eigenen Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen als auch das Wahrnehmen der äußeren Umwelt mit den fünf Sinnen. Regelmäßige Achtsamkeitsübungen fördern die Selbstwahrnehmung und tragen somit dazu bei, eine erhöhte Anspannung sowie Suchtdruck frühzeitig zu bemerken, um diesen dann mit geeigneten Mitteln entgegenwirken zu können. Erlernen von Achtsamkeit ist deshalb für viele psychiatrische Erkrankungen ein Teil des Genesungsprozesses.
Koch-/ Backgruppe
In Koch- und Backgruppen können Patient*innen mit Unterstützung des ergotherapeutischen Teams der Klinik ihre Selbstversorgung trainieren. Denn die Planung einer Essenszubereitung, die Haushaltsführung, der Einkauf und das Zubereiten einer Mahlzeit sind zentrale Bereiche der Selbstversorgung nach Entlassung aus der stationären Behandlung.
Das Gruppensetting bietet dabei unseren Patient*innen darüber hinaus auch die Möglichkeit ihre kommunikativen Fähigkeiten verbessern.
Der gebackene Kuchen wird gemeinsam im Rahmen des wöchentlichen Stationscafés verzehrt. Und das frisch zubereitete Mittagessen wird von den Teilnehmenden und den Teammitgliedern in entspannter Atmosphäre gemeinsam verzehrt.
Entspannungstraining / Progressive Muskelrelaxation
Entspannungsverfahren sind eine effektive Methode um akutem Stress und Belastungen entgegenzuwirken. Langfristig helfen Entspannungstechniken das Anspannungsniveau zu senken, Schlafstörungen und chronische Schmerzen zu reduzieren und fördern dauerhaft die Resilienz der Patient*innen.
Im Rahmen der Entspannungsgruppe lernen die Patient*innen verschiedene Entspannungstechniken kennen. Häufig genutzte Verfahren sind die progressive Muskelentspannung oder das autogene Training. So wird beispielsweise bei der progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen durch die gezielte An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen ein Zustand tiefer Entspannung erreicht. Die erlernten Methoden können dann von den Patient*innen auf ihren Alltag übertragen und selbstständig zu Hause durchgeführt werden.
Ohr-Akupunktur zum Substanzmittelentzug
Akupunktur ist eine Methode der traditionellen chinesischen Medizin und wird seit einigen 1000 Jahren zur Heilung von Erkrankungen und Linderung von Beschwerden eingesetzt. Akupunktur reduziert Stress, entspannt, lindert Entzugsschmerzen und vermindert das Craving (Suchtverlangen). Die von unserem Team angewandte, besondere Art der Akupunktur zeigt bei einer Vielzahl von Suchtstoffen (z.B. Alkohol, Nikotin, Methadon, Heroin, Kokain oder Schlafmittel) dabei seine Wirkung. Zur Behandlung werden feine Stahlnadeln an 5 spezifischen Punkten der Ohrmuscheln beider Ohren etwa je 2 mm tief eingebracht.
Die Wirkung der Akupunktur zum Substanzmittelentzug ist dabei umso ausgeprägter, je häufiger die Behandlung erfolgt. Im Anschluss an einen qualifizierten Entzug empfehlen wir die Fortführung der Akupunktur, um den Therapieerfolg weiter zu verfestigen und als Hilfe bei der Rückfallprophylaxe.
Die Möglichkeit der Ohr-Akupunktur steht dabei sowohl Patient*innen während des stationären Aufenthaltes in unserer Klinik offen, als auch den von uns über unsere psychiatrische Institutsambulanz betreuten Patient*innen.
Alltagstraining
Das Alltagstraining ist ein spezielles Angebot, welches Patient*innen dabei unterstützt wieder mehr Selbstständigkeit bei Aktivitäten des alltäglichen Lebens zu gewinnen. Der Erhalt oder Wiedererwerb von Selbstständigkeit im Alltag ist dabei existenziell für einen langfristigen Erfolg der ganzheitlichen Therapie.
Individuell kann an Freizeitgestaltung und Kommunikationsfähigkeit gearbeitet werden. Durch gemeinsame Ausflüge und eine aktive Freizeitgestaltung festigen die Patient*innen ihren Bezug zur Umwelt und deren Integration in den Alltag. Dabei spielt der Bereich der Mobilität eine essentielle Rolle. Zum Alltagstraining gehört auch unser arbeitstherapeutisches Angebot: in unserem Patientencafé haben die Patient*innen die Chance erste Arbeitserprobungen zu machen, Aufgaben zu übernehmen, neue Perspektiven auszuprobieren oder bereits vorhandene Fähigkeiten und Ressourcen zu reaktivieren.
Yoga
Das moderne Yoga wurde zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert in Indien entwickelt, wobei die Wurzeln bis weit in die Vergangenheit reichen. Es vermittelt philosophische Einsichten, körperliche Übungen, Atemübungen und Meditation. Durch körperliche Übungen sowie die Kontrolle des Atems können die Gedanken „zur Ruhe gebracht“ werden. Damit bietet es sich als Intervention für Menschen mit seelischen Erkrankungen an, die häufig genau diese Fähigkeit zum Umgang mit Grübeln, Ängsten oder innerer Unruhe erlernen möchten. In den letzten Jahren konnte körperorientiertes Yoga dann auch in verschiedenen wissenschaftlichen Studien eine positive Wirkung auf eine Vielzahl seelischer Erkrankungen und auf das Herz-Kreislaufsystem nachweisen.
