Veröffentlicht am

Im digitalen Kreißsaal: „Mehr Zeit für unsere Mütter und Babys“

Ab sofort digital - seit 35 Jahren arbeiten Hebamme Annette Müller und Oberärztin Angelika Reinl in der Geburtsklinik des Vivantes Klinikum Kaulsdorf zusammen. Seit Februar 2023 ist auch ihr Kreißsaal digitalisiert – was das für Klinikpersonal und werdende Mütter geändert hat, erklären sie im Interview.

Frau Müller, wie waren für Sie als Hebamme die ersten Wochen im digitaler Kreißsaal?

Hebamme Annette Müller: „Sehr gut! Wir als Hebammen haben jetzt das CTG aller werdenden Mütter und Babys von allen Räumen aus im Blick. Das heißt, die Herzfrequenz des Babys im Bauch und auch die Wehentätigkeit der Mutter können wir auch aus anderen Arbeitsräumen sehen. Was wir schon nach wenigen Wochen sagen können: Diese digitale Umstellung hilft uns wirklich. Es macht die Geburt bei uns sicherer und spart uns Zeit. Dafür haben wir mehr Zeit für unsere Patientinnen. Denn unsere Muttis und Babys sind für uns das Wichtigste.“

"Diese digitale Umstellung hilft uns wirklich. Es macht die Geburt bei uns sicherer und spart uns Zeit."

Und wie wird konkret Zeit gespart?

Annette Müller: „Wir sparen uns handschriftliche Dokumentation und das Hin- und Herlaufen, also Wege: Wir brauchen nicht so oft die Zimmer zu wechseln, um einen Blick auf den Ausdruck des CTGs zu werfen. Denn das gibt es ja nicht mehr in Papierform, sondern nun gibt es in jedem Arbeitszimmer Monitore mit CTG-Kurven, natürlich datenschutzkonform anonymisiert. Also: Meinen Kopf zu heben genügt, um zu wissen, dass auch in den anderen Kreißsälen gerade alles in Ordnung ist.“ 

Daten in Echtzeit abrufen - von überall im Krankenhaus

Ärztin Angelika Reinl: „Ich als Ärztin kann mich auch meiner Berechtigung von jedem Computer im Klinikum in Echtzeit das CTG meiner Patientin abrufen – ich muss dazu nicht mal im Kreißsaal sein. Wenn Annette mich anruft und ich zum Beispiel gerade in der Rettungsstelle bin, kann ich schnell ins digitale CTG hineinschauen.“

angelika_reinl-csm_KHD_333ed6a264

Früher haben wir selbst Kurven eingezeichnet und den Geburtsverlauf handschriftlich dokumentiert. Das war ja auch fehleranfällig! Vom digitalen System wird dies jetzt fast wie von selbst als Teil des Geburtsberichtes in die elektronische Patientenakte übernommen.

Oberärztin, Vivantes Klinikum KaulsdorfDipl. med. Angelika Reinl

Warum wird ein CTG zur Geburt gemacht?

Wenn eine Schwangere zur Geburt ins Krankenhaus kommt, wird meist erst einmal ein CTG gemacht. Ein CTG (Kardiotografie) zeichnet die Herzfrequenzen des ungeborenen Kindes und die Wehentätigkeit der werdenden Mutter auf. Die obere Linie zeigt die Herztöne des Babys, die untere zeigt mögliche Wehen der Mutter an. Auch Kindsbewegungen sind zu sehen.  

 

Was ändert sich für die werdenden Mütter?

Annette Müller: „Vor allem sind Mütter unter der Geburt bei uns nun noch sicherer, weil wir sie von fast überall im Blick haben. Die werdenden Mütter können jetzt auch selbst die CTG-Kurven am Monitor beobachten. Das ist für sie und auch für Begleitpersonen ganz schön.“

Und auch die Dokumentation ist jetzt digital und nicht mehr handschriftlich?

Angelika Reinl: „Ja, zum Beispiel brauchen wir die CTG-Kurven nicht mehr einzuscannen. Auch das kostete bisher Zeit. Das waren oft lange Ausdrucke auf dem speziellen Thermopapier. Das bedeutet auch: Wir sparen Papier und das ist ja gut fürs Klima! Die Daten kommen stattdessen gleich - schwupps - digital ins Partogramm.“

Was ist ein Partogramm und wie funktioniert das jetzt?

Angelika Reinl: „Das Partogramm ist bei uns in der Geburtshilfe dazu da, zu erkennen, wie der Geburtsverlauf ist und ob medizinische Maßnahmen wichtig sind. Früher haben wir dort selbst Kurven eingezeichnet. Das war ja auch fehleranfällig! Vom digitalen System wird dies jetzt fast wie von selbst als Teil des Geburtsberichtes in die elektronische Patientenakte übernommen.“

Frau Müller, Sie sind ja nun seit 39 Jahren Hebamme – war die digitale Umstellung für Sie schwierig?

Annette Müller: „Im Gegenteil, das war für mich ziemlich einfach. Nach zwei Tagen Schulung konnte ich prima mit dem System arbeiten. Die Digitalisierung ist für uns eine sehr gute Unterstützung zu unserem Handwerk. Es gab ja auch immer wieder in den vergangenen Jahrzehnten Innovationen und mehr Technik in der Geburtshilfe. Ich kann nur alle ermutigen, offen zu sein und digitale Unterstützungen nutzen!“

 
   
Welche Kreißsäle sind schon digital?

Bald sollen alle sechs Berliner Geburtskliniken von Vivantes digital sein. Aktuell sind schon das Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum, das Vivantes Klinikum im Friedrichshain und das Vivantes Klinikum Kaulsdorf umgestellt. Die anderen drei Standorte folgen ab 2023 bis 2024.

 

Zu den Vivantes Geburtskliniken

Zur Pressemitteiulung zur "Digitalisierung imKreißsaal" 

     

Dieses Projekt wird als Teil des Krankenhauszukunftsgesetzes von der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung sowie von NextGenerationEU gefördert.

 

Zur Pressemitteilung

 

Fotos: Kevin Kuka, Annette Müller Vivantes