Migräne mit Aura: Auslöser & Symptome

Frau Dr. Radtke, was ist eine Migräne-Aura?
Eine Migräne-Aura ist eine vorübergehende neurologische Funktionsstörung, die während eines Migräne-Anfalls, aber auch ohne Kopfschmerzen, auftreten kann.
Bei einer Migräne mit Aura: Was sind die Ursachen?
Bei der Entstehung einer Migräne-Aura sind vermutlich mehrere Mechanismen beteiligt, die während eines Migräne-Anfalls im Gehirn ablaufen. Über eine Aktivierung der schmerzleitenden Nervenfasern und Schmerzzentren im Gehirn werden verschiedene Botenstoffe, so genannte Neurotransmitter, ausgeschüttet. Diese sogenannte Schmerzkaskade löst wiederum eine Entzündung der Hirngefäße und damit eine vorübergehende Durchblutungsstörung der Hirnrinde aus. Die Symptome der Migräne-Aura entstehen vermutlich durch eine Erregungswelle, die über die Hirnrinde läuft und zu einer vorübergehenden Störung führt.
Trigger für Migräne mit Aura
Gibt es auch äußerliche Faktoren, die eine Migräne mit Aura auslösen können?
Viele Patient*innen kennen Auslöser, so genannte Trigger, die bei ihnen zu einem Migräne-Anfall führen können. Das sind zum Beispiel:
- unregelmäßiger Schlaf
- längere Phasen ohne ausreichend zu essen und zu trinken
- Stress
- starke psychische oder körperliche Belastungen
- bestimmte Reize wie Flackerlicht oder schlechte Luft in stickigen Räumen
- Alkohol, z.B. Rotwein, oder bestimmte Nahrungsmittel

In jedem Fall lohnt es sich herauszufinden, ob es spezielle Trigger für die Migräne bei einem selbst gibt, die man dann vermeiden kann.
Welche Symptome treten bei einer Migräne mit Aura auf?
Typische Symptome einer Migräne-Aura sind Sehstörungen in Form von Flimmersehen, die von den Patient*innen als Blitze, Punkte, Zacken- oder wellenförmige Bewegungen wahrgenommen werden und die sich meist langsam über das Gesichtsfeld ausbreiten. Häufig kommt es auch zu fleckförmigen Ausfällen des Gesichtsfeldes, das heißt Patient*innen sehen nur noch einen Teil der Umwelt oder einer Person. Weitere, seltenere Symptome sind vorübergehende Sprachstörungen oder Sensibilitätsstörungen, sehr selten auch Lähmungen einer Körperhälfte.

Wie lange dauern die Symptome einer Migräne-Aura?
Eine typische Migräne-Aura dauert 5 bis 60 Minuten, seltener auch mal etwas länger.
Treten die Aura-Symptome bei jeder Migräne-Attacke auf?
Etwa 15 bis 25 Prozent der Patient*innen mit Migräne kennen Aura-Symptome. Die meisten Patient*innen mit einer Migräne mit Aura kennen Migräne-Anfälle mit und ohne Aura-Symptomen. Häufig tritt die Aura vor Beginn der Kopfschmerzen auf, sie kann aber auch währenddessen oder danach auftreten. Bei Vielen tritt die Aura manchmal auch ganz ohne Kopfschmerzen auf. Das nennt man dann eine „isolierte Aura“.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und was können Betroffene bei einer Migräne-Attacke mit Aura tun?
Zur Behandlung der Migräne mit Aura werden dieselben Medikamente wie bei einer Migräne ohne Aura eingesetzt. Leichte Migräne-Anfälle lassen sich häufig gut mit Paracetamol, Ibuprofen, Aspirin und ähnlichen Schmerzmitteln behandeln. Bei Unwirksamkeit dieser Medikamente kann man spezielle Migränemittel, die so genannten Triptane einsetzen. Diese Medikamente hemmen die Botenstoffe oder Neurotransmitter, die während der Migräne-Attacke freigesetzt werden und unterbrechen dadurch die Attacke. Wichtig bei einer Migräne mit Aura ist, dass Triptane erst nach Abklingen der Aura-Symptome eingenommen werden sollten.
Außerdem kann man die Migräne mit Aura auch vorbeugend behandeln.
In jedem Fall lohnt es sich herauszufinden, ob es spezielle Trigger für die Migräne bei einem selbst gibt, die man dann vermeiden kann.

Welche Verhaltensweisen im Alltag und nicht-medikamentöse Maßnahmen können das sein, die einer Migräne mit Aura wirksam vorbeugen?
Dazu gehören regelmäßiger Ausdauersport wie beispielsweise Joggen, Schwimmen, Radfahren, die Anwendung von Entspannungstechniken wie zum Beispiel Yoga, progressive Muskelrelaxation und autogenes Training oder Biofeedback-Techniken. Auch psychologische, zum Beispiel so genannte verhaltenstherapeutische Verfahren können helfen, insbesondere wenn auch eine Depression oder eine Angststörung bestehen. Wenn man solche nicht-medikamentösen Maßnahmen regelmäßig anwendet, merkt man dann, dass die Migräne weniger häufig auftritt und Attacken weniger schwer verlaufen.
Hausmittel, Sport, Entspannung: Wenn nicht-medikamentöse Alternativen als Prophylaxe keine Wirkung zeigen, gibt es dafür auch Medikamente?
Wenn diese Maßnahmen nicht reichen, können verschiedene Medikamente zur Vorbeugung von Migräne eingesetzt werden. Dazu gehören Blutdruckmittel wie Betablocker, Antidepressiva, die auch in der Behandlung von Schmerzen gut wirksam sind, und bestimmte Mittel, die eigentlich gegen Epilepsie wirken, die aber auch in der Behandlung einer Migräne wirksam sind.
Seit einigen Jahren gibt es eine neue Behandlung mit so genannten Antikörpern gegen einen bestimmten Botenstoff, das so genannte CGRP, das während des Migräne-Anfalls ausgeschüttet wird. Antiköper sind Proteine, die diesen Botenstoff abfangen bzw. dessen Wirkung an den Nervenzellen und Hirngefäßen vermindern können. Diese Antikörper müssen regelmäßig zum Beispiel einmal im Monat oder alle paar Monate unter die Haut oder intravenös gespritzt werden.