Wir schätzen uns glücklich in unserer Klinik Gruppen mit einfachem körperorientiertem Yoga unter physiotherapeutischer Leitung für ambulante und stationäre Patient*innen anbieten zu können.
Physio-/ Bewegungstherapie
Zahlreiche Studien konnten nachweisen, dass Sport und körperliche Betätigungen positive Effekte auf die Genesung bei einer Reihe psychischer Erkrankungen haben. Aufgrund der engen Verbindung von Körper und Psyche sowie den nachgewiesenen positiven Auswirkungen bewegungstherapeutischer Maßnahmen auf psychische Erkrankungen ist die Physiotherapie ein fester therapeutischer und strukturgebender Bestandteil unseres Behandlungskonzeptes. Unsere Patient*innen haben die Möglichkeit in Gruppentherapien wie Hockergymnastik, Yoga, Nordic Walking, Atemtherapie und Zirkeltraining, ihre Körperwahrnehmung zu schulen, ihre Fitness zu verbessern und dadurch ihre persönlichen Ressourcen wieder zu entdecken und aktiv zu nutzen. Individuell werden Einzeltherapien zur diagnosespezifischen Unterstützung des Genesungsprozesses angeboten.
Musiktherapie
Musik löst Gefühle aus. Wir fühlen uns angezogen oder wollen uns abwenden, Erinnerungen werden wach und Wünsche nach Ausdruck tauchen auf – ohne Worte.
Musiktherapie ist eine Behandlungsmethode, die mithilfe der Kraft der Musik die Gesundheit von Körper und Geist wiederherstellen oder erhalten hilft. In Einzel- oder Gruppentherapien helfen wir unseren Patient*innen mittels rezeptiver (d.h. Musik hören) sowie aktiver Methoden (Instrumente spielen / seine Stimme einsetzen) wieder in Verbindung mit ihren eigenen Gefühlen, Erinnerungen und vielleicht längst vergessenen Ressourcen zu treten und dem Wunsch nach Ausdruck dessen einen Raum zu geben.
Im gemeinsamen Gespräch zwischen Therapeut*in und Klient*in wird das Gehörte und Erlebte reflektiert.
Im Veränderungsprozess können Patient*innen auch mit Hilfe von Improvisationen auf einfach zu spielenden Instrumenten ihre Konzentrationsfähigkeit, Körperwahrnehmung, Achtsamkeit und Selbstbewusstsein stärken. Und das Spiel in der Gruppe kann ein starkes Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit vermitteln, welches viele unserer Patient*innen oft schon länger nicht mehr erlebt könnten.
Ergotherapie
Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Krisen verlieren in schweren Krankheitsphasen häufig den Bezug zu ihren Ressourcen und/oder Fähigkeiten. Ziel der Ergotherapie ist es die Handlungsfähigkeit von Menschen insbesondere in den Wichtigen Bereichen der Selbstversorgung, Produktivität und Alltagsgestaltung zu stärken.
In unserer Klinik bieten wir unseren Patient*innen im Rahmen der ergotherapeutischen Behandlung eine breite Vielfalt an Angeboten, Materialien und Handwerkstechniken zur Verfügung. Von Holz über Seidenmaltücher, vielen verschiedenen Farben, Stiften und Papieren bis hin zum Ton mit eigenem Brennofen und vieles mehr. Ebenfalls werden durch Assessments individuelle Ziele gemeinsam mit den Patient*innen erarbeitet und diese bei der Umsetzung der Ziele unterstützt. Weiterführende Angebote wie Genusstraining, Entspannungsübungen und Alltagstraining werden in Einzel- oder Gruppentherapie angeboten.
Sozialarbeiterische Begleitung
Oft fallen im Rahmen einer psychiatrischen Behandlung bei Patient*innen und deren Angehörigen unterschiedlichste soziale Frage- und Problemstellungen auf. Für die Klärung dieser Belange stehen Ihnen unsere Mitarbeiter*innen des Sozialdienstes während der Behandlung von Beginn an unterstützend zur Seite.
Die individuelle Beratung, Anbindung und Organisation weiterführender Hilfen zur Vermeidung wiederkehrender Krankenhausaufenthalte stehen dabei im Mittelpunkt unserer Arbeit.
Konkret bedeutet dies, dass pflegerische, sozial- und suchttherapeutische und/oder berufliche Maßnahmen in gemeinsamer Arbeit in die Wege geleitet werden. Hierbei spielt vor allem auch die Erarbeitung und Stärkung patienteneigener Ressourcen eine wesentliche Rolle. Darüber hinaus unterstützen wir unsere Patient*innen aber auch bei akuten psychosozialen Notlagen (Wohnungslosigkeit, Schulden, Mittellosigkeit etc.) sowie bei der Klärung und Beantragung finanzieller Hilfen zur Sicherung des Lebensunterhalts (ALGI, II, Grundsicherung, Krankengeld etc.).
Tiergestützte Therapie
Wir bieten mit unserem Therapiehund Melly tiergestützte Therapien an. Der Kontakt mit dem Hund wirkt auf Patientinnen und Patienten beruhigend. Sie genießen die Aufmerksamkeit, freuen sich über die Zuwendung, fühlen sich akzeptiert und geborgen. Der positive Effekt: Verantwortungsbereitschaft und Motivation steigen, die Körperwahrnehmung verbessert sich und das Selbstwertgefühl nimmt zu.
Mehr zur tiergestützten Therapie der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik können Sie in unserem Flyer nachlesen.